Geldtransport-Branche arbeitet ohne behördliche Erlaubnis - Finanzdienstleistungsaufsicht schreitet aus Sorge um Bargeldversorgung nicht ein
Köln (ots)
Eine Vielzahl privater Werttransportunternehmen, darunter die wegen Betrugsverdachts in die Schlagzeilen geratene Heros arbeitet seit Jahren ohne Erlaubnis, die das Kreditwesengesetz eigentlich vorsieht, berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin [plusminus in seiner neuen Ausgabe am Dienstag, 16.05. (21.50 Uhr im Ersten). Die zuständige Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sei aber nicht eingeschritten, da die Bargeldversorgung der Bundesrepublik gefährdet sei, so die Behörde gegenüber [plusminus.
Im zunehmend privatisierten Geldent- und Geldversorgunsgewerbe holen Werttransporter Gelder bei ihren Kunden ab, zählen sie in eigenen Cash-Centern und schreiben die Summen auf Konten ihrer Kunden, die sie bei der Deutschen Bundesbank führen, gut. Da private Geld- und Werttransportunternehmen häufig Gelder verschiedener Kunden auf eigenen Firmenkonten zusammenfassen, bevor sie sie dem jeweiligen Kunden gutschreiben, brauchen sie nach dem Kreditwesengesetz (§ 1 Abs. 1a Satz 2 Nr.6 KWG in Verbindung mit §32 KWG) eine Erlaubnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Doch: "Geldeingang beim Cash-Center, Geldverarbeitung und Überweisung an den Kunden auf das Konto der Bundesbank werden bisher von keiner staatlichen Stelle kontrolliert", kritisiert Henryk Konhäuser von der privaten Sicherheitsberatung ascopert GmbH.
Der Gesetzgeber hatte solche Finanztransfergeschäfte unter die Aufsicht der Bundesanstalt gestellt, "um hierdurch immanente Geldwäscherisiken des Finanztransfergeschäfts zu minimieren", so ein BaFin-Schreiben vom 4. Mai 2000 an alle Werttransportunternehmen. Da die Branche die strengen Voraussetzungen zur Vergabe von Erlaubnissen laut BaFin fast durchweg nicht erfüllt, habe man vor einigen Monaten erkannt, dass man "mehr oder weniger der gesamten Branche auf einen Schlag die Erlaubnis (hätte) verweigern müssen. Es stand zu befürchten, dass die Bargeldversorgung hätte beeinträchtigt werden können", so die BaFin gegenüber [plusminus.
Mit der Erteilung von Erlaubnissen hätte die BaFin auch die Aufsicht über das private Werttransportgewerbe gehabt und hätte demnach deren Bücher prüfen müssen. Möglicherweise wären die mutmaßlich kriminellen Vorgängen bei der Geld- und Werttransportfirma Nordcash, einem Unternehmen der Heros-Gruppe, auf einen Blick aufgeflogen. Denn die Masche sei anhand von Buchungsbelegen, die dem Magazin vorliegen, leicht erkennbar, so [plusminus.
Erst im Februar dieses Jahres waren 25 Heros-Firmen und Privatwohnungen durchsucht worden. Leitende Heros-Mitarbeiter stehen in dem Verdacht, 350 Mio. Euro an Kundengeldern veruntreut zu haben.
Ihre Fragen beantwortet: Uwe-Jens Lindner WDR-Pressestelle Tel. 0221/220-8475
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