ARD-Exclusiv: Arbeit ja bitte - aber schwarz
München (ots)
am 1. November 2006 um 21.45 Uhr im Ersten
Die Arbeit geht uns aus. Firmen verlagern Arbeitsplätze ins Ausland, sparen ein, entlassen. Doch nur "offizielle" sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze verschwinden. Schwarzarbeit blüht: ca. 350 Milliarden Euro werden Jahr für Jahr in der so genannten Schattenwirtschaft umgesetzt. Abends onduliert die Friseurin, tapeziert der Maler, pflanzt der Gärtner, berät der Rechtsanwalt. Es werden Überstunden auch am Wochenende gemacht - gerne ohne Steuerkarte - zwischen sechs und zehn Millionen Bürger schaffen emsig , aber schwarz.
ARD-Reporterin Rita Knobel-Ulrich wählt einen besonderen Erzählstil. Sie wird selbst Teil der Handlung und lässt ihre Zuschauer an ihren Recherchen und Dreharbeiten teilhaben. Gerade weil Schwarzarbeit als Bagatelle gilt, nimmt die Autorin ihr Publikum an die Hand und stellt fest: der Skandal ist hausgemacht.
Denn Arbeit in Deutschland ist zu teuer. "Ich muss eine Woche arbeiten, um mir nur einen Tag einen Handwerker leisten zu können", sagt ein Automechaniker und rechnet vor: 100 Euro kostet die Stunde in der Werkstatt, lediglich 15 bleiben ihm. Der Rest geht drauf für Steuern, Abgaben und Auflagen aus einem Wust zu Buche schlagender Vorschriften. Kaum ein Normalverdiener kann es sich leisten, die Wohnung tapezieren zu lassen - nicht weil der Handwerker Unsummen verdient, sondern weil Staat Arbeit immens verteuert . Das NDR-Team ist mit Fahndern der Soko Zoll "Schwarzarbeit" unterwegs, die tapfer behaupten: "Wir kriegen sie alle" und doch einen fast vergeblichen Kampf führen. Sie bekommen einen Tipp und finden einen Hartz 4 Empfänger, der in einer Brotfabrik Fladenbrote backt ,wenig später ertappen sie auf der Autobahn illegale Polen hinterm Steuer zum Ärger der anderen LKW-Fahrer, die mit ihren Löhnen und Sozialabgaben nicht gegen die Billigfahrer ankommen. Dann entdecken sie junge Frauen aus Lettland und Russland, die Eisbecher und Kaffee servieren. Deutsche Serviererinnen fände er eben keine, die bereit seien, am Wochenende zu arbeiten und Überstunden zu machen, sagt der Wirt entschuldigend.
Doch Schwarzarbeit ist kein unabwendbares Schicksal. Schon im Nachbarland Österreich ist die Schwarzarbeitsquote nur halb so groß. Ein flexibles Arbeitsrecht macht die Einstellung von Arbeitnehmern nicht zum unkalkulierbaren Risiko. Arbeitslose dürfen in der Arbeitsvermittlung keine Jobs ablehnen und haben weniger Chancen, in die Schattenwirtschaft einzutreten. Warum in Deutschland dagegen die Regierung Arbeit ständig verteuert und sich an Reformen vorbeilaviert, fragt die Reporterin in Berlin nach und stellt klar: Die Rede ist nicht von Peanuts. Würde Schwarzarbeit offiziell angemeldet, entstünden acht Millionen Vollzeitarbeitsplätze!
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