Paläste im Untergrund - die Moskauer Metro
Spiegel TV-Reportage /
Montag, 20. August 2001, 23.15 Uhr
Berlin (ots)
Die U-Bahn der russischen Hauptstadt, einst unter Stalin gebaut, ist wahrscheinlich auch 66 Jahre nach ihrer Eröffnung im Mai 1935 noch immer die schönste Metro der Welt. 44 der mehr als 150 Stationen präsentieren sich als unterirdische Architekturkunstwerke, prachtvoll ausgestattet mit Marmor und Granit, Mosaiken und Skulpturen - "Paläste des Volkes", tief unter den Straßen Moskaus.
Während des Überfalls der Nazi-Wehrmacht auf die Sowjetunion dienten viele Bahnhöfe als Schutzräume vor deutschen Bombenangriffen. In den 50er und 60er Jahren wurden alle unterirdischen Stationen zu atombombensicheren Schutzräumen ausgebaut. Es war die Zeit des Kalten Krieges. Heute betreibt die Moskauer Metro ein mehr als 250 Kilometer langes Streckennetz mit 11 Linien, auf dem täglich etwa neun Millionen Menschen transportiert werden. Doch der wirtschaftliche Niedergang des Landes macht auch vor der Metro nicht halt: Viele der über 4.000 Waggons sind überaltert und reparaturbedürftig, und der U-Bahn-Betrieb bringt nicht genug Geld ein, denn fast die Hälfte der Passagiere fährt kostenlos - Rentner, Beamte, Invaliden, Weltkriegsveteranen.
"Spiegel TV"-Autorin Anna Sadovnikova hat sich in den prunkvollen Bahnhöfen umgesehen, war unterwegs mit Metrofahrern und Sicherheitspatrouillen, mit Reparaturkolonnen und Reinigungskommandos, erforschte stillgelegte Strecken und Bahnhöfe. Sie hat sich auf die Suche gemacht nach dem großen Mysterium der Moskauer Metro: In 80 Metern Tiefe wurde während des Kalten Krieges ein zweites, geheimes Metro-System angelegt - eine unterirdische Bahn nur für Funktionäre, mit eigenem Streckennetz und gesonderten Bahnhöfen.
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