SPIEGEL TV-REPORTAGE
Montag, 26. November 2001, 23.15 Uhr
Von
Richtern und Rechthabern - Wenn Nachbarn streiten
Berlin (ots)
Zank um Kiefern-Zapfen, gefräßige Schnecken, uraltes Wegerecht, störende WC-Spülung und die entscheidende Frage: Wem gehören die Steine der Terrasse? Fragen von solcher Brisanz sind es, die die Gerichte immer öfter beschäftigen - oder auch lahm legen. Und häufig stecken hinter dem aktuellen Streit noch andere, geradezu historische Zwistigkeiten. So auch bei dem juristischen Kampf um den nadelnden Baum: In Wahrheit ist die Attacke des Nachbarn, dessen Regenrinne angeblich von den Tannenzapfen der Nachbarin verstopft wird, nur die Revanche in einem 30-jährigen Streit, der mit einem groß angelegten Schneckenangriff der Kontrahentin begann, so der Kläger.
Zivilrichter, die in solchen Fällen Recht sprechen müssen, sind nicht zu beneiden. Ob die Forderung nach Mietminderung wegen angeblich zu lauter WC-Geräusche des Nachbarn oder das Beharren auf einem Wegerecht, das andere Hausbesitzer von der Straße abschneidet: Häufig liegen die Beweggründe einer Klage viel tiefer als der vordergründige juristische Anlass. Es scheint, als hätten Menschen Spaß daran, ihren Hass auszuleben und sich sowie anderen die Hölle auf Erden zu bereiten. Was ihnen meistens auch gelingt.
"Spiegel TV"-Autor Tillmann Scholl hat sich mehrere solcher Fälle genauer angesehen, konnte einen Amtsrichter bei verschiedenen Lokalterminen in Sachen Nachbarschaftsstreit begleiten und hat festgestellt: Der Maschendrahtzaun verläuft quer durch die Republik.
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