Spiegel TV-Reportage
Montag, 3. Juni 2002, 23.15 Uhr
Luden,
Richter, Mordwerkzeuge: Unterwegs im größten Gericht Berlins
Berlin (ots)
In Berlin kennt jedes Kind Moabit. Seit fast 100 Jahren gilt der Name als Synonym für das Kriminalgericht mit angrenzendem Gefängnis. Hier traten Ex-Stasi-Chef Erich Mielke, Kaufhauserpresser Dagobert, Boxer Bubi Scholz und auch "Der Hauptmann von Köpenick" vor ihre Richter. Das Gericht ist eine Ansammlung von Superlativen: größte Staatsanwaltschaft Europas, 700 Prozesse am Tag, 25 Keller mit Tausenden von Asservaten, Millionen von Akten, allein die Eingangshalle ist höher als das Brandenburger Tor.
Doch Moabit ist auch der Inbegriff einer deutschen Behörde vor dem Kollaps. Aus Mangel an Zeit und Geld werden Verfahren eingestellt, immer häufiger schließen Richter vor der Verhandlung einen Handel ab. Faxe kommen erst nach drei Tagen auf den Tisch, Computer gibt es kaum, und auf dem Dachboden regnet es auf die Akten.
"Spiegel TV"-Autorin Utta Seidenspinner begleitete Richter, Angeklagte, Anwälte, Archivare, Wachtmeister und Saaldiener, die diese Justizmaschine täglich mühsam in Bewegung halten, zusammen mit 2600 anderen Bediensteten.
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