Spiegel TV-Reportage
Montag, 4. November 2002, 23.15 Uhr
Berlin (ots)
Leben auf dem Zentralfriedhof - wie die Wiener ihre Toten feiern
Spötter behaupten, der 1. November sei der eigentliche Nationalfeiertag der Österreicher. An diesem Tag, zu Allerheiligen, pilgern insbesondere die Wiener in Scharen zu ihren Ver-storbenen. Auf dem Zentralfriedhof tummeln sich dann bis zu einer Million Menschen, der Gang aufs Grab ist ein gesellschaftliches Ereignis.
Den Rest des Jahres wird einfach nur beerdigt. Über 500 Sargträger, Totengräber, Priester und andere arbeiten täglich in der so genannten Stadt der Toten. Hier sind drei Millionen Menschen begraben, mehr als Wien Einwohner hat. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen von Särgen und Trauernden, Leichenwagen und Touristen, Sängern und Blumenlieferanten. Bis zu 30mal am Tag läuten die Glocken eine Beerdigung ein, immer unter der Obhut der Magistratsabteilung 43.
In Wien hat die Stadt ein Monopol auf den Tod. Von der Abholung bis zum Zuschaufeln des Grabes: Das irdische Dasein nach dem Ableben liegt in der Hand von Beamten, die diesen Job oft schon seit Jahrzehnten machen. Die ,,Bestattung Wien" ist ein voll integriertes Unternehmen, das sogar seine Särge selbst herstellt und vom Armenbegräbnis bis zur Bestattung von Kaiserin Zita alles möglich macht. Es ist nur eine Frage des Preises
"Spiegel TV"-Autorin Utta Seidenspinner hat die Pietät am Fließband beobachtet.
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