Spiegel TV-Reportage
Montag, 23. Dezember 2002, 23.15 Uhr
Berlin (ots)
Ausnahmezustand - Die Post im Weihnachtsstress
In den Wochen vor Weihnachten herrscht in den rund 13000 Filialen der deutschen Post Ausnahmezustand. Geschäftskunden werden belohnt, Familienmitglieder beschenkt, und alles wird von den Logistikern mit dem schwarzen Horn transportiert. Ab Mitte November verdoppelt sich die Zahl der täglich zu befördernden Briefe auf 140 Millionen, die der Pakete verdreifacht sich sogar auf insgesamt sechs Millionen täglich. Um diesen logistischen Aufwand zu meistern, muss die deutsche Post mit Ihren 230 000 Mitarbeitern Sonderschichten fahren und mehrere hundert zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. Auf der Schiene, dem Asphalt und in der Luft: die Post gibt Vollgas, und das vor allem nachts.
Eines von vielen imposanten Beispielen ist das so genannte Nachtluftpostnetz. Am Flughafen Frankfurt/Main schwebt täglich gegen Mitternacht eine Flotte gecharterter Linienmaschinen mit eiliger Fracht zu Boden. 600 Tonnen Briefe und Postkarten durchstoßen - bundesamtlich genehmigt - das Nachtflugverbot. 19 Jets sind während der sonst start- und landefreien Zeit im Luftraum über Deutschland unterwegs. In Plastiksäcken, Kunststoffkisten und Metallcontainern werden die Briefe aus 83 deutschen Briefzentren in die Mainmetropole geflogen. In nur 50 Minuten muss eine gigantische Umladeaktion über die Bühne gehen. Berlin-Tegel tauscht mit München, Münster/Osnabrück mit Köln/Bonn, Rostock-Laage mit Hannover. In Hamburg werden derweil jede Nacht riesige Sonderzüge bereitgestellt: vollgestopft mit all den Waren, die der deutsche Einzelhandel im Weihnachtsgeschäft verkaufen will und die am 24. Dezember dann hoffentlich rechtzeitig unterm Baum liegen: 500 Tonnen Lübecker Marzipan, 250 000 Einheiten Herrenduft "Für ihn" und 30 000 brandhemmende Kunststofftannenbäumchen, die Ladung nur einer Nacht. Eine ganze LKW-Armada ist bis zum 24. Dezember pausenlos im Einsatz, um Pakete und Briefe rechtzeitig in die Haushalte zu bringen. 19 000 Briefträger sorgen für die termingerechte Zustellung postalischer Weihnachtsgrüße.
Die "Spiegel TV"-Autoren Mate Spörl, Andreas Ammer und Christina Pohl, waren in den letzten Wochen vor Weihnachten in der ganzen Republik unterwegs. Sie begleiteten Briefträger durch Wattlandschaften und deutsches Hochgebirge, fuhren mit überladenen Pakettransportern durch desolate Arbeiterbezirke und betuchte Villenvororte, zeigten die Nachtarbeit in den großen Brief- und Paketzentren, dokumentierten die logistischen Großtaten des Nachtluftpostnetzes und beobachteten Kunden und Mitarbeiter in einem großen Postamt der deutschen Hauptstadt.
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