Spiegel TV-Reportage
Montag, 28. April bis 19. Mai 2003, ca. 23.15 Uhr
Berlin (ots)
28. April: Kaderschmiede für Köche - Wo die Elite am Herd gedrillt wird
Wer zu spät kommt zum Unterricht oder seine Kochjacke nicht korrekt gebügelt hat, wird nach Hause geschickt und muss den Kurs wiederholen. Harte Sitten beim CIA, dem "Culinary Institute of America". In einer der renommiertesten Kochschulen der Welt im US-Bundesstaat New York herrscht eine Disziplin wie in einer Militärakademie. In 41 Klassen büffeln die Studenten an der Koch-Universität nicht nur, wie man Fisch auf den Punkt gart, Saucen kunstvoll komponiert und Wein stilgerecht serviert, sondern auch, wie man ein Restaurant erfolgreich führt und Mitarbeiter motiviert. Wer hier nach vier Jahren einen Abschluss als diplomierter Koch erhält, dem steht die kulinarische Welt offen: Restaurants und Lebensmittel-Konzerne reißen sich um die Absolventen des CIA.
5. Mai: Die Glücksritter - Dem Hauptgewinn auf der Spur
Der Reiz am Rätseln boomt nicht erst seit der kürzlichen Renaissance der Fernseh-Quizshows. Das ganze Leben ist ein Quiz. Jeder gegen jeden - im Spiel und als Spaß. Eine kleine Schar von Gewinn-Jägern gab es schon weit vor den populären Shows. Die Teilnehmer am guten alten Preisausschreiben haben jedoch auch nicht versäumt ihre Leidenschaft zu vervollkommnen.
Wolfgang Breder aus Hannover beispielsweise fordert sein Glück gezielt und mit System heraus. Brauchen er und seine Frau ein neues Auto, so gewinnt Wolfgang das. So geschehen im Sommer vergangenen Jahres. Er hat sich einen genauen Plan erarbeitet, wie, wann und an welchen Preisausschreiben er teilnimmt. Ein Karteikartensystem erinnert ihn an den Einsendeschluss und mit kleinen Tricks, so glaubt der pensionierte Versicherungskaufmann, maximiert er die Gewinnchancen. Dicke Postkarten, aufgeklebte Sticker oder die Karte kurz vor Einsendeschluss abzuschicken, sind nur ein paar seiner Erfolgsgeheimnisse. Jeden Vormittag sitzen seine Frau und er am Wohnzimmertisch zum Karten basteln. Zehn bis fünfzehn pro Tag verschickt er. Zwei- bis dreimal die Woche klingelt der Paketpostbote an ihrer Haustür und bringt wieder einen Gewinn.
Eine SPIEGEL TV-Reportage von Bernd Gerriets auf den Spuren des Glücks - und auf der Suche nach den Tipps und Tricks, die den Glückspilz vom Pechvogel unterscheiden.
12. Mai: Null Bock auf Schule - Schwänzen, bis die Polizei kommt
"Anketten kann man sie nicht" - so oder ähnlich klingen die Ausreden der Eltern, wenn ihre Sprösslinge nicht in der Schule erscheinen. Der Landespräventionsrat Niedersachsen hat jetzt ein Anti-Schwänzer-Programm entwickelt, das etwas umständlich "Projekt zur Vermeidung unentschuldigter Abwesenheit vom Unterricht" genannt wurde. Die Polizei geht verstärkt auf Schwänzerstreife, die Schulen machen Verträge mit den Eltern und im Ernstfall soll die Ordnungsstrafe Vater und Mutter an die Schulpflicht ihrer Kinder erinnern. Denn viele Erziehungsberechtigte nehmen die gesetzlich vorgeschriebene Anwesenheitspflicht, die 12 Jahre dauert, nicht mehr ganz genau. Vor allem, wenn beide Elternteile arbeiten, ist es schwierig, die Kinder zu kontrollieren. SPIEGEL TV hat die Polizei in Hannover auf Schulschwänzerstreife beobachtet. Und jedes Mal haben die Ordnungshüter zuhauf Kinder erwischt, die in die Schule gehörten; der Jüngste war gerade mal neun Jahre alt. Im Gegensatz zu früher ist Schwänzen nicht mehr nur Schwänzen: Es ist mehr geworden, viele Kinder weigern sich völlig, die Schule zu besuchen.
19. Mai: Abrisskommando Westwall - Ein Nazi-Bollwerk verschwindet
In den letzten Monaten machte ein Bauwerk im Rentenalter mal wieder Schlagzeilen: Der so genannte Westwall. In den Jahren 1936 bis 1940 baute die Naziführung als militärische Befestigungsanlage an der deutschen Westgrenze für rund 3,5 Milliarden Reichsmark einen Betonriegel von Basel bis Kleve, entlang dem 630 Kilometer langen Grenzgebiet zu Frankreich, Luxemburg und Belgien. Auf einer Breite von teilweise fünfzig Kilometern und mehr entstanden über 20.000 Bunker, Hunderte von Stollenanlagen, Schützengräben, Panzergräben und 130 km Panzerhöcker. Militärisch hat das Bauwerk nie eine Rolle gespielt. Nach dem Ende des Dritten Reiches wurden Teile davon gesprengt und abgetragen. Die Reste wurden sich selbst überlassen und von der Natur überwuchert bzw. anderweitig genutzt. Nun heißt es, die Bundesregierung wolle insgesamt 35 Millionen Euro aufwenden, um das Bauwerk in den nächsten Jahren endgültig zu beseitigen. Denkmalspfleger, Naturschützer, Heimatforscher und Militärhistoriker aber warnen vor einer "Entnazifizierung durch Abriss". Übersehen wird dabei, dass der Eigentümer kaum Interesse daran haben kann, etwa Museumsbunker mühevoll abzureißen oder Brutstätten seltener Vogelarten zu zerstören. Denn die Bundesrepublik ist unter kuriosen und historisch einmaligen Umständen Besitzer der merkwürdigen Bauwerke geworden und bis heute per Gesetz lediglich verpflichtet, alle Maßnahmen zu ergreifen, dass niemand durch die verfallenden Bauten zu Schaden kommt.
SPIEGEL TV Autor Henry Köhler hat sich mit Geschichte und Gegenwart des "Westwalls" beschäftigt. Entlang der ehemaligen Befestigungslinie traf er auf eine Vielzahl von Kuriositäten und interessanten Museumsprojekten. Er sprach mit Umweltschützern, Museumsbetreibern, Zeitzeugen und Behördenvertretern, die Verantwortung für das ungeliebte Erbe tragen.
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