Spiegel TV-Reportage
Die Themen vom 30. Juni bis 21. Juli 2003 ab dem 30. Juni immer montags um 22.45 Uhr
Berlin (ots)
30.06.03: Showdown am Taubenschlag - Berichte vom Nachbarschaftskrieg
Mysteriöse Klopfgeräusche terrorisieren die Bewohner eines Hauses in Mülheim an der Ruhr. In Datteln streiten sich die Nachbarn um Taubenkot. Videokameras werden zur Beweissicherung eingesetzt und Holzklatschen gegen preisgekrönte Brieftauben in Anschlag gebracht. In Deutschland einen Nachbarn zu haben kann teuer werden - zum Beispiel wenn man die versperrte Einfahrt nur mit richterlicher Verfügung wieder frei bekommt. SPIEGEL TV hat sich mal wieder an die Front im alltäglichen Nachbarschaftskrieg begeben. Beim Showdown am Taubenschlag wird mit verbalen Mitteln scharf geschossen.
07.07.03: Sozialhilfedetektive - Mit Prüferinnen unterwegs in Berlin, Teil 1
In Berlin leben 270.000 Sozialhilfeempfänger, mehr als nirgendwo sonst in Deutschland. 40 Prüferinnen und Prüfer sollen sie kontrollieren, Marina Pomplun und Viola Stellmach sind zwei von ihnen. Jeden Tag gehen sie in ihrem Bezirk Steglitz-Zehlendorf auf "Kundenbesuch" und stehen plötzlich unangemeldet vor der Tür. Die Sozialhilfeempfänger müssen sich dann Fragen nach ihrer Unterwäsche, ihrem Liebesleben und ihren Essgewohnheiten gefallen lassen. Danach wird entschieden, wer etwas bekommt und wer nicht. Der Erfolg der Prüferinnen misst sich an ihren Einsparungen. Jede Sozialleistung, die nicht ausbezahlt wird, hat einen festen Preis in Euro und Cent. Und so summierten sich im vergangenen Jahr im Bezirk Steglitz-Zehlendorf nicht genehmigte Kühlschränke, Fernseher und Matratzen zu stolzen 600.000 Euro. Solche Zahlen sprechen sich herum, inzwischen gibt es überall in Deutschland Sozialdetektive. SPIEGEL TV-Autorin Utta Seidenspinner war wieder unterwegs mit den Berliner Originalen: Drei neue Folgen mit den Prüferinnen vom Berliner Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf.
14.07.03: Sozialhilfedetektive - Mit Prüferinnen unterwegs in Berlin, Teil 2
Im Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf gibt es elftausend Sozialhilfeempfänger und sieben Sozialprüfer, darunter Viola Stellmach und Marina Pomplun. Das Nobelviertel ist berüchtigt für seine individuelle Betreuung, auf jede Prüferin kommen im Schnitt 1500 Fälle, im übrigen Berlin sind es viermal so viel. Tatsächlich werden in diesem Bezirk vierzig Prozent aller Sozialhilfeanträge beanstandet. Der Berliner Finanzsenator würde deshalb am liebsten ein Heer von fünfhundert Prüfern losschicken und verspricht sich davon Einsparungen bis zu 30 Millionen Euro. Ein Drittel aller Hilfeempfänger in Berlin ist im besten Arbeitsalter zwischen 18 und 35, das stellen auch Viola Stellmach und Marina Pomplun immer wieder kopfschüttelnd fest. Da ist der 27-Jährige, den seine Freundin rausgeworfen hat und der sich jetzt stattdessen vom Sozialamt versorgen lässt. Oder die 19-Jährige, die eine komplette Wohnungseinrichtung plus Waschmaschine beantragt und auch noch die Verstopfung im Bad vom Amt beseitigt sehen will. Liegt der Fehler im System oder sind das Einzelfälle? Das fragen sich die Prüferinnen fast täglich. SPIEGEL TV-Autorin Utta Seidenspinner beobachtete sie bei ihrer Arbeit.
21.07.03: Sozialhilfedetektive - Mit Prüferinnen unterwegs in Berlin, Teil 3
24 Milliarden Euro kostet die Sozialhilfe in Deutschland pro Jahr, davon gehen zwei Milliarden an das Land Berlin. Das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf besucht im Monat rund zweihundert Sozialhilfeempfänger persönlich. Überprüft werden sollen zum einen die Bedürftigkeit, zum anderen aber häufig die Wohnverhältnisse. Rund achtzehn Prozent der Sozialhilfe-Singles, so schätzt man, leben in Wahrheit mit einem finanzkräftigen Partner zusammen. Dessen Einkommen müsste eigentlich zu dem des Hilfeempfängers dazugerechnet werden, und damit würde die Sozialhilfe gestrichen. Bei angeblichen Untermietern lautet deshalb die erste Frage: Wie wirtschaften sie? Ob die Socken gemeinsam geschleudert werden oder das Doppelbett auch doppelt bezogen ist, das entscheidet schließlich, ob den Wohngenossen auch ein Wohn-Verhältnis unterstellt wird. Kann man zum Beispiel zehn Jahre zusammen leben und trotzdem nicht zusammenleben? Ist ein fremder Mann in der Wohnung Indiz genug?
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