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Deutsche Marine - Pressemeldung (Fachartikel): 60 Jahre chinesische Marine - Anspruch und Wirklichkeit

Deutsche Marine - Pressemeldung (Fachartikel): 60 Jahre chinesische Marine - Anspruch und Wirklichkeit
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Glücksburg (ots)

Bonn - "China´s armed forces, including the People Liberation 
Armys Navy, will always be an important force in safeguarding world 
peace and development - China will never seek hegemony, nor will it 
turn to military expansion or an arms race with other nations," so 
der chinesische Präsident Hu Jintao in seiner Ansprache vor 29 
Oberbefehlshabern internationaler Marinen am 23. April 2009, darunter
auch der Inspekteur der Deutschen Marine, Vizeadmiral Wolfgang E. 
Nolting, und Admiral Gary Roughead, Chief of Naval Operations, US 
Navy. Anschließend lud der Präsident alle Vertreter der ausländischen
Marinen dazu ein, gemeinsam mit ihm von Bord des Zerstörers 
"Shijiazhuang" die Flottenparade abzunehmen, die zu Ehren des 
sechzigsten Jahrestages der Gründung der People Liberation Armys Navy
(PLA Navy) im Seegebiet vor Qingdao, dem ehemaligen deutschen 
Kolonial-Handelsstützpunkt Tsingtau, veranstaltet wurde.
Insgesamt 25 seegehende Einheiten und über 30 Flugzeuge der PLA 
Navy sowie Einheiten aus 14 weiteren Nationen nahmen an dieser bisher
größten Parade in der Geschichte der PLA Navy teil. Höhepunkte der 
Parade waren u.a. die Atom-Uboote "Langer Marsch 6" und "Langer 
Marsch 3", das neue Docklandungschiffes "Kunlunshan" sowie der neue 
südkoreanische Helikopterträger "Dokdo". Den internationalen Teil der
Flottenparade bildeten 20 Schiffe aus Australien, Bangladesch, 
Brasilien, Frankreich, Indien, Kanada, Neuseeland, Pakistan, 
Russland, Singapur, Thailand und den USA sowie das mexikanische 
Segelschulschiff "Cuauhtemoc".
Die Flottenparade war Teil der Feierlichkeiten zum 60. Geburtstag 
der PLA Navy, die insgesamt vier Tage dauerten und unter dem 
Generalthema "Harmonious Ocean" standen. Die Feierlichkeiten begannen
am 20. April 2009 mit einem Empfang des chinesischen 
Oberbefehlshabers, Admiral Wu Shengli, für alle 29 ausländischen 
Delegationen und die Kommandanten der ausländischen Schiffe, die für 
diesen Anlass im Hafen von Qingdao festgemacht hatten. Der zweite 
Tage war geprägt von einem maritimen Symposium, bei dem zahlreiche 
Oberbefehlshaber ihre Erfahrungen und Vorstellungen für einen 
"Harmonious Ocean" vorstellten.
Admiral Wu Shengli führte zu diesem Symposium ein indem er 
feststellte, dass das 21. Jahrhundert ein "Marine Century" sei und 
anschließend fünf konkrete Vorschläge für die Schaffung eines 
"Harmonischen Ozeans" unterbreitete:
1.Sicherstellen der Freiheit der Hohen See und Behandlung 
internationaler maritimer Dispute unter der ausschließlichen 
Autorität der Vereinten Nationen;
2.Stärken von Konsultationsmechanismen, um durch Verhandlungen auf 
Augeshöhe gegenseitiges Vertrauen für und bei gemeinsamen Operationen
auf See zu schaffen;
3.Aufnahme des Aspekts Maritime Sicherheit in den Auftrag aller 
Marinen, um den Bedrohungen auf See gemeinsam wirkungsvoll begegnen 
zu können;
4.Verstärken der Kooperation und des Personalaustausches, um ein 
tiefes gegenseitiges Vertrauen auf der Grundlage persönlicher 
Kontakte zu schaffen;
5.Bestehen auf einer Kombination von Verhinderung und Behandlung von 
maritimen Umweltschäden, um die natürlichen Ressourcen der Menschheit
zu schonen.
In seinem Beitrag zum Symposium stellte der Inspekteur der Deutschen 
Marine das deutsche Verständnis von vernetzter maritimer Sicherheit 
dar und unterstrich dabei, dass auf diesem Gebiet künftig Erfolge nur
durch eine signifikante Intensivierung der multinationalen 
Kooperation erzielt werden könnten. Diesen Aspekt griffen im weiteren
Verlauf des Symposiums nahezu alle hochrangigen Redner ebenfalls auf.
Der dritte Tag der Feierlichkeiten gab hinreichend Zeit und 
Gelegenheit für Besuche an Bord einzelner chinesischer Schiffe und 
der ausländischen Einheiten. Die Stimmung vor Ort war marinetypisch 
heiter und fröhlich, dabei insbesondere aber von der ausgeprägten 
Neugier der jungen chinesischen Offiziere und Unteroffiziere geprägt,
mehr über andere Marinen und Nationen zu erfahren. Deutlich zu spüren
war in diesen Tagen aber auch das hohe Selbstbewusstsein der 
chinesischen Besatzungen resultierend aus der Tatsache, dass man in 
der Lage war, den Gästen aus aller Welt moderne eigene Schiffe 
präsentieren zu können. Gleichzeitig nutzten Admiral Wu Shengli und 
die Oberbefehlshaber der von ihm zu diesem Fest eingeladenen Marinen 
die sich an diesem dritten Tag bietende Gelegenheit für bilaterale 
Gespräche zur Vertiefung der gegenseitigen Beziehungen.
Für die PLA Navy waren diese Feierlichkeiten von ganz besonderer 
Bedeutung: Zum Einen, weil nach dem alten chinesischen Kalender 
anlässlich eines 60. Geburtstages erstmals die Zyklen von Sonne und 
Mond zusammenfallen, zum Anderen, da mit diesen Feierlichkeiten 
erstmals Schritte auf dem multinationalen Parkett gewagt wurden. 
Deutlich war der Wille der chinesischen Führung zu erkennen, die 
stärker werdende PLA Navy als legitime Konsequenz der 
wirtschaftlichen und gesamtstaatlichen Entwicklung Chinas 
darzustellen, die durch die gezeigte Offenheit und Transparenz sowie 
dem festen Willen zur Kooperation auf See - so die Worte des 
Präsidenten - für keine andere Nationen eine Bedrohung darstellt. 
Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass Peking zunehmend bereit 
sein wird, seine modernisierte Flotte mit der Fähigkeit zur 
Machtprojektion bewusst und gezielt zum Zwecke des Schaffens von 
Frieden und Harmonie auf den Weltmeeren zu nutzen.
Der Blick in das Weißbuch Chinas zur Verteidigung von 2008 
unterstreicht diese beiden Tendenzen: Zum Einen wird dort die 
Verteidigung ausschließlich als Folge eines gegnerischen Angriffs 
definiert ("strike only after the enemy has struck"), zum Anderen ist
Peking dabei, Rüstungsprogramme zu verfolgen, die deutlich über 
diesen Zweck hinausgehen. Es ist dieser bestehende Zwiespalt zwischen
der heute publizierten, grundsätzlich defensiven Einstellung der 
strategischen Ebene und der künftig angestrebten Fähigkeit zur 
offensiven und pre-emptiven, vernetzten Operationsführung auf 
operativer und taktischer Ebene, der den Beobachter hinsichtlich der 
weiteren Entwicklung der chinesischen Marine - trotz des seit 2008 
zwischen China und den USA geschalteten roten Telefons - nachdenklich
in die Zukunft schauen lässt.
Gleichwohl bleibt festzustellen, dass es China mit den 
Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Gründung der PLA Navy auf eine 
ganz hervorragende Art und Weise gelungen ist, viele Marinen der Welt
an einen runden Tisch zu bringen - darunter auch die beiden 
koreanischen Marineoberbefehlshaber, die die Gelegenheit zu einem 
Handschlag und Gespräch nutzten. Als Fazit der Feierlichkeiten ist 
festzustellen, dass der erste Schritt zur Öffnung der PLA Navy 
gegenüber der Welt getan ist. Nunmehr wird es von deutscher Seite 
darauf ankommen, in naher Zukunft mit der PLA Navy in einen offenen 
Dialog einzutreten, um als erste Maßnahme zur Sicherung der 
langfristigen Zusammenarbeit beider Marinen, u.a. ein 
Austauschprogramm für junge Offiziere zu installieren.
Autor: Kapitän zur See Markus Krause-Traudes, Referatsleiter für 
Konzeption und planerische Vorgaben sowie internationale 
Zusammenarbeit im Führungsstab der Marine in Bonn
Fotos: Kapitän zur See Markus Krause-Traudes

Pressekontakt:

Presse- und Informationszentrum Marine
Oberleutnant zur See Christopher Jacobs
Telefon: 04631-666-4412/4400
piz@marine.de

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