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Deutsche Marine - Pressemeldung: Eine Frau unter Männern - Mecklenburgerin ist eine von nur zwei Frauen in der Boardingkompanie
Glücksburg (ots)
Eckernförde - Acht Soldaten in Flecktarn-Uniform seilen sich bei strahlendem Frühlingswetter von einer zwölf Meter hohen Plattform ab. Die Sonne spiegelt sich in ihren dunklen Schutzbrillen. Fast Roping heißt das im Marinejargon. Sie üben für den Ernstfall. Ihr Auftrag: Unbekanntes Terrain erkunden und durchsuchen. Genauso würden sie es auch machen, wenn sie ein Handelsschiff durchsuchen müssten. Am Boden angekommen pirscht sich Nicole H. (Name aus Sicherheitsgründen gekürzt) mit der Pistole im Anschlag über das Kasernengelände der Marine in Eckernförde. Ein Kamerad sichert ihren Rücken. In leicht geduckter Haltung geht es vorwärts. Martialisch wirken sie - die Boardingsicherungssoldaten der Spezialisierten Einsatzkräfte der Marine (SEKM).
Nur zwei Frauen in der gesamten Kompanie
Nicht viele bestehen die harte Ausbildung der Marineinfanteristen, die darauf spezialisiert sind Handelsschiffe zu durchsuchen und Schmuggelgüter sicherzustellen. Nur zwei Frauen gibt es bei dieser herausgehobenen Einheit der Deutschen Marine.
Durch Ehrgeiz und Engagement
Eine die es geschafft hat, ist Oberstabsgefreiter Nicole H. Was motivierte die 23-jährige Frau aus Kühlungsborn bei Rostock zum Eintritt in diese elitäre Truppe? Nach dem Abschluss an der Heinrich-Schreiber-Realschule in Rostock absolvierte sie zunächst eine Ausbildung: "Ich war schon immer sehr sportbegeistert und wollte einen spannenden Beruf - habe auf Anraten meines Vaters aber erst einmal Erzieherin gelernt." Nun habe sie ihren Traumberuf gefunden: "Das macht Spaß und wir haben immer Action", sagt Nicole H. mit einem Lächeln im Gesicht. Körperlich musste sie sich in der Ausbildung zwar sehr anstrengen, durch Ehrgeiz und Engagement habe sie sich aber in der Männerdomäne ohne Probleme durchgesetzt. Inzwischen sei sie voll akzeptiert.
Belohnung: Die Beförderung zum Oberstabsgefreiten
"Sie ist eine unserer Besten", betont Christian Dürr. Der Kapitänleutnant ist Chef der Boardingkompanie. Ihm unterstehen knapp 80 Männer und zwei Frauen. Die Tätigkeit sei für Frauen grundsätzlich kein Problem. "Voraussetzung sind vor allem die körperliche Belastbarkeit und Teamfähigkeit", ergänzt Dürr. All das sei bei Nicole H. gegeben. "Sie ist sogar so gut, dass wir sie als Belohnung zum Oberstabsgefreiten befördert haben - davon gibt es bei uns nur zwei", sagt Dürr.
Eine große Familie
Schon bald nach Beendigung der Ausbildung zog Nicole H. in ihren ersten scharfen Einsatz. "Ich war auf der Fregatte "Niedersachsen" während eines NATO-Einsatzes als Sicherungssoldatin eingesetzt." Höhepunkt sei dabei der Besuch der Vereinigten Staaten gewesen. "Es war zunächst eine harte Umstellung aufgrund der engen Verhältnisse an Bord des Schiffes, wir haben aber alle sehr gut im Team gearbeitet", sagt Nicole H. und ergänzt: "Und die Bordbesatzung ist wie eine große Familie - jeder hilft jedem und die Soldaten stehen sich zur Seite."
Zukunftswunsch: Rettungssanitäterin
Obwohl ihr die Freude an der Arbeit anzumerken ist, bleibt Nicole H. realistisch: "2011 ist Schluss, dann habe ich meine acht Jahre beendet." Da sie sich bei der Boardingkompanie als Sanitäterin qualifiziert hat, will sie später als Rettungsassistentin arbeiten. "Mir fehlen noch einige Voraussetzungen dafür. Ich werde mich aber mit Hilfe des Berufsförderungsdienstes der Bundeswehr weiter auf den Beruf der Rettungsassistentin vorbereiten."
Der goldene Einsatz
Sie beginne schon 2010 mit diversen Lehrgängen, mit denen die Marine ihre Soldaten auf Zeit (SaZ) für das spätere Berufsleben wappnet. Vorher gebe es aber noch ein besonderes Highlight: "Ich gehe noch in meinen goldenen Einsatz an das Horn von Afrika, um dort Schiffe zu kontrollieren und die Handelsschifffahrt vor Piraten zu schützen", sagt Nicole H. abschließend.
Hintergründe zur Boardingkompanie
Die Boardingkompanie gehört neben der Minentaucher- und Kampfschwimmer-Kompanie zu SEKM. Zu den internationalen Schutz- und Überwachungsaufgaben der Marine gehören insbesondere die Kontrolle und Durchsuchung verdächtiger Seefahrzeuge. Ein unbekanntes Terrain und eine möglicherweise feindlich gesinnte Besatzung stellen für die an Bord gehenden Boardingteams ein erhebliches Gefahrenpotenzial dar. Zu diesem Zweck absolvieren die Boardingsicherungssoldaten ein umfangreiches Ausbildungsprogramm.
Die Einheit besteht aus sehr gut ausgebildeten Marineinfanteristen, die auf das Durchsuchen von Handelsschiffen und das Sicherstellen von Schmuggel- und Embargogütern spezialisiert sind. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag beim Durchsetzen von Einsätzen im Rahmen der Krisenprävention und Konfliktverhütung.
Die Boardingkompanie dient auf den Fregatten der Einsatzflottille 2 aus Wilhelmshaven, kann aber auch an Land mit Einheiten der Seeluftstreitkräfte zusammenarbeiten oder bei höheren Gefährdungsstufen mit den Kampfschwimmern kooperieren.
Boardingsicherungssoldaten sind einzigartig in der Bundeswehr und aufgrund ihrer körperlichen Fähigkeiten, der breit angelegten Ausbildung und der hervorragenden waffentechnischen Ausrüstung für wechselnde Einsatzoperationen qualifiziert.
Autor: Nils Look und Arne Krüger, Presse- und Informationszentrum Marine Fotos: Nicole Muthmann, Presse- und Informationszentrum Marine
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