Bundesdelegiertenversammlung des WEISSEN RINGS in Fulda
Zypries: "Ehrenamtliche Opferhelfer unverzichtbar"
Fulda/Mainz (ots)
Vor mehr als 200 Teilnehmern der Bundesdelegiertenversammlung des WEISSEN RINGS in Fulda betonte Bundesministerin Brigitte Zypries, dass der Schutz der Opfer von Gewalt ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen sei, dass der Staat alleine nicht übernehmen könne. "Wir sind auf Menschen wie Sie angewiesen, die mit unverzichtbarem Engagement Kriminalitätsopfern helfen, Mut machen und neues Vertrauen geben."
Brigitte Zypries tritt seit Jahren für mehr Opferschutz ein. In ihrem Grußwort verdeutlichte sie die besondere Stellung, die der WEISSE RING als anerkannter Experte in Sachen Opferschutz für die Politik einnimmt. Sie betonte gerade die Stärke der ehrenamtlichen Opferhilfe. Die Ministerin, selbst seit vielen Jahren Mitglied im WEISSEN RING, stellte den Delegierten einen Gesetzesentwurf vor, der Verbesserungen für die Opfer von Kriminalität und Gewalt im Strafverfahren mit sich bringen soll. Hierbei seien zahlreiche Anregungen des WEISSEN RINGS aufgegriffen worden. So soll auch der Anspruch auf einen Opferanwalt auf Staatkosten auf alle schwer betroffenen Opfer ausgedehnt werden. Einen Schwerpunkt in der Stärkung der Opferrechte sieht die Ministerin, wie auch der WEISSE RING, im besonderen Schutzbedürfnis jugendlicher Opfer. Auch die Daten von Opferzeugen müssen besser geschützt werden, weil in der derzeitigen Praxis nicht immer sensibel genug damit umgegangen wird.
"Ehrenamtlichkeit ist der Kern unseres Selbstverständnisses", brachte es der Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS Prof. Dr. Reinhard Böttcher auf den Punkt. Ebenso wichtig für die interne Vereinskultur sei aber auch der Respekt vor der eigenen Geschichte und so war es eine besondere Freude, unter den Anwesenden auch das Gründungs- und Ehrenmitglied Dr. Alfred Stümper begrüßen zu dürfen. Böttcher bat die Delegierten um ein "Signal der Erneuerung und Ermutigung für alle, die sich in der Opferhilfe engagieren", aber auch für diejenigen, die Opferhilfe notwendig bräuchten. Mit Blick auf die vergangenen beiden Jahre verwies der Bundesvorsitzende auf die Ausweitung der Unterstützung für Kriminalitätsopfer. Dabei seien die immateriellen Hilfen das Wichtigste, was sich Menschen geben können: Zeit und Zuwendung.
Siegfried Kauder, MdB und Mitglied im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages, wies darauf hin, dass "es mehr als eine noble Geste ist, Opfern von Straftaten zu helfen". Als Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des WEISSEN RINGS betonte er, dass der gemeinnützige Verein es sich zur Aufgabe gemacht habe, bereits verabschiedete Gesetze in das Bewusstsein der für die praktische Anwendung Verantwortlichen zu tragen. Noch würden beispielsweise zu wenige Juristen um die Rechte von Opferanwälten oder die Feststellung von Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüchen bereits im Strafverfahren wissen. Dennoch erkannte er an, dass durch die Politik in den vergangenen zwei Legislaturperioden viel im Opferschutz bewegt wurde. Dennoch müssten aber bestehende Lücken z. B. in der gesetzlichen Opferentschädigung endlich geschlossen werden. So bekämen Deutsche, die im Ausland Opfer einer schweren Straftat wurden, noch immer keine Entschädigung vom deutschen Staat. "Das ist ungerecht", so Kauder, der darauf verwies, dass ausländische Opfer einer in Deutschland begangenen Straftat vielfach Hilfe erhielten.
Der Niederländer Jaap Smit, Präsident des Victim Support Europe, sprach über die Arbeit des europäischen Dachverbandes von Opferhilfs-Organisationen, dem auch der WEISSE RING angehört. Man möchte gemeinsam erreichen, dass der Opferschutz im 5-Jahres-Plan der EU ab 2009 wieder eine "gebührende Erwähnung" findet. Opfer wurden zu lange als relativ unwichtig behandelt. Doch gerade sie - und nicht die Täter - sollten nach dem Verbrechen die Hauptrolle bekommen. Opfer verlieren das Vertrauen ins Rechtssystem, wenn sie nicht ernst genommen und respektiert werden.
Bundesvorstandsmitglied Dr. Helgard van Hüllen betonte die Wichtigkeit der Aus- und Weiterbildung der ehrenamtlichen Opferhelfer im WEISSEN RING. In den Seminaren wird eine professionelle Basis erstellt, um den Opfern von Kriminalität und Gewalt kompetent und menschlich helfen zu können. Van Hüllen stellte als Fachbeiratsvorsitzende dieses Bereiches das erweiterte Aus- und Weiterbildungsprogramm des WEISSEN RINGS ab 2009 vor, das sich an künftig aus Brüssel kommende Richtlinien zur Opferarbeit orientiert. Der WEISSE RING, der an der Erarbeitung dieser Kompetenzen beteiligt ist, stelle somit die Weichen für die künftige professionelle Opferarbeit. Dem ehrenamtlichen Engagement der Opferhelfer komme in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu.
Schatzmeister Franz X. Wanninger stellte den Delegierten die finanzielle Situation des Vereins vor. Den Opfern und ihren Angehörigen konnte, auch in finanzieller Hinsicht, ausreichend Hilfe gewährt werden. Im vergangenen Jahr brachte der WEISSE RING erstmalig einen Jahresbericht als Nachfolger des bisher erstellten Finanzberichtes heraus, der ausführlich und transparent die Arbeit, die Arbeitsweise und die finanziellen Verhältnisse einer breiten Öffentlichkeit präsentiert.
Nach dem Motto "Vorbeugung ist der beste Opferschutz" wird der WEISSE RING seine Präventionsmaßnahmen verstärken. Er ist auch ständiger Veranstaltungspartner des Deutschen Präventionstages, der 2009 in Hannover stattfindet.
Das höchste Gremium des gemeinnützigen Vereins setzt sich aus 200 gewählten ehrenamtlichen Mitarbeitern aus ganz Deutschland und dem Bundesvorstand zusammen. In Fulda berieten die Delegierten über eine Vielzahl von Anträgen, die wichtige vereinsstrukturelle Verbesserungen zum Inhalt hatten. Dabei stand die Wahl eines weiteren Rechnungsprüfers ebenso auf der Tagesordnung wie Modifizierungen bei organisatorischen Abläufen bei Versammlungen in den Landesverbänden. Die Leitung der Versammlung hatte Heinz-Werner Arens, ehemaliger Landtagspräsident von Schleswig-Holstein inne.
Der WEISSE RING hat seit 1976 mit derzeit 420 Anlaufstellen ein bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufbauen können. Mehr als 3.000 ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite, leisten menschlichen Beistand und persönliche Betreuung, geben Hilfestellung im Umgang mit den Behörden und helfen den Geschädigten auf vielfältige Weise bei der Bewältigung der Tatfolgen. Im kommenden Jahr richtet der Verein ein bundesweites Opfer-Telefon ein, um allen hilfesuchenden Kriminalitätsopfern einen schnellen und leicht zugänglichen Kontakt zum WEISSEN RING zu ermöglichen.
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