22. März: Tag der Kriminalitätsopfer
Stopp der Kriminalität: Schutzfaktor Vorbeugung
WEISSER RING fordert mehr Mittel für kriminalpräventive Maßnahmen
Mainz (ots)
"Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif. Wer erforderliche personelle Kapazitäten, notwendige Sachmittel und die wichtige Aufklärung der Bevölkerung dem Rotstift opfert, nimmt billigend ein hohes Kriminalitätsniveau und das Leid hunderttausender Opfer in Kauf", erklärte Roswitha Müller-Piepenkötter, Bundesvorsitzende des WEISSEN RINGS, anlässlich einer Pressekonferenz zum Tag der Kriminalitätsopfer in Berlin.
Rund 6 Millionen registrierte Straftaten Jahr für Jahr, hunderttausende vielfach schwer betroffene Menschen, die als Opfer skrupelloser Straftäter oft ihr Leben lang unter den seelischen, körperlichen und wirtschaftlichen Folgen kriminellen Handels zu leiden haben. Millionen von Geschädigten, die durch Diebe und Betrüger um ihr Hab und Gut gebracht werden.
Eine beschämende Bilanz für ein modernes Gemeinwesen, die zu einem weit verbreiteten Unsicherheitsgefühl in der Bevölkerung führt und damit das Vertrauen der Bürger und Bürgerinnen in den Rechtsstaat gefährdet. Kriminalität und Gewalt sind keine "Selbstverständlichkeiten", wie uns manche für die Sicherheit in unserem Lande zuständigen Politiker weiß machen wollen, mit denen wir uns abzufinden haben und zu deren Bekämpfung mangels finanzieller und personeller Ressourcen halt nicht mehr getan werden könne.
Nur ein Euro pro Bundesbürger pro Jahr ist zu wenig
Wenn für die Gewährleistung der Sicherheit jedes einzelnen Bürgers in einem ganzen Jahr - grob geschätzt - noch nicht einmal ein Euro für kriminalpräventive Maßnahmen im Bund, in den Ländern und in den Kommunen ausgegeben wird, dann ist das ein Armutszeugnis für einen Rechtsstaat, zu dessen Aufgaben es auch gehört, seine Bürgerinnen und Bürger vor kriminellen Gefahren zu schützen.
Natürlich ist auch jeder Einzelne aufgefordert, sich selbst wirksam vor kriminellen Übergriffen zu schützen, doch besteht eine wohl unbestrittene Verpflichtung staatlicher Stellen, Steuergelder in ausreichendem Maße dafür einzusetzen, das Gefährdungspotential durch präventive Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren.
Der WEISSE RING kritisiert seit langem, dass gerade bei der Kriminalitätsvorbeugung viel mehr als bisher geschehen muss. Anstelle zumeist auf fehlende Haushaltsmittel zu verweisen, sollten die im Bund, in den Ländern und in den Kommunen für die Sicherheit Verantwortlichen die Prioritäten in der Ausgabenpolitik im Hinblick auf die Reduzierung von Gefährdungssituationen einmal mehr auf den Prüfstand stellen.
Geeignete und praktikable Maßnahmen wirksamer Vorbeugung können u. a. sein:
- Ein ständiger Dialog mit Kindern und Jugendlichen über kriminelle Gefahren, gerade auch im Internet - Einprägsame Botschaften zu allen Formen des Schutzes vor kriminellen Übergriffen via TV- und Rundfunkspots und anderen Ansprache-Möglichkeiten - Häufigere niederschwellige Informationsveranstaltungen zu Themen der Vorbeugung, insbesondere für ältere Mitbürger - Höhere Sicherheitsstandards im Städte- und Wohnungsbau, so z. B. durch Beseitigung von Risikobereichen und -situationen - Steuerliche Vergünstigungen bei Nutzung von Sicherungsmöglichkeiten im privaten Bereich - Aufstockung im Bereich der "sichtbaren" Polizei
Opferperspektive in der Kriminalitätsvorbeugung
Kriminelle Gefahren frühzeitig erkennen und sich wirksam davor schützen ist ohne Zweifel der beste Opferschutz. Denn keine weitere Straftat heißt auch: Kein weiteres Opfer, keine erneute Opferwerdung, kein weiterer Schaden - und damit insgesamt ein Mehr an Sicherheit und Sicherheitsgefühl.
Als die Einrichtung der Opferhilfe ist der WEISSE RING auf dem weiten Feld der Bemühungen um Kriminalprävention weitaus mehr als nur ein Akteur unter vielen. Er kann wie keine andere Einrichtung die Opferperspektive die Ideen und Forderungen der Opferhilfe und des Opferschutzes in die gesamtgesellschaftliche Aufgabe "Kriminalitätsvorbeugung" einbringen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WEISSEN RINGS erleben, wie Kriminalitätsopfer empfinden, leiden und wie andere mit ihnen umgehen. Sie kennen die Ängste, Gefühle, Einstellungen und Haltungen der Opfer. Daraus ergibt sich ein Erfahrungswissen, gerade auch für die Kriminalitätsvorbeugung, das nur der WEISSE RING hat: Basis seiner Kriminalitätsvorbeugung sind die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der individuellen Opferarbeit.
Menschen wollen in Sicherheit leben
Die Stärkung des Vorbeugungsgedankens zählt wie die direkte Opferhilfe zu den Satzungszielen des WEISSEN RINGS. Bei ihrer vielfältigen Arbeit mit Kriminalitätsopfern und deren Angehörigen erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des WEISSEN RINGES unmittelbar, dass Sicherheit zu den Grundbedürfnissen der Menschen gehört und zentraler Bestandteil ihrer Lebensqualität ist. Die Menschen wollen in Sicherheit leben und vor Kriminalität geschützt werden. Sie wollen nicht Opfer werden und wollen deshalb wissen, wie sie sich vor Straftaten schützen können.
Der Slogan "Schutzfaktor Vorbeugung" kennzeichnet das Jahresthema 2013 des WEISSEN RINGS und will das öffentliche wie private Bewusstsein für kriminalpräventives Verhalten stärken.
Im Rahmen der Schwerpunktbereiche - Zivilcourage - Gewalt gegen Kinder - Internet-Gefahren - Wohnungseinbruch/Diebstahl
vermittelt der WEISSE RING gemeinsam mit dem Programm Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) wertvolle Informationen und wichtige Tipps zum richtigen Verhalten und stellt beispielhafte Projekte vor, wie z. B. die langfristig angelegte Kampagne "Missbrauch verhindern!", die Kinder vor sexuellen Übergriffen schützen will und zugleich konsequente Strafverfolgung sowie praktische Opferhilfe gewährleisten soll.
Tag der Kriminalitätsopfer
Der alljährliche "Tag der Kriminalitätsopfer" (22. März) erinnert an die persönliche, rechtliche und wirtschaftliche Situation der durch Kriminalität und Gewalt geschädigten Menschen, die auf Schutz, praktische Hilfe und Solidarität unseres Gemeinwesens angewiesen sind. Der WEISSE RING stärkt mit diesem Signal seit vielen Jahren das öffentliche Bewusstsein und fordert Politik, Justiz und Verwaltung zum Handeln auf. Inzwischen ist dieser Tag für viele Menschen zu einem weithin sichtbaren Zeichen gesellschaftlicher Verantwortung geworden.
Der WEISSE RING - Opfer-Telefon 116 006
Der WEISSE RING hat seit 1976 mit mehr als 400 Anlaufstellen ein bundesweites Hilfsnetz für Kriminalitätsopfer aufgebaut. Rund 3.000 ehrenamtlich tätige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Opfern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite, leisten menschlichen Beistand und persönliche Betreuung, geben Hilfestellung im Umgang mit den Behörden und helfen den Geschädigten auf vielfältige Weise bei der Bewältigung der Tatfolgen. Dazu zählen u. a. Hilfeschecks für eine für das Opfer jeweils kostenlose frei wählbare anwaltliche bzw. psycho-traumatologische Erstberatung sowie eine rechtsmedizinische Untersuchung, Übernahme von Anwaltskosten, Erholungsmaßnahmen in bestimmten Fällen sowie direkte finanzielle Unter-stützungen in tatbedingten Notlagen.
Mehr Informationen zur Opferhilfe in Deutschland unter www.weisser-ring.de.
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