42 Prozent der Bevölkerung haben Gewalt gegen Beschäftigte miterlebt
Kooperation von WEISSEM RING und DGB bietet Hilfe für Betroffene
Mainz (ots)
42 Prozent der Bevölkerung haben bereits körperliche oder verbale Gewalt gegen Beschäftigte im Dienst der Gesellschaft miterlebt. Im öffentlichen Dienst berichten gar 64 Prozent der befragten Beschäftigten von Beleidigungen, Bedrohungen bis hin zu körperlichen Angriffen. Beides sind Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage, die der DGB heute vorgelegt hat. Um Betroffene besser zu unterstützen, starten DGB und WEISSER RING eine Telefon-Hotline.
Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack sagte am Donnerstag in Berlin:
"Die Beschäftigten in öffentlichen Bereichen sind immer öfter Blitzableiter für die persönliche Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land. Die Ursachen liegen auf der Hand: akuter Personalmangel, marode Infrastrukturen und komplizierte Verwaltungsvorgänge - jahrzehntelang wurde die Daseinsfürsorge kaputtgespart und im Ergebnis hat der Staat regelmäßig Schwierigkeiten, seine Aufgaben zu erfüllen. Dagegen brauchen wir dringend mehr Investitionen der öffentlichen Hand: für mehr Personal, in den Ausbau einer modernen, digitalen Verwaltung, in flächendeckende Bildung, Pflege und Krankenversorgung, in einen funktionierenden Nah- und Fernverkehr und natürlich auch in Sicherheit. Der Staat muss für die Menschen greifbar sein und das Leben spürbar besser machen. Der aktuelle Sparkurs der Bundesregierung ist da vollkommen kontraproduktiv.
Klar ist auch, dass stärker als bisher in die Sicherheit der Beschäftigten investiert werden muss. Das bedeutet, alle Vorfälle konsequent zu erfassen und zu ahnden, die Kolleginnen und Kollegen regelmäßig in puncto Deeskalation und Prävention zu schulen. Zudem müssen wirkungsvolle Mechanismen der Nachsorge sichergestellt sein."
DGB und WEISSER RING starten Hotline für Betroffene
Der DGB macht seit drei Jahren bundesweit mit seiner Initiative "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!" auf das Thema aufmerksam. Gemeinsam mit der Opferhilfeorganisation WEISSER RING startet heute ein neues Hilfsangebot via Telefon-Hotline: Unter 0800 116 0060 können sich Beschäftigte bei Gewalterfahrungen ab sofort kostenlos und anonym professionelle Hilfe holen.
Neben der vom WEISSEN RING bereitgestellten Hotline werden künftig gemeinsame Seminare und Workshops rund um Themen der Opferhilfe und Gewaltprävention angeboten. Zielgruppen sind neben Personal- und Betriebsräten auch öffentliche Arbeitgeber.
Bianca Biwer, Geschäftsführerin des WEISSEN RINGS: "Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit dem DGB. Denn so können wir gemeinsam Menschen erreichen, die Kriminalität im Beruf erleben - egal ob es sich um die Busfahrerin handelt, die bei der Fahrt angeschrien wird oder um den Mitarbeiter am Schalter einer Behörde. Mit der direkten Hilfenummer, die der WEISSE RING dafür eingerichtet hat, kann das Hilfsangebot bundesweit kostenlos auch anonym genutzt werden. Es ist ein wichtiges Signal an die Beschäftigten: Ihr seid nicht alleine mit der Situation!"
Elke Hannack: "Der WEISSE RING ist der zentrale Experte, wenn es um Hilfe für Gewaltopfer geht. Mit unserer Kooperation möchten wir betroffene Beschäftigte zum Reden ermutigen und ihnen ein niedrigschwelliges und kompetentes Beratungs- und Unterstützungsangebot machen. Denn wir wissen, dass Betroffene viel zu oft von ihren Arbeitgebern und Dienstherren allein gelassen werden, die kaum Maßnahmen zur Gewaltprävention und zur Nachsorge anbieten."
Die repräsentative Umfrage wurde von Infratest dimap im August 2023 durchgeführt. Insgesamt wurden 1.196 Menschen befragt. Weitere Informationen zur Umfrage, zur neuen Kooperation mit dem WEISSEN RING sowie zur Initiative "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch" finden Sie auf mensch.dgb.de.
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Der WEISSE RING wurde 1976 in Mainz gegründet als "Gemeinnütziger Verein zurUnterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten e. V.". Er ist Deutschlands größte Hilfsorganisation für Opfer von Kriminalität. Der Verein unterhält ein Netz von rund 2.700 ehrenamtlichen, professionell ausgebildeten Opferhelferinnen und -helfern in bundesweit 400 Außenstellen, beim Opfer-Telefon und in der Onlineberatung. Der WEISSE RING hat mehr als 100.000 Förderer und ist in 18 Landesverbände gegliedert. Er ist ein sachkundiger und anerkannter Ansprechpartner für Politik, Justiz, Verwaltung, Wissenschaft und Medien in allen Fragen der Opferhilfe. Der Verein finanziert seine Tätigkeit ausschließlich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und testamentarischen Zuwendungen sowie von Gerichten und Staatsanwaltschaften verhängten Geldbußen. Der WEISSE RING erhält keinerlei staatliche Mittel.
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