Südsudan: Schlimmer als zu Zeiten des Kriegs
Freiburg (ots)
Ein Jahr nach dem Friedensvertrag: Hunger, Überschwemmung und Gewalt bereitet der Pandemie den Nährboden
Auch gut ein Jahr (22. Februar 2020) nach dem Friedenschluss im Südsudan ist die humanitäre Situation nach Ansicht von Caritas international äußerst besorgniserregend. "Das Überleben zehntausender Menschen im jüngsten Staat der Welt hängt am seidenen Faden. Die Hälfte der Südsudanesen befindet sich in einer kritischen Ernährungssituation. Tausende sind vom Hungertod bedroht", sagt Oliver Müller, Leiter des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes. Zudem, das berichten die Vereinten Nationen, habe die Gewalt im vergangenen Jahr ein Niveau erreicht, das dramatischer sei als zu Zeiten des Bürgerkrieges. "Die Triade von Überschwemmungen, Hunger und Konflikten treibt die Menschen im Südsudan in die Verzweiflung."
Nun nimmt auch die Corona-Pandemie im Land Fahrt auf. "Schwere Verläufe mit Todesfolge häufen sich, berichtet uns die Caritas Südsudan. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wäre das eine Katastrophe, denn das südsudanesische Gesundheitssystem hat schweren Covid-19 Verläufen nichts entgegen zu setzten", sagt Oliver Müller. Aufgrund mangelnder Testkapazitäten kann die offizielle Zahl Infizierter von gegenwärtig 8.300 Fällen kaum Auskunft über die tatsächliche Verbreitung des Virus geben, auszugehen ist vielmehr von einer hohen Dunkelziffer.
Caritas international steht den Menschen im Südsudan auch in der Pandemie zur Seite. Neben vielen laufenden Nothilfen im Südsudan hat Caritas international mit ihrem langjährigen Projektpartner, der Mary Help Association, ein neues Nothilfe-Projekt gestartet. Im gleichnamigen Krankenhaus am Stadtrand von Wau soll die aggressive Ausbreitung von Covid-19 eingedämmt werden. "Wir helfen Patienten und Angehörigen sowie Mitarbeitenden der Klinik. Unter strengen Hygiene-Maßnahmen können wir 20.000 Menschen im Monat mit Nahrung versorgen und wir helfen mit, die Infektionsketten zu unterbrechen."
Die Corona-Pandemie trifft den Südsudan im freien Fall, ein Jahr nach dem Friedensschluss. "Gewalt ist allgegenwärtig, schlimmer als zu Bürgerkriegszeiten. Diese Entwicklung beunruhigt uns sehr", sagt Oliver Müller. Alle Formen der Gewalt gegen Frauen nehmen zu. Kindersoldaten werden zunehmend rekrutiert. Die lokal auftretenden Kämpfe werden zunehmend mit neuen Waffen ausgetragen.
Die nackten Zahlen verdeutlichen die dramatische Situation im Südsudan. Zwei Drittel der Bevölkerung (8,5 Millionen Menschen) benötigen dringend humanitäre Hilfe; ein Anstieg von 2,8 Millionen in nur einem Jahr. 11.000 Menschen droht der Hungertod. 2,2 Millionen befinden sich auf der Flucht vor Gewalt. 2020 unterstütze Caritas international Notleidende im Südsudan mit 3 Millionen Euro. Damit konnte fast 300.000 Menschen unmittelbar geholfen werden.
Caritas international bittet um Spenden: Caritas international, Freiburg https://www.caritas-international.de/spenden/
Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden/
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