Caritas: Humanitäre Hilfe in Afghanistan muss trotz allem weitergehen
Freiburg/Kabul (ots)
Caritas international: Die Offensive der Taliban verschärft die humanitäre Situation in Afghanistan - Caritas beginnt Ernährungssicherungsprojekt - Sicherheitslage erschwert Hilfen und gefährdet die Helfer_innen
Die humanitäre Situation in Afghanistan spitzt sich durch die Eroberungen der Taliban zu. Darauf weist Caritas international, das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes hin. "Seit dem Rückzug der internationalen Truppen steigt die Zahl der intern Vertriebenen in Afghanistan rasant an", sagt Stefan Recker, Leiter des Büros von Caritas international in Kabul. Es kommen verstärkt Binnenflüchtlinge aus den eroberten Gebieten nach Kabul, die dort teilweise unter freiem Himmel in der Parks der Stadt übernachten. Die Vereinten Nationen berichten von 360.000 intern Vertriebenen.
Caritas international fordert, die humanitäre Hilfe trotz aller Risiken durch die aktuelle Entwicklung zu verstärken. "Nicht nur die Sicherheitslage macht den Menschen zu schaffen, die Afghanen leiden vor allem akut Hunger und zusätzlich unter der Corona-Pandemie. Hilfen sind dadurch zwingend nötig, was die militärische Eskalation jetzt schwieriger und gefährlicher macht", erklärt Stefan Recker.
Caritas international setzt ein Zeichen und hat im Norden des Landes, in der Provinz Samangan, ein Projekt zur Nahrungsmittelsicherung gestartet. An etwa 8.000 Menschen wird Bargeld verteilt, das für Essen und Kochgeschirr eingesetzt werden kann. Viehfutter und tiermedizinische Hilfen sollen die bäuerliche Eigenproduktion stärken.
Die Schwierigkeiten Afghanistans, die Ernährung seiner Bevölkerung sicherzustellen, beschleunigt sich seit Jahren. Ausbleibende Niederschläge haben dazu geführt, dass Ernten ausfallen, Tierfutter und Wasser knapp sind. Ein Trend, der zulegt: Vor sechs Jahren litten knapp ein Drittel (27%) der Afghanen an Hunger, im November 2020 waren es fast drei Mal so viel (76%), über drei Millionen Kinder sind mangelernährt. Die schlechte wirtschaftliche Situation im Land, den die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft, führt dazu, dass etwa 60 Prozent der Afghanen unterhalb der Armutsgrenze leben und dringend humanitäre Hilfe benötigen.
"Wir haben durch den Abzug der Nato-Truppen in Afghanistan Schlimmstes befürchtet, doch die gegenwärtigen Entwicklungen im Land übertreffen diese Befürchtungen in ihrer Geschwindigkeit und in den Auswirkungen bei Weitem", sagt Stefan Recker.
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