Caritas: Zahl der Rohingya-Bootsflüchtlinge steigt besorgniserregend an
Freiburg (ots)
Flucht über das Meer: 350 Flüchtlinge ertranken allein 2022 - Caritas fordert verstärkte Anstrengungen für politische Lösungen unter Einhaltung der Menschenrechte - Internationale Gemeinschaft muss nötige Mittel bereitstellen
Immer mehr Rohingya suchen in der Flucht aus Bangladesch über das Meer nach Indonesien, Malaysia oder Sri Lanka einen Ausweg aus ihrer verzweifelten Lage. Dabei nehmen die Angehörigen der seit 2017 gewaltsam aus Myanmar vertriebenen muslimischen Minderheit große Risiken auf sich: 2022 kamen etwa 350 Menschen ums Leben - nahezu die Hälfte der Bootspassagiere waren Frauen und Kinder. "Diese Entwicklung ist äußerst besorgniserregend. Umso drängender ist es, für die Rohingya in Bangladesch eine zukunftsfähige Lösung zu finden", mahnt Angela Gärtner von Caritas international, dem Not- und Katastrophenhilfswerk des Deutschen Caritasverbandes. "In der Öffentlichkeit spielen die Rohingya keine Rolle mehr, ihr Schicksal droht vergessen zu werden."
Die Regierung von Bangladesch zeigt wenig Interesse, die Situation der inzwischen mehr als 900.000 im Land lebenden Flüchtlinge zu verbessern. Eine Integration in den lokalen Arbeitsmarkt wird ebenso verhindert wie offizielle Bildungsmöglichkeiten - Kindern wird selbst das Erlernen der bangladeschischen Sprache untersagt. Stattdessen wird - auch mit Unterstützung der Vereinten Nationen - daran festgehalten, die Rohingya auf die Insel Bhasan Char im Golf von Bengalen umzusiedeln. Fragen zur Einhaltung von Menschenrechten und zu den dortigen Lebensbedingungen sind weiterhin unbeantwortet. "Unter den Flüchtlingen gibt es große Bedenken, daher sind erst etwa 30.000 Flüchtlinge auf freiwilliger Basis umgesiedelt", berichtet Angela Gärtner.
"Solange die internationale Gemeinschaft ihre Bemühungen für eine langfristige Lösung der Rohingya-Frage nicht drastisch intensiviert, werden die verzweifelten Fluchtversuche anhalten und die Gewalt in den Camps aufgrund der Perspektivlosigkeit zunehmen. Wir steuern auf eine langanhaltende, vergessene Krise zu", prognostiziert Angela Gärtner.
Für nötige Hilfen stehen immer weniger Mittel bereit. Der von den Vereinten Nationen berechnete Bedarf von 881 Millionen US-Dollar für 2022 wurde nur zu gut einem Drittel gedeckt. Der Mittelbedarf aber wird aufgrund allgemeiner Kostensteigerung weiter zulegen. "Die Lücke wächst", so Angela Gärtner, "das sind keine guten Aussichten."
Caritas Bangladesch unterstützt die Flüchtlinge mit dem Bau und der Reparatur von Häusern, die auch Starkregen und Stürmen standhalten, sowie durch den Ausbau öffentlicher Infrastruktur und von Sanitäranlagen. Insbesondere Kindern und Frauen bietet die Caritas psychosoziale Unterstützung und Bildungsmaßnahmen an, die auch das verstärkte Risiko von Gewalt gegenüber diesen Gruppen thematisieren und Präventionsmöglichkeiten beinhalten.
Hinweis an die Redaktion: Angela Gärtner steht gern für Interviews zur Verfügung.
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