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Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Juni 2000 - Teil 3/10

Ausbildungsstellenmarkt: trotz leichter Entspannung noch keine
Entwarnung
Die positive Entwicklung am Ausbildungsstellenmarkt setzte sich
fort. In den ersten neun Monaten des laufenden Berufsberatungsjahres
gab es bundesweit weiterhin mehr betriebliche Ausbildungsstellen. Zur
Entspannung trägt auch bei, dass sich weniger Bewerber als im Vorjahr
bei den Arbeitsämtern gemeldet haben.
Von Oktober 1999 bis Juni 2000 stieg die Zahl der bei den
Arbeitsämtern gemeldeten Ausbildungsstellen gegenüber dem
Vorjahreszeitraum geringfügig auf 531.800 (+300). Hierunter befanden
sich 15.200 außerbetriebliche Ausbildungsstellen im Rahmen der
Benachteiligtenförderung, der Sonderprogramme für die neuen
Bundesländer und Berlin sowie des Jugendsofortprogramms, das waren
24.300 weniger. Somit lag die Zahl der betrieblichen
Ausbildungsstellen mit 516.500 weiterhin deutlich, nämlich um 24.600
oder 5 Prozent, über der des Vorjahreszeitraumes. Gleichzeitig haben
bis Ende Juni 691.800 Bewerber die Berufsberatung bei der Suche nach
einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 36.800 oder 5 Prozent weniger.
Dies ist einerseits Folge des Jugendsofortprogramms, denn mit seiner
Hilfe konnte 1999 zahlreichen Schulabgängern früherer Jahre geholfen
werden, so dass sie nicht mehr als Bewerber auftreten. Andererseits
führt wohl auch die hohe Inanspruchnahme des
Ausbildungs-Stellen-Informationsservice (ASIS) dazu, dass Jugendliche
die Beratung des Arbeitsamtes gar nicht oder erst zu einem späteren
Zeitpunkt nutzen.
Hinweise zum Verständnis der Berufsberatungsstatistik der
Bundesanstalt für Arbeit
Die Berufsberatungsstatistik ist die einzige monatlich verfügbare
Erhebung von Vorgängen auf beiden Seiten des
Ausbildungsstellenmarktes. Die Daten liegen in tiefer
berufsfachlicher und regionaler Gliederung vor und werden seit Jahren
nahezu unverändert erhoben. Somit lassen sich lange Zeitreihen
bilden, die Aufschluss über strukturelle Veränderungen am
Ausbildungsstellenmarkt geben. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die
Daten aus Geschäftsvorfällen der Bundesanstalt für Arbeit gewonnen
werden und die Inanspruchnahme der Dienste der Berufsberatung durch
Betriebe und Jugendliche freiwillig ist.
Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die gemeldeten
Ausbildungsstellen und gemeldeten Bewerber den
Ausbildungsstellenmarkt, gemessen am Gesamtangebot (bis zum 30.
September abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich der bei den
Arbeitsämtern zum 30. September gemeldeten, noch unbesetzten
Ausbildungsstelle) und an der Gesamtnachfrage (bis zum 30. September
abgeschlossene Ausbildungsverträge zuzüglich der bei den
Arbeitsämtern zum 30. September gemeldeten, noch nicht vermittelten
Bewerber um Ausbildungsstellen) zwar i.d.R. zu mehr als 90% abbilden
(Einschaltungsgrad), aber dennoch nicht vollständig. Denn ein nicht
quantifizierbarer Teil der freiwilligen Inanspruchnahme durch
Betriebe und Jugendliche richtet sich nach den jeweiligen
Verhältnissen auf dem Ausbildungsstellenmarkt. Bei wachsendem
Nachfrageüberhang schalten Ausbildungsbetriebe die Berufsberatung
seltener und später, Jugendliche häufiger und früher ein. Bei einem
Angebotsüberhang verhält es sich umgekehrt. Daher sind Schlüsse auf
die absoluten Zahlen von Gesamtangebot und Gesamtnachfrage nicht
möglich.
Aus der Entwicklung der rechnerischen Differenz zwischen
gemeldeten noch nicht vermittelten Bewerbern und gemeldeten
unbesetzten Stellen ("Lücke") lässt sich aber schließen, ob der
Ausbildungsstellenmarkt insgesamt enger oder entspannter wird. Im
Vergleich zum Vorjahr wachsende "Lücken" deuten recht zuverlässig auf
einen enger werdenden, schrumpfenden "Lücken" auf einen sich
entspannenden Ausbildungsstellenmarkt hin. Diese Vorausschätzungen
können sich aber nur auf das relative Gefüge von Gesamtangebot und
Gesamtnachfrage beziehen. Anhand des absoluten Umfangs der "Lücke"
lässt sich auch abschätzen, wie viele Lehrstellen zum Ausgleich von
Angebot und Nachfrage am Ende des Berichtsjahres (30. September)
fehlen werden. Auch dabei kommt der Entwicklung der "Lücke" im
Vergleich zum Vorjahr besondere Bedeutung zu.
Dagegen sagt der absolute Umfang der "Lücke", der während des
laufenden Berichtsjahres errechnet wird, als solcher nichts über die
Größe eines evtl. Defizits an Ausbildungsstellen aus. Denn im
Gegensatz zum Arbeitsmarkt ist der Ausbildungsstellenmarkt nicht auf
einen umgehenden Ausgleich von Angebot und Nachfrage gerichtet.
Vielmehr orientieren sich Jugendliche und Betriebe am regulären
Beginn der Ausbildungen im August und September und entscheiden sich
häufig erst dann. Deshalb ist die "Lücke" im Frühjahr zwangsläufig
noch sehr groß und nimmt erst zum Ende des Vermittlungsjahres
deutlich ab. Verstärkt wird dies durch das erwähnte marktabhängige
Meldeverhalten von Betrieben und Jugendlichen. Die "Lücke" im Laufe
des Berichtsjahres mit der Zahl der am Ende des Vermittlungsjahres
voraussichtlich fehlenden Ausbildungsplätze gleichzusetzen, ist also
nicht sachgerecht.
Die Vermittlungsbemühungen der Berufsberatung für unvermittelte
Bewerber werden auch nach Ende des Berichtsjahres fort gesetzt. Viele
neue Ausbildungsangebote ergeben sich erst nach dem 30. September,
sei es durch gezielte Sonderprogramme oder durch wieder freigewordene
Ausbildungsplätze infolge nicht angetretener oder frühzeitig
abgebrochener Ausbildungsverhältnisse.
Es folgt Teil 4

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