Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im September 2000 sowie in den alten und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Knapp 100.000 Arbeitslose weniger - Teil 1/11
Nürnberg (ots)
Die Besserung auf dem Arbeitsmarkt hält an. Im September ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland um 95.900 auf 3.684.800 zurückgegangen. Damit wurde der Vorjahresstand um 258.400 unterschritten. Die Arbeitslosenquote lag zuletzt bei 9,0 Prozent. Als Gründe nannte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda, das Ende der Ferienzeit, den anhaltend kräftigen konjunkturellen Aufschwung, den Einsatz der Arbeitsmarktpolitik und die demografische Entwicklung. Nach wie vor beschränke sich die Aufhellung des Arbeitsmarktes aber auf die alten Länder; in den neuen Ländern überlagere die Schrumpfung der Bauwirtschaft und des öffentlichen Dienstes Fortschritte in anderen Bereichen.
In den alten Ländern registrierten die Arbeitsämter 2.382.500 Arbeitslose (Vorjahr:
- 239.800; Vormonat: - 61.200). Die Arbeitslosenquote sank auf 7,2 Prozent. In den neuen Ländern gab es 1.302.300 Arbeitslose (Vorjahr: - 18.600; Vormonat: - 34.700). Die Arbeitslosenquote lag bei 16,6 Prozent.
Die Erwerbstätigkeit hat weiter zugenommen. Das Statistische Bundesamt nennt für den Juli eine Beschäftigtenzahl von 38,61 Millionen. Das sind 555.000 mehr als ein Jahr zuvor. Der Zuwachs geht zum Teil auf einen Anstieg ausschließlich geringfügiger Beschäftigung zurück.
Nicht so günstig haben sich die Stellenmeldungen und die Vermittlungen entwickelt. Betriebe und Verwaltungen nannten den Arbeitsämtern im September 305.300 Angebote, 20.700 weniger als ein Jahr zuvor. Insgesamt konnten 276.700 neue Beschäftigungsverhältnisse vermittelt werden, 45.600 weniger. Ein Grund dafür könne sein, so Jagoda, dass die Selbstinformationsangebote der Arbeitsämter, SIS mit Stellenangeboten und AIS mit Bewerberangeboten, zunehmend genutzt werden. Stellenbesetzungen, die mit Hilfe dieser Internet-Börsen zustandekommen, werden nicht als Vermittlungen gezählt.
Der Ausbildungsstellenmarkt hat sich verbessert. Erstmals seit 1994/95 gab es am Ende des Berufsberatungsjahres mehr unbesetzte Stellen (25.700) als nicht vermittelte Bewerber (23.600). In den alten Ländern übertraf die Zahl der unbesetzten Stellen (24.900) die der nicht vermittelten Bewerber (15.200) deutlich. In den neuen Ländern war die Zahl der nicht vermittelten Bewerber (8.500) weiterhin größer als die der noch offenen Stellen (800), aber auch hier hat es eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr ergeben. Jagoda hob hervor, dass die Zahl der gemeldeten betrieblichen Ausbildungsstellen spürbar gestiegen ist (+ 22.300). Nach seinen Worten werden sich die Arbeitsämter auch nach Beginn des Ausbildungsjahres weiter bemühen, unversorgte Bewerber und freie Stellen zusammenzubringen.
I. Deutschland
Besserungstendenz hält an
Die Besserungstendenz am Arbeitsmarkt hat sich nach der Sommerpause fortgesetzt. So ist die Arbeitslosigkeit im September weiter zurückgegangen, allerdings wie üblich zum weitaus größten Teil aus jahreszeitlichen Gründen. Einstellungen nach der Urlaubszeit sowie der Beginn betrieblicher und schulischer Ausbildungen, aber auch von Maßnahmen beruflicher Weiterbildung, lassen im September regelmäßig die Arbeitslosigkeit beträchtlich sinken. Darüber hinaus hat der anhaltend kräftige konjunkturelle Aufschwung zum Abbau der Arbeitslosigkeit beigetragen; jedenfalls ist die Beschäftigung zu Beginn der zweiten Jahreshälfte weiter gewachsen. Außerdem ist der Einsatz der Arbeitsmarktpolitik im Berichtsmonat vergleichsweise stark ausgeweitet worden. Ferner wirkt sich weiterhin die demografische Entwicklung arbeitslosigkeitsmindernd aus.
Nach wie vor beschränkt sich die gesamtwirtschaftliche Aufhellung des Arbeitsmarktes aber auf den Westen. In den neuen Ländern überlagern die Schrumpfung von Bauwirtschaft und Öffentlichem Dienst positive Entwicklungen in einzelnen Regionen und Wirtschaftszweigen, vor allem in den unternehmensnahen Dienstleistungen und im Verarbeitenden Gewerbe.
Die Zahl der Erwerbstätigen ist - nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes - im Juli bundesweit saisonbereinigt um 22.000 gestiegen, nach +55.000 im Durchschnitt der Monate Oktober 1999 bis Juni 2000. Der zuletzt deutlich kleinere Anstieg beruht auf einem Rückgang der Zahl der Zivildienstleistenden; er darf also nicht als Abschwächung der konjunkturellen Besserungstendenz interpretiert werden. Nicht saisonbereinigt wird für Juli eine Erwerbstätigenzahl von 38,61 Mio genannt, dies sind 555.000 mehr als vor einem Jahr, nach +734.000 im Durchschnitt des zweiten Quartals und +531.000 im ersten. Dass die Erwerbstätigkeit im zweiten Vierteljahr deutlich stärker über dem Vorjahresniveau lag als im ersten, beruht z. T. darauf, dass im zweiten Quartal 1999 die Zahl der geringfügig Beschäftigten - wohl in Folge der damaligen Änderung der gesetzlichen Bestimmungen - vorübergehend gesunken ist (Basiseffekt).
- Es folgt Teil 2 -
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