Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im September 2000 sowie in den alten und in den neuen Ländern seit der Wiedervereinigung
Knapp 100.000 Arbeitslose weniger - Teil 5/11
Nürnberg (ots)
Die Zahl der Teilnehmer in Maßnahmen zur direkten Förderung regulärer Beschäftigung ist in jüngster Zeit leicht zurückgegangen; zugleich unterschreitet sie weiterhin deutlich den Stand des Vorjahres. Im September befanden sich 109.500 Personen in solchen Tätigkeiten (ohne Arbeitnehmerhilfe: -12 Prozent). Dabei lag die Zahl der mit Eingliederungszuschüssen Beschäftigten nach wie vor beträchtlich unter dem Vorjahreswert (-24 Prozent auf 50.700). Überbrückungsgeld wurde in ähnlichem Maße wie vor Jahresfrist in Anspruch genommen (-2 Prozent auf 28.800), Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose dagegen wesentlich mehr (+47 Prozent auf 23.000). Von Januar bis September nahmen mit Unterstützung dieser Instrumente (einschließl. Arbeitnehmerhilfe) 138.400 Personen eine Beschäftigung auf, 12 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zur Abnahme trugen vor allem Eingliederungszuschüsse und Überbrückungsgeld bei (-22 Prozent auf 59.400 bzw. -8 Prozent auf 47.200); dagegen wurden Beschäftigungshilfen für Langzeitarbeitslose wesentlich häufiger gewährt (+46 Prozent auf 23.100).
Im Rahmen des Sofortprogramms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit brachten die Arbeitsämter seit Januar 50.300 Jugendliche in die verschiedenen Maßnahmen. Im September befanden sich 37.400 Teilnehmer in diesem Programm.
Freie Förderung wird weiterhin deutlich stärker genutzt. Seit Januar wurden insgesamt 202.200 Leistungen bewilligt, 25 Prozent mehr als vor Jahresfrist.
In ähnlichem Umfang wie bisher wurde die vorruhestandsähnliche Regelung gem. § 428 SGB III in Anspruch genommen. (Danach müssen 58-Jährige oder Ältere dem Arbeitsmarkt nicht mehr voll zur Verfügung stehen und werden dann auch nicht mehr als Arbeitslose gezählt). Im September gab es unverändert ca. 110.000 derartige Leistungsempfänger, dies sind 1 Prozent weniger als im Vorjahr. Weiterhin stark darüber lag dagegen die von der Bundesanstalt geförderte Altersteilzeit. Zuletzt befanden sich 28.900 Personen in der Freistellungsphase (+93 Prozent).
Ausbildungsstellenmarkt: spürbar mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als nicht vermittelte Bewerber
Der Ausbildungsstellenmarkt hat sich im Berufsberatungsjahr 1999/2000 weiter entspannt. Von Oktober 1999 bis September 2000 sind den Arbeitsämtern insgesamt 498.100 Ausbildungsstellen gemeldet worden, 7.000 oder 1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dabei ist das Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen wesentlich stärker gestiegen, nämlich um 21.400 oder 5 Prozent auf 482.800. Die Zahl der außerbetrieblichen Ausbildungsstellen war dagegen, insbesondere wegen der veränderten Konditionen des Jugendsofortprogramms, mit 15.314 weiterhin deutlich geringer (-14.400). Gleichzeitig haben 546.000 Bewerber die Berufsberatung bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz eingeschaltet, 22.100 oder 4 Prozent weniger. Dies ist auf das Jugendsofortprogramm und auf den ASIS zurückzuführen (s.o. Teil I).
Die Zahl der noch offenen Ausbildungsstellen lag Ende September mit 24.900 über dem Vorjahreswert, nämlich um 2.200 oder 9 Prozent. Noch nicht vermittelt waren zuletzt 15.200 Bewerber, 4.400 oder 23 Prozent weniger. Damit gab es Ende September spürbar mehr unbesetzte Ausbildungsstellen als nicht vermittelte Bewerber; die Differenz zugunsten der Jugendlichen hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich vergrößert (September 1999: 22.700 zu 19.600).
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes in den alten Ländern seit der Wiedervereinigung
Vereinigungsboom (1989 bis 1992)
In den ersten Jahren nach der Öffnung der Mauer hat sich die Zahl der Erwerbstätigen im Westen Deutschlands stark erhöht, und zwar von 1989 bis 1992 in der Größenordnung von 2,0 Mio auf 31,47 Mio. Dahinter stand eine stark gestiegene Güternachfrage, die mit den gegebenen personellen Kapazitäten nicht mehr befriedigt werden konnte. Diese zusätzliche Nachfrage kam großenteils aus dem Osten Deutschlands; sie resultierte aus dem hohen Nachholbedarf u.a. an langlebigen Gebrauchsgütern (z.B. Automobilen) und wurde - bei expansiver Finanzpolitik - z.T. von West-Ost-Transfers in einer Größenordnung von jährlich 200 Mrd DM finanziert. Dieser "Vereinigungsboom" im Westen war teilweise das Pendant zum "Vereinigungsschock" der neuen Länder (vgl. Teil III).
Das starke Beschäftigungswachstum kam - mit Ausnahme des primären Sektors - praktisch allen Wirtschaftszweigen zugute. Vor allem unternehmensbezogene Dienstleistungen, Verkehr und Nachrichtenübermittlung sowie der Handel, aber auch das Baugewerbe expandierten stark; die Zunahmen im Verarbeitenden Gewerbe waren nur unterdurchschnittlich.
- Es folgt Teil 6 -
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