Die Entwicklung des Arbeitsmarktes im Juli 2001
Abkühlung belastet
weiterhin den Arbeitsmarkt - Teil 5 von 10
Nürnberg (ots)
Der größere Stelleneingang reflektiert die konjunkturelle Belebung der letzten Jahre. Zeitweise könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass die Arbeitsämter stärker in die Stellenbesetzungsprozesse eingeschaltet wurden. Die gestiegenen Laufzeiten weisen dagegen auf zunehmende Besetzungsschwierigkeiten hin, was im Konjunkturaufschwung durchaus üblich ist. Alles in allem ist die Zunahme moderat, in regionaler, sektoraler oder berufsfachlicher Hinsicht sind die Friktionen aber durchaus beachtlich. So hat sich die Laufzeit allein in den alten Ländern erhöht, und zwar von 1997 bis 2000 um 11/2 auf 71/2 Wochen, während sie in den neuen praktisch unverändert bei knapp 31/2 Wochen verharrte. Die Anspannung geht also allein auf den Westen zurück und konzentriert sich dort vor allem auf die Länder Hamburg, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen.
Weitere Informationen über das Ausmaß von Besetzungsproblemen geben die jährlichen Befragungen des IAB zum gesamtwirtschaftlichen Stellenangebot. Danach berichteten im Herbst 2000 in den alten Ländern 15 Prozent und in den neuen 6 Prozent der Betriebe über einen Mangel an geeigneten Arbeitskräften. Während im Osten dieser Wert stagniert, hat er sich im Westen weiter leicht erhöht und ist mittlerweile etwa so groß wie 1991. Außerdem weisen die Umfrageergebnisse ein deutliches Süd-Nord-Gefälle aus. Darüber hinaus wurden die Betriebe gefragt, ob sie in den vergangenen zwölf Monaten mehr Arbeitskräfte beschäftigt hätten, wenn diese in ausreichender Zahl und mit der gewünschten Qualifikation zur Verfügung gestanden hätten. Dieses Mehrbeschäftigungspotenzial lag bei rd. 400.000 Personen, das ist absolut und relativ spürbar weniger als zu Beginn der 90er Jahre. Das bedeutet aber nicht, dass die gesamtwirtschaftliche Beschäftigung in dieser Größenordnung höher sein könnte, denn Mehrbeschäftigung in einem Betrieb kann Minderbeschäftigung in einem anderen Betrieb bedeuten. Insgesamt weist somit auch die IAB-Befragung im Herbst 2000 auf Anspannungstendenzen hin, liefert aber keine Anhaltspunkte für außergewöhnliche Beeinträchtigungen der Ausgleichsprozesse. Gleichwohl würde mehr Beschäftigung entstehen, wenn Stellen, zumal in Schlüsselsektoren, schneller besetzt werden könnten.
Die Bundesanstalt für Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Deckung des Arbeitskräftebedarfs, 3,1 Mio Arbeitsvermittlungen in Beschäftigungsverhältnisse von über sieben Tage Dauer im Jahr 2000 belegen dies. Ihre Möglichkeiten, Stellen schneller zu besetzen, sind aber begrenzt. So haben die Arbeitsämter wenig Einfluss darauf, wie viel Zeit sich Kräfte suchende Betriebe und Stellen suchende Bewerber für ihre Entscheidungen nehmen und wie rasch sie diese den Arbeitsämtern mitteilen. Gewisse regionale und qualifikationsspezifische Diskrepanzen zwischen Stellen- und Bewerberprofilen können selbst mit zeitintensiveren Vermittlungs- und Fördermaßnahmen nur z.T. überwunden werden. Ähnlich wie es schwer zu vermittelnde Arbeitslose gibt, sind auch manche Stellen kaum zu besetzen, etwa weil Entlohnung und Arbeitsbedingungen wenig attraktiv sind. Man denke an eine mäßig bezahlte und befristete Position, für die ein junger, aber berufserfahrener Ingenieur mit speziellen Fähigkeiten und Kenntnissen gesucht wird.
II. Alte Länder
Arbeitslosigkeit weiter gestiegen
Anhaltspunkte für die jüngste Entwicklung der Erwerbstätigkeit in den alten Ländern liefert u.a. die Statistik der voll sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Demnach hat die Zahl der Erwerbstätigen auch im Mai nennenswert über dem Stand des Vorjahres gelegen, wenngleich tendenziell abnehmend. Wie sie sich zuletzt saisonbereinigt verändert hat, lässt sich nicht sagen.
Die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl ist im Juli erneut gestiegen, nämlich um 10.000, d.h. ähnlich wie im Durchschnitt des ersten Halbjahres (unter Berücksichtigung der Gebietsstandsänderung (Infolge der Berliner Verwaltungsbezirksreform ist mit Wirkung vom 1.4.2001 eine Geschäftsstelle, die dem Bundesgebiet Ost zugeordnet war, einem "West-Arbeitsamt" zugeschlagen worden. Damit werden Vormonats- und Vorjahresvergleiche von Ergebnissen der Geschäftsstatistik für das Bundesgebiet West und das Bundesgebiet Ost, die hinter den April 2001 zurückgehen, eingeschränkt. Infolge der Neuabgrenzung hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Bundesgebiet West gegenüber März um 12.600 oder 0,5 Prozent erhöht, im Osten um 0,9 Prozent verringert.): ca. +8.000). Im Jahr 2000 hatte sie sich noch um monatsdurchschnittlich 19.000 verringert. Die konjunkturelle Verlangsamung hat den Abbau der Arbeitslosigkeit im Westen mittlerweile also nicht nur gestoppt, sondern lässt sie sogar steigen.
Nicht saisonbereinigt hat die Zahl der Arbeitslosen - wie regelmäßig im Juli - zugenommen, und zwar um 65.000 auf 2.445.200. Dieser Anstieg war aber wesentlich stärker als im Durchschnitt vergangener Jahre (z.B. Juli 1998 bis 2000: +41.000), auch größer als im letzten Jahr (+39.700). Somit lag die Arbeitslosenzahl erneut spürbar weniger unter dem Vorjahresstand (-21.000; Juni: -46.300; größter Abstand Oktober 2000: -248.100). Dabei waren Veränderungen im Einsatz der Arbeitsmarktpolitik weiterhin praktisch ohne Bedeutung; so lag ihre Entlastungswirkung unverändert um rd. 20.000 über dem Vorjahresniveau (Oktober: +15.000).
Teil 6 folgt
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