Energiewirtschaftliches Paradoxon gefährdet Planungen der Bundesregierung
Trianel: Ohne langfristige Planungssicherheit keine erfolgreiche Energiewende
Aachen/Düsseldorf (ots)
"Die Energiewende ist ein Generationenprojekt, hinter dem wir uneingeschränkt stehen", erläutert Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH, auf der Jahrespressekonferenz die Position der Trianel. Das Unternehmen hat die neuen Herausforderungen erkannt und stellt auf allen Stufen der Wertschöpfungskette Produkte und Lösungen für Stadtwerke in der Energiewende bereit. "Wir haben nicht abgewartet, sondern sind frühzeitig aktiv geworden", so Becker, "das führt auch dazu, dass wir heute insbesondere in unseren Assetprojekten mit den aktuellen Marktverzerrungen aufgrund der fehlenden stabilen Rahmenbedingungen und Investitionsanreize kämpfen müssen."
Langfristige Planungssicherheit ist laut Becker die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende. Denn ohne Planungssicherheit bestehe keine Investitionssicherheit. Dies betrifft sowohl Erzeugungsanlagen, die derzeit im Bau sind, als auch Planungen zum Neubau von Erzeugungsanlagen. "Regulierungseingriffe, insbesondere die Überförderung der Photovoltaik, führen dazu, dass große Investitionen mit einem Zeithorizont von 30 Jahren in den letzten Jahren maßgeblich entwertet wurden. Dies betrifft alle Kraftwerksinvestitionen der vergangenen Jahre", macht Becker deutlich. "Vor dem Hintergrund der vorliegenden Daten zum Baubeschluss waren die Investitionsentscheidungen allerdings dennoch richtig." Wie kaum ein anderer Marktteilnehmer stehen Stadtwerke in den Startlöchern, die Energiewende zu gestalten. "Allein die über 50 Gesellschafter bei Trianel haben Investitionen von über 3 Milliarden Euro in Planung. Baubeschlüsse können aber erst gefällt werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen."
Der aktuelle Strommarkt, der maßgeblich durch das EEG beeinflusst wird, halte allerdings kaum Anreize bereit, in moderne, hocheffiziente und flexible fossile Kraftwerke zu investieren. Becker: "Es handelt sich um ein energiewirtschaftliches Paradoxon." Der massive Ausbau erneuerbarer Energien erfordere hochflexible Schattenkraftwerke, um die Versorgung sicherzustellen. Diese werden nicht gebaut, weil sie durch den quasi kostenlos in den Markt eingespeisten Strom aus Wind und Sonne unwirtschaftlich werden. Die EEG-Anlagen werden mit sicheren Renditen über die EEG-Umlage außerhalb des Marktes finanziert. Neuinvestitionen in konventionelle Erzeugungskapazitäten würden kaum mehr getätigt, so Becker, mittelfristig sei dadurch die Versorgungssicherheit gefährdet: "Wir erwarten, dass dieser Trend noch zunehmen wird, da im Jahr 2020 die erneuerbaren Energien 35 % der Stromerzeugung übernehmen sollen. Auch der aktuelle Kompromiss bei der Solarförderung wird die Situation weiter verschärfen."
Trianel sieht zwei wesentliche Problemfelder: Erstens gehe der Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere im Bereich Photovoltaik rasant voran. Parallel dazu entwickelte sich aber nicht die Energieinfrastruktur (Netze), um die hohe Volatilität der Erneuerbaren aufzufangen. Becker: "Beim Netzausbau ist es notwendig, auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene übergreifende Lösungen zu finden, die die Akzeptanz vor Ort für neue Stromtrassen verbessern, Klarheit bei der Kostensituation bringen und Einigkeit über notwendige Netztrassen schaffen." Die fortwährenden Verzögerungen bei der Netzanbindung von Offshore-Windparks sieht Trianel vor dem Hintergrund der Ausbaupläne der Bundesregierung sehr kritisch. "Auch wir sind bei unserem Windpark Borkum davon betroffen", weist Becker auf ein weiteres Problem hin. "Vor diesem Hintergrund begrüßen wir die Absicht der Bundesregierung, im Sommer einen Gesetzentwurf vorzulegen, der insbesondere die Haftungsfragen löst und den Ausbau der Offshore-Windenergie unterstützt sowie die Investitionsrisiken minimiert".
Die Lösung des energiewirtschaftlichen Paradoxons sei die zweite Herausforderung. Becker: "Wir werden ein neues Marktdesign für den Strommarkt brauchen, das Anreize schafft in moderne, hocheffiziente und flexible fossile Kraftwerke und Stromspeicher zu investieren." Die Modernisierung des Kraftwerksparks sei auch vor dem Hintergrund der deutschen CO2-Bilanz geboten. "Kapazitätsprämien, die ein Vorhalten von Leistung vergüten, könnten die nötigen Investitionsanreize schaffen. Aber auch andere Modelle sind denkbar", so Becker weiter.
Die nötigen Weichen müssten jetzt gestellt werden, fordert Becker: "Unter den heutigen Rahmenbedingungen wird die Energiewende nicht gelingen." Die Politik müsse gemeinsam mit Wissenschaft und Unternehmen einen Ordnungsrahmen entwickeln, in dem die Investoren die Aktivitäten entfalten, die notwendig sind, um die energiepolitischen Ziele zu erreichen.
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