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Stoppt das Massaker an Grindwalen auf den Färöer-Inseln

Wädenswil (ots)

Mit erschütternden Bildern hat der Film "The Cove" ("Die Bucht") die skrupellose Jagd auf Delphine und das blutige Massaker dokumentiert, das japanische Fischer alljährlich im Dorf Taiji veranstalten. Der Film wurde mit dem "Oscar" für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Doch während die Welt empört und erschüttert nach Japan schaut, spielt sich im europäischen Nordatlantik - von der Öffentlichkeit weit gehend unbeachtet - eine Tragödie ab, die durchaus mit dem japanischen Blutbad vergleichbar ist. Rund um die Färöer-Inseln fallen Wale und Delphine einer ebenso grausamen wie sinnlosen Tradition zum Opfer.

Bis Ende Juli wurden in diesem Jahr 674 getötete Grindwale und 21 getötete Rundkopf-Delphine registriert; damit ist die Zahl der Wal-Opfer so stark gestiegen, dass dreizehn namhafte Umwelt- und Tierschutzorganisationen Alarm schlagen: "Allein in den letzten beiden Monaten wurden doppelt so viele Meeressäuger abgeschlachtet wie im ganzen Jahr 2009", rechnet Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare, vor (siehe auch Interview). "Und dies, obwohl längst bekannt ist, dass der Verzehr des mit Schadstoffen massiv belasteten Walfleischs zu ernsthaften gesundheitlichen Schädigungen führt."

Von April bis Juli suchen die Grindwale die kühleren Gewässer rund um die Färöer-Inseln auf; hier gebären die weiblichen Tiere ihre Jungen und richten "Kinderstuben" ein. Dass Wale während der Aufzucht von Jungtieren nicht verfolgt werden, ist ein selbstverständlicher Grundsatz der Arterhaltung, er leistet Gewähr für die Stabilität der Populationen; darüber hinaus hat die IWC (Internationale Walfang-Kommission) ein ausdrückliches Jagdverbot auf Muttertiere erlassen. Doch darauf nehmen die Wal-Jäger auf den Färöer-Inseln keine Rücksicht: Unter mehr als 200 Grindwalen, die am 19. Juli in die Bucht der Stadt Klaksvik getrieben und getötet wurden, haben sich viele trächtige Weibchen und auch Muttertiere mit ihren Jungen befunden.

Die europäische Gesetzgebung schützt Grindwale und Rundkopf-Delphine; sie dürfen nicht bejagt werden. Doch in den Gewässern rund um die halbautonomen Färöer-Inseln, ausserhalb der EU, ist der Status der Meeressäuger ebenso unklar wie die Auswirkungen einer Jagd, der oft ganze Familienverbände zum Opfer fallen.

Auch die dabei angewandten Tötungsmethoden waren seit Mitte der Achtziger-Jahre immer wieder Gegenstand internationaler Kritik: Die Grindwale, bekannt für ihr hoch entwickeltes soziales Verhalten und ihr ausgeprägtes Familien-Bewusstsein, werden in grossen Familien-Verbänden mit Booten in eine Bucht getrieben und dort grausam getötet. Film-Dokumente über die Jagd bei Klaksvik, die von einer lokalen Fernsehstation auf youtube im Internet veröffentlicht worden sind und äusserst brutale Szenen zeigen, widerlegen die Behauptungen der Regierung, es seien signifikante Verbesserungen erzielt worden. Mit Messern und Haken werden die in die Enge getriebenen Tiere so lange traktiert, bis der Tod sie endlich von ihrem Leiden befreit. Diese "Tradition" ist unakzeptabel und einer zivilisierten, modernen Gesellschaft unwürdig.

Die Wal-Hatz steht in krassem Kontrast zu den Bemühungen der Tourismus-Behörde, die Färöer-Inseln dem Fremdenverkehr zu öffnen und die "unverdorbene Schönheit ihrer Natur" zu propagieren.

Das Fleisch und der Blubber (Fettschicht) der erlegten Tiere werden unter den Jägern und den Einwohnern der betreffenden Gegend verteilt, obwohl bekannt ist, dass die Wale in hohen Konzentrationen mit giftigen Substanzen wie Quecksilber oder PCB belastet sind. Langzeitstudien dänischer Wissenschaftler weisen nach, dass der Verzehr dieses Fleisches bei menschlichen Embryonen die Entwicklung des Nervensystems und des Immunsystems beeinträchtigt und schwere gesundheitliche Schäden verursacht, bei erwachsenen Menschen können diese Gifte die Parkinson-Krankheit verursachen, zu Bluthochdruck führen und die Verkalkung der Herzkranzgefässe bewirken. In Anbetracht dieser Erkenntnisse verfasste der höchste Vertreter der Färöer Gesundheistbehörde einen offenen Brief an die Regierung. Die Vergiftung des Fleisches von Grindwalen habe ein Ausmass erreicht, schrieb er, das mit den geltenden Grenzwerten für toxische Belastungen nicht vereinbar sei: "Deshalb", heisst es wörtlich in dem Schreiben, "kann das Fleisch von Grindwalen für den Verzehr nicht empfohlen werden." Doch die Regierung der Färöer-Inseln hat diese Mahnung bis heute in den Wind geschlagen.

Die mutmassliche Ausbeute der allein in diesem Jahr getöteten Wale beträgt schon heute mehr als 200 Tonnen Fleisch und über 100 Tonnen Blubber. Hochgerechnet auf die 48'760 Inselbewohner kommt man damit auf die bemerkenswerte Menge von sechs Kilo Walfleisch pro Person - inklusive Kinder und Babies. Das übersteigt die 1998 von der Regierung erlassene Richtlinie von höchstens zwei Wal-Mahlzeiten pro Monat bei weitem.

Das Volk der Färöer-Inseln wird dringend aufgerufen, die Jagd auf Grindwale und andere Walarten dauerhaft einzustellen.

Weitere Informationen:

"Nichts ist einfacher als einfach aufzuhören" - Interview mit Sigrid Lüber unter http://www.presseportal.ch/go2/oceancareInterview

Originalstatement mit weiteren Hintergrundinformationen (Englisch) unter http://www.presseportal.ch/go2/originalstatement

Offener Brief der Färöer Gesundheitsbehörde (Englisch) unter http://www.oceancare.org/de/downloads/Medical_Recom_Whale.pdf

YouTube-Video zur Jagd bei Klaksvik unter http://www.youtube.com/watch?v=-Pn2Z4Bia1A

Zahl und Art der getöteten Tiere 2010:

|Datum |Ort |Getötete Tiere | | | | | |13. April |Hvalba |21 | | | |Rundkopf-Delphine| | | | | |5. Juni |Sandur |69 Grindwale | | | | | |24. Juni |Vestmanna |59 Grindwale | | | | | |2. Juli |Torshavn |17 Grindwale | | | | | |8. Juli |Husavik |169 Grindwale | | | | | |9. Juli |Husavik |24 Grindwale | | | | | |19. Juli |Klaksvik |228 Grindwale | | | | | |23. Juli |Torshavn |108 Grindwale | | | | |

Folgende Organisationen stehen hinter diesem Aufruf:

Animal Welfare Institute, USA Campaign Whale, England Cetacean Society International DODO, Dänemark Dyrenes, Dänemark Environmental Investigation Agency, International Humane Society International OceanCare, Schweiz Pro Wildlife, Deutschland Society for the Conservation of Marine Mammals, Dänemark Swiss Coalition for the Protection of Whales, Schweiz WDCS Whale an Dolphin Conservation Society, International WSPA World Society for the Protection of Animals, International

Über OceanCare:

OceanCare setzt sich seit 1989 für den Schutz der Meeressäuger und der Ozeane ein. Jagd, Lärm, Überfischung und Zerstörung der Ökosysteme bedrohen die Zukunft der Tiere - und auch unsere. Mit konstruktiven Massnahmen wie Forschungsprojekten und Umweltbildungskampagnen sowie dem Engagement im Bereich der Gesetzgebung und in internationalen Foren verschafft sich OceanCare weit über die Landesgrenzen Gehör und setzt Verbesserungen durch. Bei all ihren Aktivitäten strebt OceanCare eine lösungsorientierte Zusammenarbeit an. Denn: Was uns alle angeht, können wir nur gemeinsam lösen. www.oceancare.org

Pressekontakt:

OceanCare
Sigrid Lüber
Tel.: +41/44/780'66'88
E-Mail: presseinfo@oceancare.org

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