VAUNET - Verband Privater Medien
Private Radioanbieter fordern "Masterplan Radio":
Berlin (ots)
- Alle digitalen Übertragungswege sollen umfassend für Radio zur Verfügung stehen - Digitale ARD-Hörfunkangebote müssen begrenzt werden - Plattformbetreiber sollen sich weitgehend auf technische Dienstleistungsfunktion beschränken - Radioveranstalter wollen sich an nationaler Umsetzung der Ergebnisse der internationalen Wellenkonferenz RCC 06 aktiv beteiligen
Einen "Masterplan Radio", der die Bestands- und Entwicklungschancen des Radios in der digitalen Übertragung absichert, fordern die im Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation e. V. (VPRT) zusammengeschlossenen privaten Radios. Wesentliche Anforderungen an den Masterplan sind der Erhalt der derzeitigen hörernahen Angebote, die Einräumung von Entwicklungschancen für die bisherigen Sender sowie die Chance, weitere, auch ergänzende nationale, Radioangebote zu konzipieren und umzusetzen. Dafür müssten alle verfügbaren neuen Übertragungswege einschließlich DMB (Digital Multimedia Broadcasting) und DVB-H (eine Handyversion des terrestrischen Fernsehens DVB-T) auch für das Radio zur Verfügung gestellt und um die Nutzungsmöglichkeit für Mehrwertdienste wie visuelle Streams ergänzt werden. Die privaten Radioveranstalter erwarten sich insbesondere von Handyangeboten weitere Wachstumschancen.
Hans-Dieter Hillmoth, Vorsitzender des Fachbereichsvorstandes Hörfunk im VPRT und Geschäftsführer Radio/Tele FFH: "Die Interessen des Radios dürfen bei der Digitalisierung nicht auf der Strecke bleiben. Die Digitalisierung bietet vielfältige Chancen zur Weiterentwicklung der deutschen Radiolandschaft. Dies kann nur gelingen, wenn alle verfügbaren neuen digitalen Übertragungswege umfassend auch für das Radio genutzt werden können. In Anbetracht der bereits bestehenden digitalen Übertragungsengpässe brauchen wir einen Masterplan Radio, der sicherstellt, dass die bestehenden hörernahen Angebote erhalten und neue, auch nationale, Angebote entwickelt und umgesetzt werden können." Hillmoth fordert hierzu die Einbindung der Radioveranstalter durch Länder und Landesmedienanstalten bei der anstehenden Umsetzung der Ergebnisse der internationalen Wellenkonferenz RCC 06.
Um den Hörern die gewohnte Vielfalt der Angebote zu erhalten, sollten dabei die jetzigen privaten und öffentlich-rechtlichen UKW-Verbreitungsgebiete in die digitalen Übertragungswege umgesetzt werden. Dies sollte gleichermaßen für DMB wie DVB-H gelten, da beide Techniken zunächst regional und zeitlich unterschiedlich zur Verfügung stehen werden. Perspektivisch strebt der VPRT ein Konzept an, in dem sich beide Übertragungswege sinnvoll ergänzen. Voraussetzung dafür ist es, dass die Endgeräteindustrie alle gängigen Standards (UKW, DMB und DVB-H) in ihre Geräte integrieren. Um die gravierenden Kapazitätsengpässe bei DMB zu lindern, sollte kurzfristig ein weiterer DVB-T-Multiplex zur Nutzung durch DMB und Übertragung weiterer Radioangebote umgewandelt werden. Die seit vielen Jahren beim Hörer erfolglose digitale Übertragungstechnik DAB sollte nach Überzeugung des VPRT entweder abgeschaltet oder modernisiert und sinnvoll in die neuen Standards integriert werden.
Beschränkung digitaler ARD-Angebote Um zu verhindern, dass angesichts der knappen Übertragungswege private Angebote durch digitale ARD-Hörfunkprogramme behindert werden, wendet sich der VPRT gegen eine Entwicklung, bei der - vergleichbar zum Fernsehbereich - alle ARD-Hörfunkprogramme bundesweit angeboten werden. "Das würde zu einer fatalen Verstopfung der digitalen Kapazitäten führen. Private Radioanbieter haben einen hohen Nachholbedarf bei der Zuweisung und Nutzung von terrestrischen Übertragungskapazitäten", so Hillmoth.
Plattformbetreiber sollen sich weitgehend auf technische Dienstleistungsfunktion beschränken Auch die Rolle von Multiplex- und Plattformbetreibern müsse klar definiert werden. "Plattfombetreiber sind in erster Linie technische Dienstleister. Wir müssen verhindern, dass sie zu Gatekeepern bei der Belegung knapper Frequenzen mit Programmen und Angeboten werden", warnt Hillmoth. Die Landesmedienanstalten sollten daher auch die Übertragungskapazitäten vergeben. Anderenfalls würde Rundfunk zu einem reinen Wirtschaftsgut und damit die Rundfunkhoheit der Länder obsolet. Wichtig sei es zudem, den vorrangigen Zugang der lizenzierten Radioveranstalter zu digitalen Rundfunkfrequenzen und den diskriminierungsfreien Zugang zu Plattformen sicherzustellen.
Der VPRT fordert für die Radioveranstalter ein Wahlrecht, ihre Angebote direkt über den Sendernetzbetreiber ohne einen Plattformbetreiber oder auf freiwilliger Basis in Kooperation mit Plattfombetreibern zu verbreiten. Ebenfalls fordert der VPRT wirksamen Schutz zur Vermeidung von Wettbewerbsverzerrungen durch neue finanzstarke Player wie Telekommunikationsunternehmen. Dies könnte durch entsprechende Vorgaben bei Ausschreibungen und der Zuweisung der Frequenzen für den Betrieb der Multiplexer und Sender sichergestellt werden.
Das vollständige Positionspapier des VPRT-Fachbereichsvorstandes Hörfunk "Perspektiven und Anforderungen des Radios zur Digitalisierung der Übertragungswege" finden Sie unter http://www.vprt.de (Positionen).
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