VAUNET - Verband Privater Medien
VPRT präsentiert Radio-Studie
Umfassende Bestandsaufnahme der deutschen Hörfunklandschaft dokumentiert Herausforderungen für zukünftige Marktgestaltung
Berlin (ots)
- Gravierende Vorteile der gebührenfinanzierten Radioprogramme bei Einnahmen, Frequenzversorgung, Sendeleistung, Satelliten- und Kabelreichweite - Digitalstrategie der Länder für die Zukunft des Radios entscheidend - VPRT fordert Neuverteilung aller UKW-Frequenzen und eine Verlängerung der UKW-Nutzung für Radio
Auf den Medientagen München hat heute der Fachbereichsvorstand Radio und Audiodienste des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) eine umfassende Studie über die Rahmenbedingungen und die Wettbewerbssituation des Hörfunks in Deutschland vorgestellt. Die Studie wurde vom wissenschaftlich unabhängigen Institut AKM (Arbeitsgruppe Kommunikationsforschung München) erarbeitet. Auf 300 Seiten liefert das Autorenteam unter Leitung von Dr. Frank Böckelmann eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Wettbewerbssituation zwischen dem öffentlich-rechtlichen und dem privaten Hörfunk in Deutschland. Dargestellt werden die ordnungspolitischen, technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des aktuellen Radiomarktes.
Hans-Dieter Hillmoth (Geschäftsführer Radio/Tele FFH), Vizepräsident und Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VPRT: "Die Studie dokumentiert alarmierend die Schieflage im deutschen Radiosystem. Einnahmen, Frequenzen und auch Sendeleistungen sind gravierend ungleich zu Gunsten der ARD verteilt. Zugleich bedroht die unklare zukünftige digitale Marktausgestaltung die Existenz der gewachsenen lokalen, regionalen und landesweiten Hörfunkstruktur. Es muss politisch sichergestellt werden, dass alle digitalen Übertragungswege für Radio zur Verfügung stehen. Ansonsten wird die Zukunft der derzeitigen privaten Hörfunklandschaft in Frage gestellt."
Die Studie belegt mit aktuell erhobenen Zahlen das Missverhältnis im Radiomarkt: Während der öffentlich-rechtliche Hörfunk aus Gebühren und Werbung über 3,2 Milliarden Euro erzielt, steht dem das private Radio mit Einnahmen i.H.v. 642 Millionen Euro entgegen. Die öffentlich-rechtlichen Radios verfügen über die rund dreifache Sendeleistung wie die Privaten in Deutschland und über eine erheblich höhere Kabel- und Satellitenreichweite. "Vor diesem Hintergrund ist eine pauschale 50 zu 50 Verteilung der digitalen Frequenzen zwischen Privaten und Öffentlich-Rechtlichen nicht akzeptabel. Sie würde die analoge Schieflage im Radio auch digital fortschreiben", so Hillmoth, der zugleich eine klar definierte Begrenzung der öffentlich-rechtlichen Aktivitäten im Digitalen forderte. Angesichts der ungleichen Einnahmesituation von ARD und Privatradios sprach Hillmoth sich zudem für eine Förderung der Privaten für ihren Digitalumstieg aus, nachdem die ARD bereits entsprechend höhere Gebührenmittel für die Umsetzung ihrer Digitalisierung bekomme.
Hinsichtlich der erheblichen Mehrversorgung an Frequenzen stellt die unabhängige Studie fest, dass die ARD einen großen Teil ihrer UKW-Frequenzen als strategische Reserve im Wettbewerb mit dem privaten Hörfunk verwendet. Die ARD habe ihre Hörfunkprogramme fortgesetzt nach dem Vorbild der privaten Anbieter in Formatradios und Spartenradios umgewandelt. Anstelle von integrierenden Programmen entstehen immer neue Jugendwellen, Nachrichtenprogramme, formatierte Pop- und Servicewellen, Seniorenprogramme etc..
Karlheinz Hörhammer (Geschäftsführer ANTENNE BAYERN), Stellvertretender Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste: "In Bayern hat sich der Bayerische Rundfunk immer noch nicht endgültig von seinen Plänen für eine neue Jugendwelle verabschiedet. Hier droht wie schon in den meisten anderen Bundesländern eine erhebliche Schieflage zum Nachteil der Privatradios." Hörhammer erneuerte vor diesem Hintergrund die VPRT-Forderung, alle bestehenden UKW-Frequenzen neu zwischen den Marktteilnehmern aufzuteilen. "Eine Frequenzneuverteilung würde zu mehr Frequenzgerechtigkeit führen. Und auch die Öffentlich-Rechtlichen könnten davon profitieren, ihren gewachsenen Frequenzbestand in der Fläche zu optimieren. Diese Aufgabe sollten die Länder im Rahmen der anstehenden Frequenzneuordnungen mit auf die Tagesordnung nehmen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Radioprogrammen könnte damit erheblich optimiert werden." Zugleich betonte Hörhammer, dass angesichts der vielen offenen Fragen zur Digitalisierung die Nutzung der UKW-Frequenzen solange verlängert werden solle, bis für alle Beteiligten ausreichende Planungssicherheit durch ein akzeptables Digital-Konzept für das Radio geschaffen sei.
Bezugshinweise: Die Studie "Hörfunk in Deutschland - Rahmenbedingungen und Wettbewerbssituation, Bestandsaufnahme 2006", 300 Seiten, Autoren: Frank Böckelmann, Walter A. Mahle und Gerd Macher, VISTAS Verlag, ist im Buchhandel oder direkt über den Verlag (VISTAS Verlag GmbH, Goltzstraße 11, 10781 Berlin, Tel.: 030/32 70 74 46, Fax: 030/ 32 70 74 55, E-mail: medienverlag@vistas.de) für 25,- Euro zu beziehen.
Journalisten können ein kostenfreies Rezensionsexemplar beim VPRT (Gesa Klebe, Tel. 030/39 880-100, Fax: 030/39 880-148, E-mail: klebe@vprt.de) anfordern.
Eine kurze Zusammenfassung der Studie ist unter www.vprt.de im Pressebereich downloadbar.
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