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ots.Audio: "Wir sehen uns als biologisches Gewissen der Industrie"

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Osnabrück/Zwingenberg (ots)

DBU-Interview mit diesjährigem Umweltpreisträger Holger Zinke - 
O-Töne auf www.dbu.de
1. Teil: 00:00 - 09:31
Osnabrück/Zwingenberg. Dem Gründer des Biotechnologie-Unternehmens
BRAIN AG im hessischen Zwingenberg, Holger Zinke (45), wird am 26. 
Oktober in Rostock der Deutsche Umweltpreis 2008 der Deutschen 
Bundesstiftung Umwelt (DBU) verliehen. Überreicht wird der Preis in 
der Stadthalle durch Bundespräsident Horst Köhler. Zinke teilt sich 
den mit 500.000 Euro höchstdotierten Umweltpreis Europas mit dem 
Dekan der Donald Bren School für Umweltwissenschaft und -management 
der Universität Kalifornien in Santa Barbara, Prof. Dr. Erst Ulrich 
von Weizsäcker (69). Holger Zinke wird geehrt, weil er mit 
umweltfreundlichen biotechnologischen Verfahren chemische ersetzt und
verbessert. Er gilt als unternehmerischer Pionier der Biotech-Branche
in Deutschland. Die DBU hat mit ihm nach der Bekanntgabe der 
diesjährigen Umweltpreisträger gesprochen.
DBU: Ihnen wird der Deutsche Umweltpreis in diesem Jahr verliehen.
Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Zinke: "Zunächst glaube ich, dass ich stellvertretend für das 
Unternehmen und die Mitarbeiter stehe. Das Unternehmen ist ja 1993 
gegründet worden. Wir blicken insofern auf eine 15-jährige Historie 
zurück. Wir haben uns als eines der ersten Unternehmen auf das Thema 
'Werkzeugkasten der Natur' konzentriert, um von dort insbesondere 
Mikroorganismen, Enzyme, Biokatalysatoren und auch Naturstoffe 
herauszuholen und der Industrie zur Verfügung zu stellen. Das war 
unser Unternehmenskonzept, das wir 1993 aus der Taufe gehoben haben. 
Und in soweit sind wir sehr froh und ein Stück weit auch stolz, dass 
nun diese langjährige Arbeit ihre Würdigung mit so einem renommierten
Preis gefunden hat."
DBU: Was macht die BRAIN AG konkret? Wie würden Sie z. B. Kindern 
Ihre Arbeit erklären?
Zinke: "Wenn ich vom 'Werkzeugkasten der Natur' rede, müssen wir 
feststellen, dass die Natur wirklich ein hochkomplexes System ist. 
Und wir reden nicht über Millionen, sondern über Milliarden von 
Jahren Evolution, die die Lebewesen hervorgebracht haben. Die 
Lebewesen sind, jedes für sich genommen, auch sehr komplex, sehr 
spezialisiert, aber auch sehr leistungsfähig. Wenn man dann mit einem
Mikroskop in den Boden schaut, stellt man fest, dass dort Tausende 
und Abertausende von Mikroorganismen leben, die beispielsweise auch 
Stoffwechselprozesse wie die Kompostierung durchführen. Dafür 
benutzen die Mikroorganismen sogenannte Enzyme. Das sind eben kleine 
Katalysatoren, die in der Lage sind, beispielsweise Stärke,  Zucker 
oder Fette abzubauen und für ihren eigenen Stoffwechsel zu nutzen. 
Diese kleinen Enzyme, diese Biokatalysatoren aus den Mikroorganismen,
die haben auch eine industrielle Bedeutung. Man kann mit diesen 
Mikroorganismen und mit diesen Biokatalysatoren auch Chemikalien 
herstellen, die man beispielsweise zur Papier-, Textil- oder 
Waschmittelherstellung braucht. Die Aufgabe der BRAIN AG ist es, 
diese Moleküle nutzbar zu machen. Wir haben etwa 70 spezialisierte 
Mitarbeiter, die den ganzen Tag damit beschäftigt sind, aus den 
Mikroorganismen neue funktionsfähige Biokatalysatoren, Enzyme, aber 
auch Naturstoffe der Natur zu entlocken."
DBU: Welchen Problemen stellt sich die BRAIN AG?
Zinke: "Das technische Problem, das wir haben, ist, dass die 
meisten Mikroorganismen im Boden so spezialisiert sind, dass man sie 
unter den sehr unnatürlichen Laborbedingungen nicht vermehren kann. 
Es war auch über lange Jahre das große Problem, solche 
Stoffwechselleistungen von Mikroorganismen überhaupt industriell 
nutzbar zu machen. Denn weniger als ein Prozent der Mikroorganismen, 
die in der Natur existieren, sind unter Laborbedingungen 
kultivierbar. BRAIN hat eine ganze Palette von Methoden und 
Technologien entwickelt, dieses Problem zu umfahren, indem wir uns 
von vornherein mit der genetischen Information dieser Mikroorganismen
beschäftigen. Es wird also nicht mehr versucht, die Mikroorganismen 
komplett aus dem Boden zu holen, das funktioniert nämlich nicht, weil
sie, wie gesagt, unter Laborbedingungen nicht kultivierbar sind. 
Sondern unsere Technik ist die Genominformation, die biologischen 
Baupläne dieser Enzyme direkt aus dem Boden lesbar und auch 
vermehrbar zu machen."
DBU: BRAIN ist das Akronym Ihres längeren Firmennamens und heißt 
auf Deutsch Gehirn. Was steckt hinter diesem Wortspiel?
Zinke: "Es ist in der Tat ein Wortspiel. Allerdings muss ich mich 
entschuldigen, dass wir als deutsches Unternehmen einen englischen 
Namen benutzt haben, aber wir müssen einfach wahrnehmen, dass es eine
internationale Industrie ist. Ständig kooperieren wir mit vielen 
Unternehmen aus den USA und anderen Ländern. Die Sprache, die wir 
untereinander gebrauchen, unter Wissenschaftlern und 
Kooperationspartnern, ist das Englische. BRAIN hat natürlich die 
symbolhafte Bedeutung, dass wir uns ein bisschen als das biologische 
Gewissen der Industrie verstehen. Wir denken tatsächlich sehr stark 
nach, wie eine Problemlösung aussehen kann und wie wir diese der 
Industrie zur Verfügung stellen. Wenn wir sagen, wir denken nach, 
dann heißt das durchaus, dass wir experimentell versuchen zu belegen 
und wir irgendwann bei der Industrie mit einem Biokatalysator und 
einem neuen Enzym ankommen. Insofern ist das schon eine forschende 
Entwicklungstätigkeit, die sehr viel auch mit Gehirnschmalz zu tun 
hat."
DBU: Sie sprachen es gerade an, das biologische Gewissen. Die 
Biotechnologie wird als Schlüsseltechnologie bezeichnet. Was kann sie
in dieser Funktion für den Umweltschutz tun?
Zinke: "Wir müssen ja sehen, dass viele Produkte, ob Konsumgüter 
oder Chemikalien, die produziert und eingesetzt werden, ganz häufig 
wiederum biologische Materialien sind. Waschmittel, Textilien oder 
auch Papier - alle diese Produkte sind eigentlich biologische 
Produkte. Wenn wir beispielsweise eine Textilie reinigen, aus 
Baumwolle oder aus Seide, stellen wir fest, dass Seide ein Protein, 
ein biologischer Stoff ist und Baumwolle auch. Wenn dann diese Stoffe
verunreinigt sind, dann sind sie auch ganz überwiegend durch 
biologische Stoffe wie Gras, Fett oder Eis verunreinigt. Das 
bedeutet, wir haben es eigentlich mit einem rein biologischen 
Trennproblem zu tun. Wir wollen die biologische Faser oder die 
biologische Oberfläche von einer biologischen Anschmutzung befreien. 
Insofern macht es durchaus Sinn, sich wieder der Biologie zu 
bedienen, weil die Mikroorganismen in der Lage sind, Fette, Stärke 
oder Eiweiße abzubauen. Es zeigt diese Kreativität der Natur, 
biologische Fragestellungen zu lösen. Und so ist das eben auch im 
Waschmittelbereich, dass man eine biologische Faser mit einem 
biologischen Enzym, zum Beispiel Stärke, abbaut und so einen Fleck 
reinigen kann.
Deswegen ist die Begrifflichkeit der chemischen Reinigung 
eigentlich unangemessen. Man kann mit einem biologischen System viel 
leichter, gezielter, umweltschonender reinigen. Wir brauchen dort 
keine Lösungsmittel, die im Zweifel schwer biologisch abbaubar sind 
oder sonst nachteilige Eigenschaften haben. Wir machen das alles im 
wässerigen System, in einer Waschlauge, die eigentlich im 
Wesentlichen aus Wasser besteht. Aus wenigen Milligramm Enzymen. 
Diese Enzyme sind eben Biokatalysatoren. Und ein Katalysator zeichnet
sich dadurch aus, dass er aktiv ist, ohne sich selbst zu verbrauchen.
In der Theorie ist er unendlich aktiv. Wir brauchen ganz geringe 
Mengen dieses Katalysators, um den Schmutz von einer Faser 
abzubringen.
Der Mensch umgibt sich eigentlich im Wesentlichen mit biologischen
Materialien, mit Textilien aus Baumwolle, Blusen aus Seide, Schuhen 
aus Leder. Das bedeutet, alle diese biologischen Produkte können 
eigentlich auch mit biologischen Verfahren veredelt werden.
In der Vergangenheit standen nur chemische Möglichkeiten zur 
Verfügung. Die chemische Industrie, die eine traditionelle, 
klassische Technologie ist, und die Industrie, die die klassische 
Technologie verwendet, sind jetzt angekommen im Zeitalter, in dem 
sich auch die Chemieindustrie langsam biologisiert. Es stehen jetzt 
eben Möglichkeiten zur Verfügung, diese Mikroorganismen nutzbar zu 
machen. Das ging vor zehn Jahren nicht, vor 50 Jahren erst recht 
nicht. Heute finden vielleicht gerade mal 100 Mikroorganismen in der 
Industrie Verwendung. Und in einem einzigen Gramm Boden sind schon 
5000 verschiedene Mikroorganismen. Im Bioarchiv der BRAIN, sozusagen 
unsere Schatztruhe, da sind zigtausende Mikroorganismen und dazu noch
Milliarden von Genen, die für solche Enzyme und Katalysatoren den 
Bauplan darstellen. Das bedeutet: Dieser Werkzeugkasten der Natur ist
unendlich groß. Wir stehen eigentlich gerade erst am Anfang der 
Nutzung dieses Werkzeugkastens.
DBU: Sie sagten gerade, Biotechnologie steht noch ganz am Anfang. 
Was wird denn künftig noch durch sie möglich sein?
Zinke: "Methodisch hat sie gerade eine ganz große Hürde genommen, 
weil letztlich dieser Werkzeugkasten wie ein offenes Buch vor uns 
liegt. Wir müssen auf der anderen Seite sehen, dass es natürlich sehr
gute chemische Produkte und effiziente Produktionsverfahren in der 
etablierten Industrie gibt. Da ist jetzt die Frage, wie schnell die 
Biologisierung der Industrien tatsächlich zustande kommt. Da gehen 
die Expertenmeinungen auch auseinander. Es gibt Experten von 
McKinsey, die sagen, dass im Jahr 2010 ungefähr sieben Prozent der 
Chemieproduktion mittelbar oder unmittelbar von der Biotechnologie 
abhängen. Und es gibt weitere Prognosen, dass im Jahr 2030 ungefähr 
ein Drittel der Industrieproduktion von der Biologie abhängen. Die 
Frage ist, wie groß die Umsetzungsgeschwindigkeit ist. Wie schnell 
sich eine Industrie diesem Wandel unterziehen kann, hängt natürlich 
von vielen Dingen ab: der Bereitstellung von Technologien und 
natürlich auch der Bereitstellung von Geld, denn die Umstellung von 
Verfahren ist letztlich als eine Investition zu betrachten. Es hängt 
auch übergreifend von volkswirtschaftlichen Themen ab, ob eine 
Industrie sich eben so schnell wandeln kann. Es gibt ein 
holländisches Chemieunternehmen, das bereits heute 30 Prozent seiner 
Produkte auf Basis von Biotechnologie herstellt. Es gibt andere 
Unternehmen, wo dieser Anteil der Produktion eben nur zwei oder drei 
Prozent beträgt. Es wird jetzt in der Zukunft einen gewissen 
Wettbewerb geben, der Standorte, der Industrien.
Wir sind ganz froh, dass die europäischen Unternehmen, der 
europäische Standort, der deutsche Standort, sehr gut ausgerichtet 
sind. Wir haben hier eine sehr starke und traditionell exzellente 
mikrobiologische Forschung. Viele Weltklasse-Mikrobiologen sind 
Deutsche oder arbeiten in Deutschland. Wir haben auf der anderen 
Seite eine sehr aufnahmefähige chemische Industrie, die sich jetzt 
dieses Thema tatsächlich auch zu Eigen macht.  Beispielsweise 
Evonik-Degussa und BASF haben da sehr viel Geld in die Hand genommen,
um das Thema "Weiße Biotechnologie" für sich selbst nutzbar zu 
machen. Wir haben es in der Chemieindustrie tatsächlich mit einer 
positiven Innovationskultur zu tun. Auf der anderen Seite gibt es 
solche Unternehmen wie BRAIN, die die Technologien entwickelt haben, 
bereithalten und auch auf Wachstumskurs sind.
Tatsächlich müssen wir sehen, dass in den USA das Thema 
Ressourceneffizienz und Energieeffizienz mit diesem biotechnischen 
Ansatz erst in den letzten zwei Jahren Rückenwind bekommen hat. In 
Deutschland dagegen ist man schon länger dabei. Prozesse zu 
optimieren und biologische Lösungen zu finden, waren schon immer 
Themen in Deutschland. Umweltschutz und die nachhaltige Aufstellung 
von Unternehmen sind Themen, die man im alten Europa sehr häufig 
findet. Insofern haben wir tatsächlich einen Wettbewerbsvorteil. Das 
ist nicht in allen Biotechnologiebereichen der Fall. In der 
Pharmabiotechnologie beklagen wir immer einen Entwicklungsrückstand 
von zehn bis 15 Jahren gegenüber den US-amerikanischen biotechnischen
Pharmaunternehmen. Das ist in  der 'Weißen Biotechnologie' definitiv 
nicht der Fall. Da sind wir absolut auf Augenhöhe, vielleicht sind 
wir sogar ein Stück weit vorn."
2. Teil: 00:00 - 06:31
DBU: In den 90er Jahren haben Sie ihr Unternehmen BRAIN AG 
gegründet. Dies war allerdings noch zu einer Zeit, als nur wenige 
Leute mit dem Wort 'Weiße Biotechnologie' etwas anfangen konnten. 
Damals gab es ja noch wenige universitäre Ausgründungen und 
Venture-Kapital war auch kaum verfügbar. Weshalb haben Sie trotzdem 
1993 das Unternehmen gegründet?
Zinke: "Es war sogar noch schlimmer. Selbst der Begriff des 
Venture-Kapitals war eigentlich nicht bekannt. Es war in der Tat eine
gewisse Steinzeit, auch wenn es erst 16 Jahre her ist, dass die Firma
Höchst die erste biotechnologische Anlage für das Insulin 1992 in 
Betrieb genommen hat. Damals war es wirklich eine sehr ursprüngliche,
eine Pionierzeit. Und in der Tat waren wir getrieben von dem 
Gedanken, dass es über die Beschäftigung mit diesen Themen im Labor, 
im akademischen Umfeld auch noch ein größeres Rad gibt, das man 
drehen kann und soll. Wir haben damals durchaus gesehen, dass die 
Industrie aus sich heraus diese Technologien nicht entwickeln wird. 
Es gab damals sehr intensive politische Diskussionen, ob wirklich die
technische Biologie an diesem Standort entwickelt werden kann oder 
nicht. Wir haben uns damals auf den Nichtpharmaaspekt fokussiert, 
eben diesen industriellen Aspekt. Der Begriff der 'Weißen 
Biotechnologie' war noch nicht erfunden. Das geschah erst im Jahr 
2003. BRAIN hat dann versucht, sehr stark auf Kooperationen zu 
setzen, weil kein Gründungskapital zur Verfügung stand. Wir haben von
vornherein darauf gesetzt, das Ganze zusammen mit Unternehmen aus der
Chemieindustrie und der Konsumgüterindustrie zu entwickeln, also auf 
partnerschaftliche Konzepte gesetzt. Wir haben also klassisch ein 
mittelständisches Modell etabliert mit einer ganz speziellen 
Unternehmenskultur. Die hat  zum Beispiel dazu geführt, dass wir 
1996, als wir aus Darmstadt weggezogen sind, nicht etwa in irgend ein
Industriegebiet oder in einen relativ anonymen Technologiepark 
gezogen sind, sondern dass wir uns damals ein denkmalgeschütztes 
Industriegebäude im Bauhausstil gekauft haben und dort unsere Labore 
eingerichtet haben. Es waren tatsächlich die ersten Labore, 
gentechnischen Anlagen, die von kleinen Unternehmen betrieben worden 
sind.
Wir haben unsere erste Genehmigung 1996 bekommen. Das war vier 
Jahre, nachdem Höchst die bekommen hat. Insofern sind wir tatsächlich
Pioniere der 'Weißen Biotechnologie'. Seitdem haben wir uns organisch
entwickelt, also auch entsprechend dem mittelständischen 
Geschäftsmodell."
DBU: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Zinke: "Die eine oder andere Technologie wollen wir zusätzlich 
noch ins Unternehmen einbauen. Vor etwa einem Jahr haben wir 
angefangen, das Unternehmen BRAIN weiterzuentwickeln. Wir wollen 
nicht bloß als Technologieunternehmen unsere Geschäfte betreiben, 
sondern tatsächlich auch Produktion einrichten. Und zwar die 
Produktion von Enzymen und Biokatalysatoren. Natürlich nicht so groß,
wie beispielsweise eine BASF oder eine Evonik-Degussa das macht. Aber
es ist auch der Vorteil biologischer Produktion, dass man das im 
kleinen Maßstab machen kann. Tatsächlich haben wir hier in absoluter 
Nachbarschaft unseres Bauhausgebäudes eine Produktionshalle, in der 
wir derzeit unsere Fermente einrichten. Insofern bildet sich um die 
BRAIN herum eine gewisse Industrie. Wir entwickeln uns vom 
Technologieunternehmen zu einem Industrieunternehmen."
DBU: Welche Rahmenbedingungen bieten sich denn heute für 
Unternehmensgründungen in der Biotechnologie in Deutschland? Ist es 
noch genauso schwer wie damals 1993?
Zinke: "Die Biotechnologie in Deutschland, allgemein gesprochen - 
das ist ein Hoch und Tief, um es mal so zu formulieren. Damals sind 
ganz wenige Unternehmen gegründet worden. Es gab dann eine 
Gründungswelle Ende der 90er Jahre. Da gab es eine Initiative des 
Forschungsministeriums, den Bioregio-Wettbewerb, der dazu geführt 
hat, dass tatsächlich mehrere hundert Unternehmen an den Start 
gegangen sind. Dann war es 2001 und später wieder so, dass sehr viele
Unternehmen mit der Kapitalmarktkrise in Schwierigkeiten gekommen 
sind. Derzeit müssen wir ganz klar sagen, die 
wissenschaftlich-technische Basis für Unternehmensgründung, 
beispielsweise auch die Ausbildung von potenziellen Mitarbeitern aus 
dem Ingenieurbereich oder wissenschaftlichen Bereich, ist exzellent. 
Auf der anderen Seite müssen wir wahrnehmen, dass an diesem Standort 
nach den Rahmenbedingungen, beispielsweise was die Kapitalmärkte 
anbelangt, momentan nuklearer Winter herrscht. Es ist ganz wenigen 
Unternehmen möglich, in diesen Zeiten signifikante Mittel zu 
akquirieren. Für Neugründungen ist momentan eine sehr schwierige 
Zeit. Gerade in den letzten zwei Wochen, wo der Kapitalmarkt erneut 
in eine Krise gefallen ist, ist das durchaus schwierig. Auf der 
anderen Seite gibt es von der Industrie einen großen Willen, in das 
Thema 'Biologisierung der Industrien' zu investieren. Und wenn man 
dann so aufgestellt ist, dass man das Ganze als Kooperationspartner 
der Industrie macht, findet man immer einen Weg, ein interessantes 
Projekt zu finanzieren."
DBU: Sie werden am 26.10.08 in Rostock das Preisgeld von 250.000 
EUR entgegennehmen. Haben Sie schon eine Vorstellung, was sie mit dem
Geld machen?
Zinke: "Da fragen sie einen Unternehmer, dessen Firma expandiert. 
Die BRAIN muss sich finanziell so aufstellen, um solche Investitionen
auch tragen zu können. Wir haben vor zwei Jahren eine recht große 
Finanzierungsrunde betrieben und mit weiteren Mitteln ungefähr 20 
Millionen Euro für die Unternehmensentwicklung akquiriert. Dieses 
Preisgeld passt jetzt sehr gut in diesen Kontext, und wir können die 
Expansion noch ein bisschen weiter beschleunigen."
DBU: Sie bekommen den Preis zusammen mit dem Naturwissenschaftler 
und Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker. Was sagen Sie zu Ihrem 
Umweltpreispartner?
Zinke: "Das ist natürlich eine Person des öffentlichen Lebens und 
ein echter Pionier des Nachhaltigkeitsgedankens. Deshalb bin ich sehr
froh, mit ihm zusammen agieren zu dürfen und die Bühne betreten zu 
können. Ich verstehe es so, dass er den theoretischen Überbau als 
Professor geschaffen hat, in dem die BRAIN wiederum tätig ist. 
Insofern ist diese Dualität bei der Preisvergabe durch die 
Umweltstiftung eigentlich ein schönes Bild, das hier einen 
Schulterschluss, ein Unterhaken von akademischen und 
unternehmerischen Pionieren zeigt."
Das Interview führte Isabel Krüger, DBU
Fotos nach IPTC-Standard zur kostenfreien Veröffentlichung unter 
www.dbu.de
ACHTUNG REDAKTIONEN:
Das Tonmaterial ist honorarfrei zur Verwendung. Wir bitten jedoch 
um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben 
an  desk@newsaktuell.de.

Pressekontakt:

Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Taalke Nieberding
Isabel Krüger
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Original content of: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), transmitted by news aktuell

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