Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Neuartige Wärmepumpentechnik in dieser Dimension in Lingen europaweit erstmalig vor einer "Feuertaufe"
Osnabrück / Lingen (ots)
Ludwig-Windthorst-Haus will Abwärme aus Raffinerieabwasser nutzen - Kohlendioxid als Kältemittel - DBU fördert mit 600.000 Mark
Wenn das funktioniert, was sich das Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen, die Universität Gesamthochschule Essen und die Agro Energie (Meppen) vorgenommen haben, könnte durch den in diesem Leistungsbereich europaweit erstmaligen Einsatz neuartiger Wärmepumpen mit dem ökologisch und sicherheitstechnisch idealen Kohlendioxid als Kältemittel ein wesentlicher Klimaschutz-Beitrag geleistet werden. Mit 600.000 Mark fördert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, diesen Versuch, der nach der Entwicklung und Erprobung eines Prototypen im Hauptgebäude der katholischen Erwachsenenbildungsstätte im Rahmen eines innovativen Energieversorgungs-Gesamtkonzeptes verwirklicht werden soll. DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde: "Durch diese neuartige Wärmeversorgung könnten Umweltbelastungen verringert werden, wie sie bei der Verbrennung von 45.000 Liter Heizöl entstehen. Um das durch Sonnenenergie zu erreichen, müssten 2.100 Quadratmeter Fotovoltaikflächen für 3,3 Millionen Mark installiert werden."
Vor Medienvertretern in Lingen gingen heute Brickwedde, Reinhold Jackels, Akademiedirektor des Ludwig-Windthorst-Hauses (LWH), Helmut Bartsch von der Erdölraffinerie Emsland, Wilhelm Pieper und Rainer Knieper von der Agro Energie sowie von der Universität Essen Karsten Klöcker auf Einzelheiten dieses insgesamt 1,4 Millionen Mark teuren Modellprojektes ein. Dabei stellten Pieper und Knieper heraus, dass die Abwärme aus industriellen Abwässern bisher kaum genutzt werde. Das hänge damit zusammen, dass die Abwärme meist nicht ganzjährig parat stehe und das Wasser häufig aggressiv verschmutzt sei, was eine Weiternutzung erschwere. Außerdem müssten im Gegensatz zur Wärmenutzung aus Abgas Wärmepumpen eingesetzt werden.
Beim Abwasser der Erdölraffinerie Emsland sei das anders, so Helmut Bartsch. Es sei qualitativ unproblematisch und stehe das ganze Jahr über mit einer Temperatur von 25 bis 30 Grad zur Verfügung. So sei die Idee entstanden, dieses Wasser für die Energieversorgung des LWH zu nutzen und eine Wärmepumpenanlage von ca. 125 Kilowatt zu installieren, die über ein Diesel-Blockheizkraftwerk angetrieben werde.
Gestoßen sei man dabei auf die Frage, ob man für diese Wärmepumpe nicht Kohlendioxid einsetzen könne, so Karsten Klöcker. Die intensiven Untersuchungen in den vergangenen Jahren auf nationaler und internationaler Ebene hätten gezeigt, dass die Leistung solcher Wärmepumpen zehn Prozent höher sein könne als herkömmliche Systeme. Und die ökologischen und sicherheitstechnischen Vorteile dieses Kältemittels lägen auf der Hand: Es sei weder giftig noch brennbar, besitze kein Ozonabbaupotenzial, sei chemisch inaktiv und preisgünstig.
Von den einschlägigen Herstellern und Anlagenbauern würden zurzeit serienmäßig noch keine derartigen Wärmepumpenaggregate angeboten, die Einzelteile seien jedoch verfügbar, so Pieper und Knieper weiter. Innovative Kernkomponente sei ein neuartiger Kohlendioxid-Verdichter, der erst seit Anfang dieses Jahres zur Verfügung stehe. Auf dieser Grundlage solle nun in einem ersten Schritt eine Wärmepumpe entwickelt, aufgebaut und an der Universität Essen erprobt werden. Dabei sollten unter anderem Fragen zum Verhalten des Verdichters sowie zur energetischen Verbesserung der Wärmepumpe und regelungstechnischen Einbindung in das Versorgungskonzept des LWH geklärt werden.
Verlaufe das alles erwartungsgemäß, werde in der zweiten Phase die Energieerzeugung aus Diesel-Blockheizkraftwerk und Kohlendioxid-Wärmepumpe im LWH aufgebaut. Die Pumpe werde über eine Rohrleitung und einen Wärmetauscher an die Abwasserleitung der Raffinerie angeschlossen. Die Wärmeverteilung erfolge dann über das vorhandene Heizungsnetz. Nebengebäude würden über ein zu errichtendes Nahwärmenetz angeschlossen.
Die Darstellung des gesamten Anlagebetriebs und der damit einhergehende Beitrag zum Umweltschutz würden umfassend und unmittelbar für die jährlich etwa 20.000 Kursteilnehmer sichtbar gemacht, so Reinhold Jackels. Schließlich habe sich das LWH auch in den vergangenen zehn Jahren schon intensiv bemüht, seinen Energieverbrauch zu verringern. Neben einer verstärkten Nutzung erneuerbarer Energien aus Wasser, Wind, Biomasse und Sonne sei aber gerade ein sparsamer und wirtschaftlicher Umgang mit Energie der Schlüssel für den Erfolg, den Kohlendioxid-Ausstoß deutlich zu verringern und das Klima zu schützen, so DBU-Generalsekretär Brickwedde.
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