Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Deutsche Bundesstiftung Umwelt feierte in Berlin zehnjähriges Bestehen - Bundeskanzler-Lob - Zehn-Millionen-Geschenk für die Jugend
Berlin (ots)
"Weiterhin jenes Maß an Umsicht und Weitsicht, das Ihre bisherige Arbeit ausgezeichnet hat"
Sie habe "beachtliches für den Umweltschutz" geleistet und "manche Innovation im Mittelstand angestoßen". Sie sei eine "ausgezeichnete Anlaufstelle" und habe "Maßstäbe gesetzt". Sie sei der Beweis dafür, dass "Privatisierung kein Schreckgespenst sein muss, sondern - richtig gemacht - eine wirkliche Dividende für die ganze Gesellschaft". - Mit diesen Worten würdigte heute in Berlin Bundeskanzler Gerhard Schröder die Arbeit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) aus Osnabrück. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der DBU, die 1991 nach dem Verkauf der ehemals bundeseigenen Salzgitter AG mit einem Kapital von 2,5 Milliarden Mark ausgestattet worden war, feierten im "Haus der Kulturen der Welt" 1.600 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Umwelt den Geburtstag der größten Umweltstiftung Europas.
Schröder erinnerte daran, dass sich die DBU mit Aufnahme ihrer Fördertätigkeit vor allem in den ostdeutschen Bundesländern engagiert habe, was "sicherlich richtig" gewesen sei. Bei der Vergabe ihrer Fördermittel habe sie unter anderem deshalb beispielhaft gewirkt, weil sie 25 Prozent ihrer Mittel in den Klimaschutz investiert habe. Das sei der genau richtige Ansatz, weil die Weiterentwicklung erneuerbarer Energien und die schonende Nutzung endlicher Energiequellen eine zentrale Frage der Entwicklung in Deutschland sei. Durch innovative Technologien in diesem Sektor eröffneten sich für kleine Unternehmen gewaltige Chancen. Schröder: "Das dient dem Nutzen der gesamten Gesellschaft." Dass die Stiftung dem Naturschutz einen noch breiteren Raum einräumen wolle, wertete Schröder als vernünftig, auch wenn klar sei, dass der technische Umweltschutz Kernbereich der Förderung bleibe. Bisher hatte die DBU etwa ein Zehntel ihrer 1,7 Milliarden Mark, die sie in über 4.000 Projekte gesteckt hatte, für Naturschutzprojekte angelegt.
Der Bundeskanzler stellte die Initiativen der Bundesregierung zum Thema Natur- und Umweltschutz vor und betonte die Bedeutung von Strategien, die umwelt-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Ziele verkoppeln. Eine solche nationale Nachhaltigkeitsstrategie müsse auf allen Ebenen vorangebracht werden. Sie könne allerdings nicht vom Staat verordnet werden. Alle Aktiven müssten vielmehr dieses Thema zur eigenen Sache machen. Das Konzept der DBU sei "gelebte Nachhaltigkeit", sie werde ihren Beitrag zu diesem wichtigen Thema auch zukünftig leisten. Die DBU habe Anregungen gegeben und finanziell geholfen. Schröder: "Die Nähe zu den Akteuren und ihren Problemen zeichnet die Arbeit der DBU aus."
In seinen Grußworten betonte DBU-Kuratoriumsvorsitzender Prof. Dr. Hans Tietmeyer, dass es der Unterstützung vieler tatkräftiger Menschen bedurft habe, um aus einer Idee Europas größte Umweltstiftung zu machen. Sein besonderer Dank für dessen persönliche Initiative galt in diesem Zusammenhang dem damaligen Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel, der entscheidenden Anteil an der Gründung der DBU gehabt habe, und der Weitsicht des Parlaments und seiner Abgeordneten, die die Unabhängigkeit der Stiftung und die Öffnung des Kuratoriums für verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterstützt hätten.
Die DBU-Gründung griff Bundesfinanzminister a.D. Dr. Theo Waigel dann selbst auch noch einmal auf. Die gut 2,5 Milliarden Mark aus der Privatisierung der Salzgitter AG seien damals "wahrlich kein Pappenstiel" gewesen. Es habe auch die Möglichkeit bestanden, den Erlös im Bundeshaushalt zu "verfrühstücken" und so den politischen Druck zu sparsamer Haushaltspolitik zu vermindern. Doch die Entscheidung sei für ein Signal in der Umweltpolitik gefallen: für die Förderung konkreter Umweltprojekte, vor allem innovativer Produkte und Verfahren unter besonderer Berücksichtigung des Mittelstandes und der neuen Bundesländer, für die Stiftung eines "wuchtigen Preises", des Deutschen Umweltpreises der DBU. Mit der Privatisierung der Salzgitter AG sei bundeseigenes Tafelsilber "nicht verscherbelt, sondern vergoldet" worden. Waigel: "Die Stiftung nimmt inzwischen einen nicht mehr wegzudenkenden Platz im umweltpolitischen Instrumentarium ein."
Prof. Dr. Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Freistaates Thüringen, betonte in ihrem Festvortrag den Vorrang eines vorbeugenden Umweltschutzes, der Schäden erst gar nicht entstehen lässt, vor einer auf bloße Reparatur ausgerichteten Politik. Auch heute noch tue sich manche Industrienation schwer, ihre globale Verantwortung in Sachen Umweltschutz zu erkennen und wahrzunehmen. Wie ermutigend sei es da, eine große Stiftung zu würdigen, die technologische Entwicklung und Umweltschutz als zwei einander bedingende Grundsätze für Industrienationen erkannt habe.
Schipanski würdigte die Aufbauarbeit der DBU in den ostdeutschen Bundesländern angesichts der enormen Umweltbelastungen, die das SED-Regime hinterlassen habe. Nicht nur ein dringender Sanierungs-, auch ein hoher Beratungsbedarf in Sachen Umweltschutz habe bestanden, weil sich Betriebe, Kommunen und Verbände kurzfristig auf eine komplett neue Rechtslage hätten umstellen und schnellstmöglich die hohen Umweltbelastungen hätten verringern müssen. Die DBU habe wesentlich dazu beigetragen, dass sich dort das Bewusstsein für Umweltprobleme geschäft und daraus konkretes Handeln ergeben habe.
Die Ministerin stellte Einzelprojekte der DBU zum Klimaschutz, zur Sanierung umweltgeschädigter, national wertvoller Kulturdenkmäler vor und erläuterte die Zielsetzung verschiedener Professuren vor allem an ostdeutschen Hochschulstandorten, die von der DBU gestiftet worden waren. Initiativen wie diese würden in Deutschland mehr gebraucht, betonte sie, denn Stiftungen seien in besonderer Weise dazu geeignet, Innovationspotenzial in unserer Gesellschaft freizusetzen und gezielt zu fördern.
Der Staat müsse deshalb auch alles tun, um Stiftungen als Förderer des Gemeinwohls zu unterstützen. Während das in den USA auch so sei, sei in Deutschland noch viel politische Arbeit zu tun, bis der Stiftungsgedanke den ihm gebührenden Platz eingenommen haben werde. Die DBU habe diesen Platz gefunden. Schipanski wünschte ihr für die Zukunft "weiterhin jenes Maß an Umsicht und Weitsicht, das Ihre bisherige Arbeit ausgezeichnet hat".
In zwei Gesprächsrunden in dem von dem Leiter Wissenschaft/Ökologie Fernsehen des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Ranga Yogeshwar, moderierten Festakt bewertete etwa der Präsident des Umweltbundesamtes, Prof. Dr. Andreas Troge, die Gründung der DBU als "Geniestreich". Nie wären in den jährlichen Haushaltsberatungen des Bundes in diesen Jahren 1,7 Milliarden Mark für den Umweltschutz bereit gestellt worden. Auch Dr. Angelika Zahrnt, Vositzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschlands (BUND), bezeichnete die Arbeit der Stiftung gerade in der Umweltbildung als "sehr wirkungsvoll". Und Georg Salvamoser, Geschäftsführer der Solarfabrik und Träger des Deutschen Umweltpreises, gab dem Bundeskanzler den Rat mit auf den Weg, doch das Stiftungskapital einfach zu verdoppeln, wenn er Gutes für die Umwelt leisten wolle.
Einig waren sich auch der Umwelt- und Nobelpreisträger Prof. Dr. Paul J. Crutzen, Dr. Claus Hipp, Vorsitzender des Umweltausschusses des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT), Prof. Dr. Klaus Töpfer, Executive Director United Nations Environment Programme (UNEP) und Prof. Dr. Joachim Treusch, Vorstand Forschungszentrum Jülich, dass nur mit einem globalen Ansatz Umweltprobleme gelöst werden können. Töpfer formulierte es so: "Was in Afrika passiert, ist so nah wie das, was in Polen passiert. Es ist möglich, dass ein gemeinsamer Planet Erde gemeinsam verwaltet werden kann."
Mit der Ankündigung, als Geschenk an die Jugend anlässlich des zehnten Geburtstags bis zu zehn Millionen Mark für ein neues Jugendprojekt bereit zu stellen, beendete DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde den Festakt. Ziel solle es sein, Unternehmen und Schulen zusammen zu führen, um Schüler für eine "Expedition in die Welt der Wirtschaft" fit zu machen und als zweites Ziel den Austausch zwischen ost- und westdeutschen Schulen zu fördern. Insgesamt sollten so 500 Schulen mit 500.000 Schülern und 500 Unternehmen in Kontakt gebracht werden.
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