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Asiens Reisfelder standen Pate: Rohrkolben bringt Leben in deutsche Niedermoore zurück

München/Osnabrück (ots)

Projekt der TU München bestätigt Bedeutung des Rohrkolbenanbaus -
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) förderte mit 980.000 Euro
Buntes Treiben im Donaumoos bei Ingolstadt: Libellen, Amphibien
und Wasservögel finden sich in der durch intensive Landwirtschaft
verlorengegangenen Niedermoorlandschaft wieder ein. Zu verdanken ist
dieser Erfolg auf einer acht Hektar großen Versuchsfläche dem
"Multitalent Rohrkolben". Vor drei Jahren pflanzten Wissenschaftler
der Technischen Universität (TU) München, Lehrstuhl für
Vegetationsökologie (Freising-Weihenstephan in Bayern) von Hand
110.000 Pflanzen. Mit dem drei Jahre währenden Projekt, das nunmehr
abgeschlossen wurde, wiesen die Forscher nach, dass eine
Renaturierung dieser Moorflächen mithilfe des Rohrkolbens gelingen
kann. Bei der notwendigen Überflutung der Anbauflächen stellte sich
zudem heraus, dass diese Pflanze als Pflanzenkläranlage verschmutzte
Gewässer reinigt. "Damit ähnelt der Rohrkolben in seinem Anbau den
asiatischen Reisfeldern, denn auch diese werden mit nährstoffhaltigem
Wasser überschwemmt und gedüngt", erläuterte Fritz Brickwedde,
Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück,
die dieses Projekt mit 980.000 Euro unterstützte.
Einst das größte zusammenhängende Niedermoorgebiet an der Donau
sei das Donaumoos heute kaum noch als solches zu erkennen. Mit seiner
Kultivierung für die Landwirtschaft, die vor 200 Jahren begonnen
habe, habe dieses Gebiet zunehmend seinen einzigartigen Charakter als
Naturlandschaft verloren. Heute seien nur noch Restflächen mit
niedermoortypischen Tieren und Pflanzen vorhanden. Dabei gestalte
sich die landwirtschaftliche Nutzung des Niedermoores zunehmend
schwierig: Stets aufs Neue mussten die Entwässerungsgräben vertieft
werden, um Ackerbau weiter zu ermöglichen. Dadurch trockneten die
oberen Bodenschichten aus, der fruchtbare Boden werde durch den Wind
abgetragen. "Drei Meter Moorboden sind so auf diese Weise bisher
verloren gegangen; das entspricht etwa 6.000 Hektar Niedermoor oder
der Größe von 8.000 Fußballfeldern", erläuterte Brickwedde. Zudem
erhöhe sich die Zahl von Überschwemmungen, da die Gräben durch die
Vertiefung an Gefälle verlören und das Wasser nicht schnell genug
ablaufe.
Um diesem "Teufelskreis der Moornutzung" wirksam entgegenzutreten
und die einzigartige Niedermoorlandschaft zu bewahren, sei auf einem
Teil des Donaumooses Rohrkolben angepflanzt worden. Die Grasnarbe der
Grünlandschaft habe man abgeschält und mit dem anfallenden Material
das Gebiet eingedeicht. Da Rohrkolben einen hohen Nährstoffbedarf
besitze, habe man nährstoffbelastetes Grabenwasser von
landwirtschaftlichen Nutzflächen auf das Anbaugebiet geleitet, um das
Wachstum der Pflanzen zu fördern und den günstigen Nebeneffekt der
Wasserreinigung zu erreichen. Mithilfe des Rohrkolben sei es
gelungen, Nährstoffe wie Nitrat, Ammonium und Phosphat
herauszufiltern. Damit sei bewiesen worden, dass derartige
Feuchtflächen hervorragend zur Reinigung von belastetem
Oberflächenwasser geeignet seien, wenn ein bewusst auf den Bedarf
abgestimmtes Wassermanagement stattfinde. Bis zu 85 % des Stickstoffs
und bis zu 75 % des Phosphates können aus dem zufließenden Wasser
entfernt werden.
"Das Argument der Renaturierung und des Moorschutzes kann jedoch
nicht ausreichen, um bei Bauern ein Umdenken zu bewirken. Landwirte
sind auf die Einnahmen ihrer Anbauflächen angewiesen", betonte
Brickwedde. Das umfassende Konzept der TU München habe auch diesen
Aspekt berücksichtigt. So sei mit dem Rohrkolben als nachwachsendem
Rohstoff ein Produkt zur Weiterverwertung entwickelt worden: Aufgrund
der Struktur seiner Blätter, die sehr elastisch und leicht seien,
lasse sich der Rohrkolben nach der Ernte zu einem marktfähigen
Dämmstoff weiterverarbeiten, der nach Ablauf seiner Lebensdauer ohne
giftige Rückstände kompostierbar sei.
Der überzeugende Erfolg des Projektes schlage sich dabei auch im
zukünftigen Landnutzungskonzept des Donaumoos-Zweckverbandes nieder.
Die niedermoorschonende und extensive Grünlandnutzung werde deutlich
ausgeweitet. Der Anbau von Rohrkolben ermögliche dabei neben
Hochwasser-, Arten-, Natur- und Moorschutz auch weiterhin eine, wenn
auch an die Bedürfnisse der Landschaft angepasste,
landwirtschaftliche Nutzung.
Bei fachlichen Fragen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. Jörg Pfadenhauer
Technische Universität München
Lehrstuhl für Vegetationsökologie
Telefon: 08161-71-3498
oder
Dipl.-Biologin Sabine Heinz
Telefon: 08161-71-4141
Fotos finden Sie zur kostenlosen Veröffentlichung auf der Homepage
der DBU unter www.dbu.de/idx/indexPresse.htm

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