Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Pilotprojekt beweist: Algenfarmen bieten auch in Deutschland ökologische und ökonomische Perspektiven
Osnabrück (ots)
Coastal Research & Management aus Kiel gelang mit einer DBU-Förderung von 84.000 Euro der erfolgreiche Anbau von Makroalgen in der Ostsee
In den Küstengewässern Schleswig-Holsteins ist möglich, was man bisher nur mit Asien und Südamerika verbindet: Algen als wichtige Nährstoffe zu gewinnen und als Basis für Lebensmittel zu nutzen. Die Coastal Research & Management (CRM) Küstenforschung und -management GbR aus Kiel (Schleswig-Holstein) hat mithilfe einer Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Osnabrück, in Höhe von 84.000 Euro belegt, was kaum umsetzbar schien: Die wirtschaftliche und ökologische Nutzung einheimischer Makroalgen an der Ostseeküste. "Algen werden in vielen Industriezweigen verwendet. Sie enthalten mehr Vitalstoffe als jede andere Pflanze und sind daher unter anderem für Kosmetika wertvoll", sagte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU. Bisher würden diese jedoch aus Frankreich, Ostasien und Chile importiert. Die CRM wolle nun in größerem Umfang einheimische Braunalgen ansiedeln, um in Deutschland auf Dauer einen neuen, nachhaltig wirtschaftenden Industriezweig zu etablieren und die positiven Umwelteffekte der Algen zu nutzen.
Makroalgen entzögen dem Meereswasser Nährstoffe und minderten damit die Überdüngung der Gewässer. Die Bewirtschaftung von Makroalgen in Deutschland sei bisher einzigartig. Man verspreche sich große Nachfrage nach den entwickelten Anbaumöglichkeiten, da auch die Lebensmittelindustrie immer mehr Algenprodukte einsetze. So enthielten viele Produkte wie Pudding, Joghurt, Eis und Marmeladen bereits aus den Wasserpflanzen gewonnene Stabilisierungs- und Verdickungsmittel. Doch auch der hohe Jodgehalt und die hohen Konzentrationen an Ballaststoffen und Mineralien sprächen für die Algen als ein Nahrungsmittel der Zukunft.
Der Modellcharakter des Vorhabens lag in der Konzeption einer Algenfarm in der Ostsee. Begonnen habe man mit der Entwicklung einer Konstruktion, die auch unter Ostseebedingungen mit starken Wellen geeignet schien, eine Algenkultivierung zu ermöglichen. Verschiedene Leinensysteme und Netze seien im Verlauf des Projektes in der Kieler Förde getestet worden. Dabei habe sich die Anpflanzung der Algen mithilfe der entwickelten Rahmenkonstruktionen als relativ unproblematisch erwiesen. Entscheidend sei für die Qualität des Ertrages vor allem der Erntezeitpunkt gewesen: "Innerhalb von zwei Wochen kann sich der Zustand einer Algenfarm von einem optimalen Bestand bis zu einem völlig überwachsenen und unbrauchbaren wandeln", erläuterte Brickwedde. Eine regelmäßige Kontrolle sei daher unabdingbar.
Neben den möglichen wirtschaftlichen Erfolgen sei dabei vor allem der positive Umwelteffekt der Anpflanzungen hervorzuheben. So habe die Pilotanlage der CRM in der Kieler Förde schon nach kurzer Zeit Krebse, Schnecken, Seesterne und Fische angelockt, die auf den an Steinen armen Sandboden sonst keine guten Lebensmöglichkeiten finden würden. Den kleineren Lebewesen seien die größeren Räuber wie Schollen, Butterfische und Grundeln gefolgt. "Auch für die Artenvielfalt der Ostsee liefert die Algenfarm einen wertvollen Beitrag", sagte Brickwedde. Auf den abgeernteten Algenfeldern siedelten sich nach kurzer Zeit Miesmuscheln in großer Zahl an. Zukünftig vielleicht eine saisonale Ergänzung der Algenernte und durch das freie Schweben im Wasser für eine unkomplizierte Weiterverwertung besonders reizvoll: Die Ernte sandfreier Muscheln. (Lead 1.049 Zeichen mit Leerzeichen, Resttext 2.255 Zeichen mit Leerzeichen)
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