Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Zum "Tag des offenen Denkmals" am 6. September
Natur- und
Denkmalschützer retten Große Mausohrfledermaus mit kirchlichem Segen
Osnabrück (ots)
DBU fördert Projekte zur Vereinbarung von Natur- und Denkmalschutz mit 2,1 Millionen Euro - Gesamtfördersumme Denkmalschutz: 104 Millionen Euro für 483 Projekte
Fledermausweibchen sind emanzipiert: Sie ziehen ihre Jungen ohne Männchen in großen Gemeinschaften, sogenannten Wochenstuben, auf. Eine solche Wochenstube mit 150 Tieren der Gattung "Große Mausohrfledermaus" lebt in der Pfarrkirche in Gehofen (Thüringen). Die auf der Roten Liste Deutschland als stark gefährdet geführte Art hat es sich im Kirchendach gemütlich gemacht und stellt nun Denkmal- und Naturschützer vor die Herausforderung, ihre unterschiedlichen Interessen zu vereinbaren. "Die Sandsteinquader, aus denen die Kirche erbaut wurde, sind durch Umwelteinflüsse stark beschädigt", erläuterte Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die die Sanierung der Kirche mit 178.000 Euro fördert. Die Fäkalien aus der Wochenstube belasten zudem den Dachstuhl stark. Es gelte daher, ein sehr individuelles Restaurierungskonzept zu entwickeln, das den Bedürfnissen der Fledermäuse entspricht, ohne die Bausubstanz der Pfarrkirche weiter zu gefährden. Für 26 Projekte zur Vereinbarung von Natur- und Denkmalschutz stellte die DBU bisher 2,1 Millionen Euro bereit. Die Gesamtfördersumme im Denkmalschutz seit Aufnahme der Fördertätigkeit liegt bei 104 Millionen Euro für 483 Vorhaben.
Oftmals würden Versuche, Interessenskonflikte zwischen Natur- und Denkmalschützer auf für beide Seiten akzeptable Weise zu lösen, gar nicht erst unternommen. Die DBU-Projekte, die hier ansetzten, seien daher Modellprojekte. So habe bei der Konservierung der Pfarrkirche in Gehofen auch zunächst der Erhalt des Gebäudes im Vordergrund gestanden, da es bisher noch kein Konzept gegeben habe, das in eine solche Maßnahme den Fledermausschutz einbeziehe. "Die fledermausgerechte Sanierung ist teurer als ein herkömmliches Verfahren. Auch aus diesem Grund ist die DBU eingesprungen, um die einmalige Zusammenarbeit zwischen Tier- und Denkmalschützern zu ermöglichen", sagte Brickwedde. So seien unter anderem Einschränkungen von Baumaßnahmen auf bestimmte Monate vonnöten, um die Tiere bei der Aufzucht nicht zu stören. Gleichzeitig wolle man harnsäurebeständige Kotrinnen bauen, um umliegende Holzbauteile zu schützen.
Bereits erfolgreich abgeschlossen sei die Entwicklung eines Parkpflegeprogramms zur Bewahrung der national wertvollen Parkanlage Kapellenberg bei Potsdam (Brandenburg). Mit 42.400 Euro habe die DBU hier gemeinsam mit der Stadt Potsdam und weiteren Projektpartnern ein Konzept zum Erhalt der von Peter Joseph Lenné 1827 geschaffenen Anlage entwickelt. Der zu DDR-Zeiten an militärischem Sperrgebiet gelegene Park sei jahrzehntelang vernachlässigt worden. Nach der politischen Wende habe er sein ursprüngliches Gesicht eingebüßt, gleichzeitig habe sich jedoch durch Wildwuchs eine ganz eigene, artenreiche Landschaft entwickelt. "Bei diesem Projekt galt es daher, in das zukünftige Konzept zur Parkpflege Denkmal- und Naturschutz einzubeziehen", hob Brickwedde hervor.
Noch bis in den Oktober hinein präsentiert sich ein von der DBU gefördertes Projekt auf der Landesgartenschau in Kronach (Bayern). 423.000 Euro hat die Umweltstiftung in die Sanierung der denkmalgeschützten Festungsanlage Kronach und der Präsentation der Ergebnisse auf der Schau investiert. "Das mehrere Kilometer lange Mauerwerk, das die Festung umschließt, stellt einen wertvollen Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten dar: 45 Arten der Roten Liste konnten hier nachgewiesen werden", hob Brickwedde hervor. Drei Jahre lang hätten Vertreter von Natur- und Denkmalschutz Methoden entwickelt, sowohl das Denkmal als auch die es belebende Natur zu erhalten. Dabei habe sich schnell gezeigt, dass es problemlos möglich sei, unterschiedliche Interessen zu vereinbaren. "Das in der Vergangenheit beliebte Schließen von Mauerfugen zerstört wertvollen Lebensraum. Hier konnte das Projekt Alternativen aufzeigen, wie das Mauerwerk stabilisiert werden kann, ohne diesen Rückzugsraum für Flora und Fauna zu vernichten", erläuterte Brickwedde. Mithilfe eines Lehrpfades werde dieses gewonnene Wissen nun den Besuchern der Landesgartenschau auf verständliche Weise vermittelt. Anhand von verschiedenen Probeflächen werden hier die Nachteile herkömmlicher Sanierungsmethoden für den Pflanzenbewuchs vorgeführt. Die Verdeutlichung der Folgen solle zu einem Nachahmungseffekt im öffentlichen, aber auch privaten Bereich führen.
Rückfragen: Franz-Georg Elpers An der Bornau 2 49090 Osnabrück Tel. 0541/9633-521 Fax 0541/9633-198 E-Mail: fg.elpers@dbu.de
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