Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Dem Wald aufs Dach steigen und so seine Öko-Bedeutung begreifen
Einziger Baumkronenpfad in einem europäischen Nationalpark in Langensalza eröffnet - DBU: 600.000 Euro
Bad Langensalza (ots)
Der einzige Baumkronenpfad in einem europäischen Nationalpark ist offiziell eröffnet. Bernhard Schönau, Bürgermeister Bad Langensalzas (Thüringen), und Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU, Osnabrück), gaben heute den Startschuss zu dem Modellprojekt im Stadtwald der 20.000-Seelen-Gemeinde. Ziel ist es, Besuchern des Nationalparks Hainich die Möglichkeit zu bieten, die Buchenwälder, die in ihrer Größe einmalig in Mitteleuropa sind, in ihrer räumlichen und ökologischen Dimension sowie in ihrem Erscheinungsbild zu erfassen und zu begreifen und ihnen dazu in 25 Metern Höhe aufs Dach steigen zu können. Gefördert wurde das Projekt mit fast 600.000 Euro durch die DBU.
Aufgrund der großen Nationalparkfläche ist es schwierig, den Besuchern auf herkömmlichem Wege einen umfassenden Eindruck von den einzigartigen Waldgebieten im Hainich zu vermitteln. Das soll nun der Erlebnispfad leisten - zehn Kilometer westlich der Stadt und außerhalb der Kernzone des Nationalparks gelegen und an das Rund- und Fernwanderwegenetz sowie das Radwegenetz im Nationalpark angebunden. In der Mitte des 300 Meter langen Pfades wurde ein 44 Meter hoher Treppenturm mit Aufzug errichtet, der in 36 Meter Höhe ein Baumhaus mit einer Nutzfläche von ca. 60 Quadratmeter für Schulklassen und Besuchergruppen bietet und auch Rollstuhlfahrern einen Zugang zum Pfad ermöglicht. Ein weiteres bauliches Element ist ein Freiluft-Steg, der in die Baumkronen mehrerer großer Buchen hineinragt.
Das Umweltbildungskonzept umfasst die Themenschwerpunkte Urwald-Baumkronen, Leitbaumart Buche, Landschaftsentwicklung und Photosynthese, die durch Tiersymbole in Überlebensgröße auf dem Pfad als Skulpturen dargestellt sind. Für den Punkt "Urwald-Baumkronen" wurden vier wesentliche Charakteristika herausgearbeitet, die für einen artenreichen Urwald typisch sind: Totholz, Altbäume, Strukturvielfalt und Kleinklima.
Die Baumart Buche wurde auf dem Steg mit einer Verbreitungskarte in Europa, Schautafeln und einem stark vergrößerten Reliefabbild des Buchenblattes inmitten einer Buchenaltholzgruppe in 21 Meter Höhe gestaltet.
Die Landschaftsentwicklung wurde an einem Landschaftsausschnitt aus dem Nationalpark Hainich über die letzten 8.000 Jahre Wald-Geschichte in Form von Dioramen umgesetzt, eine perspektivische Darstellung, bei der ein perfekter räumlicher Eindruck entsteht. Für den komplizierten Vorgang der "Photosynthese" wurde mit einer "Zuckerfabrik" eine eher auf den Magen ausgerichtete Lösung gefunden. Ein umgebauter Zigarettenautomat auf der Aussichtsplattform - durch einen Solarkollektor in Buchenblattform angetrieben - bietet Besuchern eine kleine Metalldose mit Traubenzucker, die ihm die photosynthetische Leistung der grünen Pflanzen verdeutlichen soll. Dazu gibt es eine Infotafel mit dem Hinweis, dass nur Pflanzen Licht in chemische Energie umwandeln können. Manfred Großmann vom Nationalpark Hainich: "So wird Sonnenenergie z.B. in Traubenzucker gespeichert. Ohne diesen wichtigsten biochemischen Prozess auf unserem Planeten könnten weder Tier noch Mensch auf unserer Erde leben. Bäume, Wälder und ganz besonders Urwälder wie der Nationalpark Hainich bilden so die Grundlage für alles tierische Leben."
In vier Ruhezonen wird durch Schautafeln, Bilder und theaterpädagogische Aufführungen die Hauptbotschaft "Urwaldbaumkronen - der vielfältigste Lebensraum der Erde" unterstützt. Ganz bewusst soll in diesen Ruhezonen der Besucher durch Bänke zum Verweilen animiert werden, um ihm diesen einmaligen Lebensraum in seiner Größe und Dimension zu erschließen.
Zu den Zielgruppen des Baumkronenlehrpfades gehören Kinder, Schulklassen und Familien. Speziell für Schüler wurden Spielangebote konzipiert, die sich an den Inhalten der Lehrpläne für die jeweiligen Altersgruppen orientieren. Eine wissenschaftliche Begleitung des Projektes ist durch die Thüringer Landesanstalt für Wald, Jagd und Fischerei sowie durch das Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena vorgesehen. DBU-Generalsekretär Brickwedde: "Das inhaltlich-didaktische Konzept ist schlüssig und auf die Zielgruppen zugeschnitten. Gleichzeitig bietet der Baumkronenpfad für Thüringen die einmalige Chance, die Waldökosystemforschung in einem bereits mit einer Waldmessstation ausgestattetem Gebiet viel komplexer als bisher betreiben zu können."
Fotos zur kostenfreien Veröffentlichung unter www.dbu.de
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