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Kein effektiver Klimaschutz ohne Schulzes Kohlendioxidmessungen

Osnabrück (ots)

Deutscher Umweltpreis 2006: Einzelwürdigung Prof. Dr. Ernst-Detlef
Schulze
"Prof. Schulzes Arbeiten sind wesentliche Mosaiksteine zum 
Verständnis des Treibhauseffektes. Mit Hilfe des Ökosystemforschers 
steht Europa an der Spitze der Klimaforschung." - Mit diesen Worten 
würdigte heute Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen 
Bundesstiftung Umwelt (DBU), das Schaffen von Prof. Dr. Ernst-Detlef 
Schulze. Als Direktor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in 
Jena startete der gebürtige Berliner das weltweit größte Projekt, um 
die Kohlenstoffbilanz in Europa näher zu berechnen. Wo dieses 
Treibhausgas gebunden oder auch freigesetzt wird - das misst Prof. 
Schulze als Koordinator im Rahmen des internationalen Vorhabens 
"CarboEurope". "Seine Forschungsergebnisse helfen, die Diskussionen 
in Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zum Klimawandel zu 
versachlichen", betont Brickwedde. Der 65-jährige Forscher ist einer 
von zwei Trägern des Deutschen Umweltpreises 2006 der DBU, des mit 
500.000 Euro höchst dotierten Umweltpreises Europas.
Wenn über die Klimaerwärmung diskutiert wird, dann gilt 
Kohlendioxid als der Übeltäter schlechthin - denn je mehr sich von 
dem Treibhausgas in der Atmosphäre ansammelt, desto höher steigt die 
globale Durchschnittstemperatur. "Die Veränderungen in 
Waldökosystemen, die dramatische Veränderung der Artenvielfalt sowie 
die Bedeutung der Vegetation für das globale Klima hat Prof. Schulze 
frühzeitig erkannt und erforscht", erläutert Brickwedde. Dabei habe 
sich der Forscher "von der Pike auf" mit den Stoffkreisläufen 
beschäftigt: Untersuchte er anfangs den Gasaustausch bei Pflanzen, 
rückte in den 80er Jahren der Wald in sein Blickfeld. Ab den 90er 
Jahren widmete er sich dann dem globalen Klimawandel. Mehr als 400 
Publikationen spiegeln die Breite seiner Forschungstätigkeit wider.
Dass der Mensch mit Verkehr und Industrie den globalen 
Kohlenstoffkreislauf stark störe - das habe Prof. Schulze mit seinen 
Messungen wissenschaftlich belegt. Mit weitreichenden Folgen: Das 
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU)
geht davon aus, dass bei einem weiteren Ausstoß von Treibhausgasen 
wie Kohlendioxid bis 2100 die globale Durchschnittstemperatur um bis 
zu 5,8 Grad und der Meeresspiegel um bis zu 90 Zentimeter steigen 
werden. Überflutung von Küstenregionen sowie die Ausbreitung von 
Wüstenregionen und das Abschmelzen von Gletschern seien die Folge.
Wichtig sei Schulzes Forschung deshalb vor allem in Hinblick auf 
das Kyoto-Protokoll: Darin hat sich Europa verpflichtet, von 2008 bis
2012 die Kohlendioxidabgabe gegenüber 1990 um bis zu acht Prozent zu 
senken. "Doch welche Rolle das Treibhausgas in Vegetation und Böden 
bei der Umsetzung spielen, ist noch umstritten", weiß Schulze. Diese 
und weitere Fragen wird "CarboEurope" mit seinen über 100 
Messstationen in Europa zu klären versuchen. Erste Ergebnisse gibt es
schon: So haben die Forscher um Schulze herausgefunden, dass die 
Landschaft Europas bis zu zwölf Prozent der vom Menschen verursachten
Kohlenstoffgase bindet. Der Schutz der natürlichen Wälder sei dem 
Forscher deshalb ein besonderes Anliegen. "Prof. Schulze hat Ökologie
zu einer harten Wissenschaft gemacht", sagt Brickwedde. Seine 
Forschungsergebnisse seien eine Basis für die praktische Umsetzung in
der Klimapolitik.
Die Leistungen von Prof. Schulze wurden von der unabhängigen 
Umweltpreis-Jury als überragend bewertet. Er sei mit Abstand der 
international meist zitierte Autor in der Ökologie. Der beste Beweis 
für die Anwendung seiner Forschungsergebnisse sei, dass es heute kaum
ein Lehrbuch zur Biogeochemie gäbe, in dem nicht die Arbeiten von 
Prof. Schulze verarbeitet worden seien.
Dass Prof. Schulze nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, 
sondern auch ein Wissenschaftsmanager ist, zeige der Aufbau des 
Bayreuther Instituts für terrestrische Ökosystemforschung und des 
Max-Planck-Instituts in Jena durch ihn. Er wirkte in zahlreichen 
nationalen und internationalen Gremien mit, beispielsweise im 
Forschungsbeirat Waldschäden der Bundesregierung und als deutscher 
Vertreter im "Executive Comitee" der "International Union of 
Biological Sciences (IUBS)". Bis 2004 war Schulze Mitglied des 
wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für globale 
Umweltfragen. An dieser Schnittstelle setzte er sich dafür ein, dass 
Ethik im Umgang mit Umwelt und natürlichen Ressourcen Eingang in die 
Diskussionen fand. Wiederholt wurden seine wissenschaftlichen 
Leistungen gewürdigt: So erhielt er etwa 1992 den 
Max-Planck-Forschungspreis oder 1997 den Bullard Prize Harvard 
University. 2004 verlieh ihm die "Europäische Geophysikalische 
Vereinigung" die Vernadsky-Medaille.

Pressekontakt:

Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Katja Cherouny
Anneliese Grabara
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
presse@dbu.de
www.dbu.de

Kontakt zum Preisträger:
Prof. Dr. Ernst-Detlef Schulze
Max-Planck Institut für Biogeochemie
07745 Jena
Telefon: 03641/ 576100
Telefax: 03641/ 577100
detlef.schulze@bgc-jena.mpg.de
www.bgc-jena.mpg.de/bgc-processes/index.html

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