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Durch "Killerspiele" "klare Erhöhung des Risikos, Gewalttäter zu werden"

Benediktbeuern (ots)

15. Pfingstsymposium des ZUK Benediktbeuern und der  
   Umweltstiftung: 170 Akteure diskutieren
"Wenn wir erreichen wollen, dass Kinder mehr in die Umwelt 
hineingeführt werden, müssen wir früh anfangen - vor allem in 
Kindergärten, erst recht in Grundschulen. Man kann mehr tun!" - 
Diesen Appell richtete Prof. Dr. Christian Pfeiffer, ehemaliger 
niedersächsischer Justizminister und Direktor des Kriminologischen 
Forschungsinstituts Niedersachsen, an rund 170 Fachleute aus der 
Umweltbildung. Sein Vortrag war Teil der 15. Pfingstsymposiums, zu 
dem das Zentrum für Umwelt und Kultur Benediktbeuern (ZUK)  gemeinsam
mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gestern und heute in 
das bayerische Tagungszentrum geladen hatte. "Eltern, die DVD, Video,
Spielekonsole, Computer und Fernseher ins Kinderzimmer stellen, 
klauen ihren Kindern Zeit", kritisierte Pfeiffer: "Sie tragen Schuld 
an der Misere."
Unter dem Titel "Aus der virtuellen Welt in die Natur - wie kann 
die Umweltbildung die Jugendlichen erreichen?" diskutieren die 
Experten, wie Kinder und Jugendliche heutzutage mit 
Umweltbildungsangeboten erreicht und für Engagement gewonnen werden 
können und welchen Stellenwert sie Naturerfahrungen beimessen. "Seit 
Aufnahme der Fördertätigkeit der DBU 1991 hat sich die 
Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen erheblich verändert",
begründete DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde in seinem 
Grußwort die Entscheidung für das Tagungsthema. Natur diene bei 
vielen jungen Menschen allenfalls als Kulisse.
In seinem Vortrag "Lust auf Naturerfahrung wecken - Lust auf Leben
wecken" ging Pfeiffer vor allem auf den Medienkonsum von Kindern ein.
"Jeder vierte Fünf- bis Sechs-Jährige in Deutschland hat einen 
eigenen Fernseher in seinem Zimmer." Die Folge: "Junge Menschen heute
wachsen vollkommen anders auf als frühere Generationen: Sie werden 
überflutet mit Bildern, die sie niemals sonst real erleben könnten." 
Auf Basis repräsentativer Schülerbefragungen seines Instituts sei 
festzustellen, dass vor allem Jungen von dieser Entwicklung 
beeinflusst würden: Unter ihnen fänden sich - im Vergleich zu Mädchen
- immer mehr Schulabbrecher, immer mehr Sitzenbleiber, immer weniger 
Abiturienten oder Spitzenabiturienten mit einem Notendurchschnitt 
unter 1,5. Dieses Phänomen finde sich gehäuft bei nichtdeutschen und 
norddeutschen Kindern. Auf der Suche nach Gründen sei vor allem der 
Medienkonsum entscheidend: Jungen verbrächten durchschnittlich mehr 
als vier Stunden pro Tag mit Medien, Mädchen etwa zwei. Die Dauer des
Konsums hänge nicht zuletzt vom Bildungsniveau der Eltern ab: Je nach
dem, ob es hoch, mittel oder gering sei, würden ihr Kinder wenig, 
mittel oder viel Medien konsumieren. Pfeiffer: "Deutschland ist das 
Land mit den größten Leistungsunterschieden zwischen gebildeten und 
geringer gebildeten Elternhäusern."
Neben Zeitverlust durch Computerspiele oder Fernsehschauen führte 
der Kriminologe vor allem Gewalt als leistungsmindernden Faktor für 
die Schulleistung von Kindern an. Dies gelte vor allem für die 
Nutzung von Medien mit entwicklungsbeeinträchtigenden Inhalten, wie 
sie viele Computerspiele aufwiesen. Jeder zweite Junge in Deutschland
im Alter von zehn Jahren spiele zumindest gelegentlich 
Computerspiele, die erst ab 16 oder 18 Jahren empfohlen seien. Die 
Empathieforschung, die Gefühlsregungen etwa mittels Hirnströmen oder 
Schweißausbrüchen messe, zeige, dass dieses aktive Spielen auf Dauer 
zu viel höheren Empathieverlusten führe als passives Schauen: sie 
stumpften ab. Außerdem gelte: Je brutaler der Inhalt, desto 
schlechter die Schulnoten. Wenngleich eine Kombination verschiedener 
Einflussfaktoren zu berücksichtigen sei, zeige die empirische 
Forschung deutlich: "Es gibt eine klare Erhöhung des Risikos, 
Gewalttäter zu werden, wenn man regelmäßig Gewaltspiele spielt."
Bei Untersuchung für Gründe des Nord-Süd-Gefälles bei 
Leistungsunterschieden von Kindern zeige sich, dass in Süddeutschland
zum Beispiel eine ausgeprägtere Vereinskultur und ein aktives 
Freizeitverhalten vorhanden sei. Es gebe zweieinhalb Mal mehr 
Musikschulen in Süddeutschland als in Norddeutschland. Die Musik sei 
auch der einzige Freizeitbereich, in dem es steigende Zahlen aktiver 
Jungen gebe. Die Wurzeln der musikalischen Erziehung würden 
wesentlich bereits im Kindergarten gelegt. Es müssten Modellversuche 
gestartet werden, um der Medienverwahrlosung - insbesondere der 
Jungen - vor allem mit aktiver Freizeitgestaltung in Natur, Sport, 
Musik entgegenzutreten. Pfeiffer betonte. "Das Wichtige ist, dass 
solche Projekte zu einem Dauerelement werden. Unsere Forschung zeigt:
Punktuelle Maßnahmen haben keine Bestandswirkung."
Auch Dr. Bernhard Bueb, ehemaliger Rektor des Internats Schloss 
Salem und Autor des Bestsellers "Lob der Disziplin - Eine 
Streitschrift", wies in seinem Referat "Spiel und Abenteuer - ein 
Königsweg zur charakterbildenden Naturerfahrung" auf die Bedeutung 
einer aktiven Freizeitgestaltung - vornehmlich über das Mittel des 
Spiels - hin. In seiner beruflichen Laufbahn habe sich gezeigt: 
"Alles das ist erfolgreich, was Schüler zum Tätig-Sein veranlasst. 
Überall da ist es gescheitert, wo sie belehrt worden sind."

Pressekontakt:

Ansprechpartner
Franz-Georg Elpers
- Pressesprecher -
Taalke Nieberding
Anneliese Grabara

Kontakt DBU:
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
Telefon: 0541|9633521
Telefax: 0541|9633198
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