"Unsere Dörfer - Niedergang und Aufbruch": NDR Dokumentation zur ARD-Themenwoche "Stadt.Land.Wandel"
Hamburg (ots)
Es gibt viele Gründe für die gewaltigen Veränderungen des ländlichen Raums, die heute oft beklagt werden. Ein wesentliches, wenn auch kaum beleuchtetes Motiv liegt in der "Flurbereinigung", die ab den 60er-Jahren das Land modernisieren sollte. Der NDR Autor Andreas Orth hat sich für die Dokumentation "Unsere Dörfer - Niedergang und Aufbruch" durch Archive gewühlt, einzigartige historische Bild-Aufnahmen gefunden und mit Zeitzeug*innen gesprochen, um diesen "Modernisierungs-Urknall" spannend nachzuzeichnen. Der Film ist ab Sonnabend, 6. November, 14.00 Uhr, in der ARD Mediathek zu sehen. Das Erste zeigt ihn am Montag, 8. November, um 23.50 Uhr, das NDR Fernsehen in der Reihe "Unsere Geschichte" am 10. November um 21.00 Uhr. Die NDR Doku läuft im Rahmen der ARD-Themenwoche "Stadt.Land.Wandel".
In den Sechzigerjahren galt das Dorf als rückständig und als Verkehrshindernis. So lautete der Befund von Planer*innen und Bürokrat*innen aus den Städten. Traditionsreiche Fachwerkbauten in der Dorfmitte wurden abgerissen und machten Platz für sterile Neubauten und breitere Straßen. Der Dorfplatz wurde zum Parkplatz. Statt Menschen begegneten sich Autos. Dann verschwanden Eichen und Dorflinden. Die Tante-Emma-Läden, wichtiger Knotenpunkt dörflicher Kommunikation, folgten wenig später.
Der Ursprungsgedanke der Flurbereinigung:Die Landwirtschaft sollte industrialisiert werden, damit die Erträge steigen können. Viele Bauern waren arm, bestellten bis Anfang der 70er-Jahre ihre Felder und Ackerflächen teils noch mit Pferde- oder Ochsengespann. Die oft verstreut ums Dorf liegenden Felder, die Flurstücke, wurden dann zu großen Flächen zusammengelegt. Davon profitierten meist die Bauern, die viel Land besaßen. Das gab viel Streit im Dorf. Die großen Höfe wuchsen und die kleinen gingen unter. Bis 1978 verschwanden eine Million Kleinbetriebe. In der DDR waren Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften, LPGs, das ostdeutsche Äquivalent zum Großbauern.
Zudem wurde der ländliche Raum aufgeräumt: Über 90.000 Kilometer schnurgerade Straßen wurden gebaut und 40.000 km Bäche kanalisiert. Auch deshalb gelten Bodenerosion und gefährliche Hochwasser nach lokalen Sturzregen heute als Folge der Flurbereinigung. Hecken wurden für die großen Ackerflächen abgeholzt, Insekten und Vögel vertrieben. Allein in Schleswig-Holstein verschwanden umgerechnet 28.000 Kilometer der so genannten Knicks, grüne Wallhecken, die historisch gewachsen die Felder trennten.
Wenige widersetzten sich damals. Die allerdings taten es mit Wut und Wucht, organisierten das, was heute wohl "Shitstorm" genannt wird. Allerdings nicht anonym im Internet, sondern von Angesicht zu Angesicht. Lautstark. Manch frühes Bündnis zwischen Umweltschützerinnen und -schützern und Landwirtinnen und Landwirten nahm so seinen Anfang. Und jetzt blühen manche Dörfer wieder auf.
Sendedaten: ab Sonnabend, 6. November, in der ARD Mediathek; Montag, 8. November, 23.50 Uhr, Das Erste; Mittwoch, 10. November, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen
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