NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
Vor der Eröffnung schon wieder geschlossen? Die Apotheke aus dem Regenwald
Hamburg (ots)
Tropische Pflanzen als Medikamente unzureichend erforscht/ Mit der Zerstörung des Regenwaldes geht das Wissen über diese Heilpflanzen für immer verloren
29.10.2012 - Im Regenwald wachsen Medikamente gegen Krebs, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Kopfschmerzen, Diabetes und viele andere Krankheiten. Warum und wie diese Pflanzen wirken, ist bislang allerdings kaum bekannt. Bei der Erforschung rennt den Wissenschaftlern die Zeit davon: Im Amazonas-Regenwald sind beispielsweise erst 3% aller Arten erforscht, durch die fortschreitende Zerstörung des Regenwaldes werden jedoch auch alle medizinisch wertvollen Pflanzen unwiederbringlich vernichtet. Das berichtet NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND in der aktuellen November-Ausgabe.
Ein Beispiel für den Reichtum des Regenwaldes ist der wundersame Niem-Baum, dessen Inhaltsstoffe einen vielfältigen Einsatz in der Medizin ermöglichen: Sie wirken antibakteriell, antiviral, antimykotisch, antiseptisch, antidiabetisch, blutdruck- und cholesterinsenkend und auch noch empfängnisverhütend. Indische Ärzte behandeln mit verschiedenen Niem-Produkten, die sie aus Stamm, Rinde, Blätter und Früchten gewinnen, seit 2000 Jahren erfolgreich Geschwüre, Lepra, Nesselsucht, Verdauungsstörungen, Bluthochdruck und Schilddrüsenerkrankungen. Und die Regenwald-Apotheke hat noch vieles mehr zu bieten: Aus dem Madagaskar-Immergrün lassen sich krebshemmende Wirkstoffe gewinnen, die mit Erfolg gegen Leukämie, Brustkrebs und Lymphome eingesetzt werden. Seine Blätter und Wurzeln werden außerdem traditionell gegen Diabetes und Rheuma verabreicht. Guarana hilft gegen Durchfall und Kopfschmerzen. Inhaltsstoffe aus den Blättern des Guarumbo senken den Blutzuckerspiegel, das Strychnin aus den Samen der Brechnuss wirkt gegen Schmerzen, Fieber und Darmprobleme, und aus den Hautsekreten des Pfeilgiftfrosches wollen Forscher ein Medikament gegen Herzmuskelschwäche entwickeln. Das Ziel der Wissenschaftler ist dabei nicht, den Regenwald zu plündern, sie wollen vielmehr die Wirkstoffe erkennen und die Wirkmechanismen verstehen, um diese dann synthetisch im Labor herzustellen bzw. nachzubauen Das schont die Natur und ermöglicht zugleich eine ökonomisch einträgliche Produktion. An den Gewinnen sollten - so fordern viele Organisationen - auch die indigenen Völker beteiligt werden, da sie die richtige und gezielte Anwendung der Pflanzen genau kennen und die Forscher auf die Kooperation mit ihnen angewiesen sind. Um das Wissen für alle nutzbar zu machen, müssen deshalb nicht nur der Regenwald, sondern auch seine Bewohner geschützt werden.
Weitere Informationen sowie das Cover der aktuellen Ausgabe schicken wir Ihnen gerne zu.
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