NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
Tibet - ein Volk sucht seine Zukunft
Hamburg (ots)
NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND: Tibet im Wandel / Kritik am Dalai Lama kommt aus den eigenen Reihen / ungeliebte chinesische Besatzer werden zum Vorbild für die neue tibetische Unternehmergeneration
Wenn der amerikanische Schauspieler Richard Gere, bekennender Buddhist und Unterstützer Tibets, im April zur UN-Menschenrechtskommission nach Genf reist, wird seine prominente Einflußnahme nicht darüber wegtäuschen können, dass sich innerhalb Tibets vermehrt Kritik am Dalai Lama rührt. Seit die Chinesen 1959 das Hochland am Himalaja okkupierten, kämpfen die Tibeter für den Erhalt ihrer eigenen Identität und Kultur. Dennoch passen sich heute immer mehr moderne Menschen der Realität an und nehmen die ungeliebten Chinesen zum Vorbild. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND widmet dem Land im Wandel jetzt in seiner aktuellen Ausgabe (Heft 4/02, EVT 22.03.2002) eine große Dokumentation.
Die Besatzung der Chinesen hinterließ deutliche Spuren - einige schlechte und einige gute. China hat nahezu alle heiligen Stätten Tibets zerstört und die öffentliche Ausübung der Religion systematisch untergraben. Trotzdem ist der tibetische Buddhismus immer noch allgegenwärtig, für den Erhalt der eigenen Tradition und Identität sorgen vor allem die aufstrebenden tibetischen Unternehmer der heutigen Generation: Die Vorreiter des neuen Wandels helfen mit ihrem Geld, bestehende Bräuche zu erhalten und finanzieren Schulen, in den die tibetische Muttersprache unterrichtet wird, so NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND weiter.
Zu Zeiten des Dalai Lama war die Macht des religiösen Establishments uneingeschränkt. Die großen Klöster besaßen riesige Flächen von Acker- und Weideland, setzten Bauern als Arbeiter ein und rekrutierten Knaben, von denen einige vermutlich auch missbraucht wurden. Nicht wenige Tibeter glauben, die Hauptgründe für ihre Rückständigkeit liegen darin, dass zu viele Kinder in Klöstern aufwuchsen, anstatt in die Schule zu gehen.
Mit der Besetzung Chinas begann auch die wirtschaftliche Modernisierung Tibets. Die Chinesen ließen hunderte von Schulen, Straßen und Krankenhäuser bauen. Sie legten Flughäfen an, begannen mit dem Bau der ersten tibetischen Eisenbahn und installierten ein Telekommunikationsnetz. Obwohl sie Unterdrücker seien, haben sie heute einen Lebensstandard ermöglicht, der viel höher ist, als unter dem Dalai Lama, geben viele Tibeter zu.
Langsam beginnen die Tibeter, geistig unabhängig und aktiv zu werden. Schon gibt es Mönche auf Motorrädern oder Nomadenzelte mit Solaranlagen. Die Tibeter trauern den vergangenen Zeiten nicht wirklich nach. Stattdessen wollen die neuen Tibeter ihre eigene Zukunft jetzt in die Hand nehmen - mit den Chinesen als Vorbild, wenn auch nicht unter ihrer Herrschaft.
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