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BDZV - Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.V.

Zeitungen profitieren vom Aufschwung
Drei Prozent mehr Anzeigen im ersten Quartal - aber Umsatzniveau wie 1995
Zeitungen erreichen 77 Prozent der Bevölkerung

Berlin (ots)

"Die Zeitungsbranche in Deutschland blickt
optimistisch in die Zukunft", sagte der Hauptgeschäftsführer des 
Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Dietmar Wolff, 
heute bei der Jahrespressekonferenz in Berlin. Mit der gedruckten 
Zeitung würden 77 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre regelmäßig 
erreicht - 74 Prozent davon täglich. Als Qualitäts- und Massenmedium,
das den Nahraum der Menschen ebenso abbilde wie weltweite 
Entwicklungen in allen Lebensbereichen, sei die Zeitung die Nummer 
eins. Auch als Werbeträger habe die Zeitung unangefochten die 
Spitzenposition. Allerdings sei das Wettbewerbsumfeld schwieriger und
komplexer geworden. Umso wichtiger sei es - so Wolff -, dass die 
Verlage sich ungehindert und unter fairen Wettbewerbsbedingungen in 
neuen Geschäftsfeldern wie beispielsweise der Entwicklung des 
digitalen Geschäfts und der Briefzustellung engagieren könnten.
Die deutschen Zeitungen profitieren vom wirtschaftlichen 
Aufschwung. In den ersten vier Monaten stieg das Anzeigenvolumen um 
drei Prozent. Für das Wachstum ist vor allem der Stellenmarkt 
verantwortlich, der um fast 33 Prozent zulegte. Positiv entwickelten 
sich auch die Geschäftsanzeigen (2,4 Prozent). Aus diesem Segment 
(Markenartikel, Automarkenwerbung, Handelsanzeigen, lokale 
Geschäftsanzeigen) schöpfen die Verlage etwa die Hälfte ihrer 
Anzeigenumsätze. Negativ entwickelten sich die Rubriken Immobilien 
(-1,5 Prozent), Kfz (-10 Prozent) sowie Reiseanzeigen (-5,2 Prozent).
Hier schlage die Konkurrenz durch das Internet zu Buche, so der BDZV.
Die Zeitungen in Ostdeutschland konnten ein Anzeigenplus von 8,7 
Prozent verbuchen, während die westdeutschen Zeitungen um zwei 
Prozent zulegten. Allerdings liegt das Anzeigenumsatzniveau im Osten 
durchschnittlich weit unter dem der übrigen Verlage.
Recht unterschiedlich verlief die Auflagenentwicklung (1. Quartal 
2007) in den einzelnen Zeitungskategorien. Während der Vertrieb der 
überregionalen Zeitungen relativ stabil blieb (-0,7 Prozent), 
verloren die Kaufzeitungen mehr als drei Prozent. Die regionalen 
Abonnementzeitungen büßten 1,9 Prozent ein. Die Tageszeitungen 
insgesamt verloren zwei Prozent an Auflage (im Westen -1,9 Prozent, 
im Osten -2,9 Prozent).
Bei den Wochenzeitungen gingen 4,7 Prozent und bei den 
Sonntagszeitungen 1,6 Prozent an Auflage verloren. Die Auflage der 
Tageszeitungen insgesamt liegt bei 20,8 Millionen; hinzu kommen 3,6 
Millionen Sonntagszeitungen und rund zwei Millionen Wochenzeitungen. 
Bei den Tageszeitungen entfallen 14,7 Millionen auf lokale/regionale 
Abonnementzeitungen, 1,6 Millionen auf überregionale Zeitungen und 
4,5 Millionen auf Kaufzeitungen. Stabiler als die verkauften Auflagen
sind die Reichweiten der Zeitungen: Im Durchschnitt lesen täglich 74 
Prozent der Deutschen über 14 Jahre Zeitung - bei den über 
50-Jährigen sind es mehr als 80 Prozent, bei den 14- bis 29-Jährigen 
sind es mehr als 50 Prozent.
Zeitungskampagne wird fortgesetzt
Als "erfolgreiche Maßnahme" bewertete Dietmar Wolff die im 
vergangenen Dezember gestartete Imagekampagne der Zeitungen. Die 
Kampagne werde fortgesetzt, um die Stammleser noch enger an das 
Medium zu binden und auch neue Leser anzusprechen. Der Claim der 
Kampagne, "Die Zeitungen. Wer liest, versteht!", sei zugleich die 
Botschaft, so Wolff. Nur wer Zeitung lese, könne wirklich mitreden 
und mitentscheiden. Das Medium vermittle Wissen, Bildung, soziale 
Anerkennung und auch Spaß. Überraschend, hintergründig, witzig oder 
dramatisch brächten die Motive auf den Punkt, "was Zeitungen Tag für 
Tag leisten, um die Komplexität der Welt zu erklären".
Geschäftsentwicklung 2006
Im Jahr 2006 konnten die Tageszeitungen ihre Umsätze im Vergleich 
zum Vorjahr um 1,2 Prozent steigern. Das Anzeigen- und 
Beilagengeschäft wuchs um 1,3 Prozent, die Vertriebsumsätze um 1,1 
Prozent. Die überregionalen Titel kamen auf ein Umsatzplus von 1,7 
Prozent, während es bei den Kaufzeitungen Verluste gab (-1,4 
Prozent). Bei den lokalen und regionalen Abonnementzeitungen zeigten 
sich deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: 
Während die westdeutschen Zeitungen Umsatzsteigerungen in Höhe von 
1,9 Prozent verbuchten, sanken die Erlöse im Osten um 1,6 Prozent. 
Hier zeige sich, dass das Marktumfeld für die ostdeutschen Verlage in
manchen Regionen - vor allem jenseits der Ballungsräume - immer 
schwieriger werde, erläuterte der Geschäftsführer Verlagswirtschaft 
des BDZV, Jörg Laskowski. Als Ursachen nannte er die nachlassende 
Kaufkraft, die Abwanderung vor allem junger Leute und die hohe 
Arbeitslosigkeit.
Die Wochenzeitungen verbuchten im vergangenen Jahr eine 
Umsatzsteigerung von 1,5 Prozent, die Sonntagszeitungen von 1,4 
Prozent. Der Gesamtumsatz aller Zeitungen lag bei 9,14 Milliarden 
Euro (2005: 9,03 Milliarden). Diese positive Entwicklung nach einigen
schweren Jahren sei erfreulich, so der BDZV. Doch sei das 
Umsatzniveau sehr niedrig; es liege noch unter dem Branchenumsatz von
1995. 53 Prozent ihrer Umsätze erwirtschafteten die Verlage mit 
Anzeigen und Prospektbeilagen, 47 Prozent mit dem Zeitungsvertrieb. 
Das frühere Größenverhältnis von zwei Drittel Anzeigen- und ein 
Drittel Vertriebsumsatz gelte nicht mehr.
Wachstum in digitalen Märkten
Zur Entwicklung der Online-Aktivitäten führte der Leiter des 
Geschäftsbereichs Kommunikation + Multimedia, Hans-Joachim Fuhrmann, 
aus, dass die Verlage von dem raschen Wachstum in den digitalen 
Märkten profitierten. So erreichten die Online-Angebote der Zeitungen
mittlerweile 34 Prozent der deutschen Internetnutzer. Sie stellten 
mit Abstand das größte und umfangsreichste Nachrichtenangebot im 
Netz. Dabei bildeten die Regionalzeitungen mit einer Reichweite von 
19 Prozent und 6,8 Millionen regelmäßigen Nutzern eine wichtige 
Säule. Am dynamisch wachsenden Online-Werbemarkt seien die Zeitungen 
überproportional beteiligt. So seien die Online-Werbeeinnahmen der 
Regionalzeitungen 2006 im Vergleich zu 2005 netto um 62 Prozent 
gestiegen. Das Wachstum über alle Mediengattungen lag nach Berechnung
des Zentralverbands der Werbewirtschaft ZAW bei 49 Prozent. 
Allerdings sei die Basis der Online-Werbung in Deutschland immer noch
eher klein, so Fuhrmann. So lagen die Umsätze laut ZAW im vergangenen
Jahr bei 495 Millionen Euro; der Online-Vermarkterkreis OVK 
berechnete Bruttoerlöse von 904 Millionen Euro. Dem gegenüber stünden
Nettowerbeerlöse von 4,5 Milliarden Euro bei der gedruckten Zeitung.
ARD und ZDF behindern Verlage
"Die Zeitungen müssen sich künftig aus vielen Erlösquellen 
finanzieren", machte BDZV-Hauptgeschäftsführer Wolff deutlich. 
Voraussetzung dafür seien neben unternehmerischem Mut und 
Innovationskraft gute Zugangs- und faire Wettbewerbsbedingungen im 
Markt. Massive Kritik äußerte Wolff an der offensiven Expansion der 
öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, die die privaten 
Medienunternehmen stark behindere. Mit dem Auftrag zur 
Grundversorgung und Vielfaltsicherung seien diese Aktivitäten von ARD
und ZDF nicht zu vereinbaren, so Wolff. Allein in der Zeitungsbranche
gebe es ein Angebot von mehr als 600 Internetportalen. "Es grenzt an 
eine Enteignung der Verlage, wenn ARD und ZDF - ausgestattet mit 
Gebühren - jetzt im Netz Online-Zeitungen produzieren", so Wolff. 
Hinzu komme der gebührenfinanzierte Betrieb von Partnerbörsen und 
Computerspielen. Die EU-Kommission habe festgestellt, dass es für 
diese neuen  Mediendienste keinen Auftrag, keine ausreichende 
Ermächtigung und auch keinen Kontrollmechanismus gebe. Zur Teilhabe 
der Zeitungsverlage am digitalen Rundfunk führte Wolff aus, dass es 
bei der Besetzung von neuen Vertriebskanälen keine 
Zugangsbeschränkungen für die Verlage geben dürfe. Auf welchen 
technologischen Plattformen Nutzer und Werbekunden von den Zeitungen 
bedient werden wollen, dies werde der Markt zeigen.
Sorge um Informantenschutz und Freiheit der Berichterstattung
Besorgt äußerte sich der BDZV-Hauptgeschäftsführer über ein zu 
wenig ausgeprägtes Verständnis für das hohe Gut der Pressefreiheit 
beim Gesetzgeber. Die vorliegenden Gesetzentwürfe zur 
Telekommunikationsüberwachung und Vorratsdatenspeicherung seien für 
die Presse inakzeptabel. Wenn Journalisten und deren Informanten 
künftig nicht mehr sicher sein könnten, ob Telefongespräche überwacht
und E-Mail-Adressen, Telefon- und Faxnummern auf Vorrat gespeichert 
würden, dann könne die Presse ihre öffentliche Funktion, nämlich 
umfassend und kritisch zu berichten, nicht mehr wahrnehmen. Der 
Quellenschutz und das darauf gründende Vertrauensverhältnis zwischen 
Informant und Journalist dürften nicht vorschnell neuen Maßnahmen zur
Verbrechensbekämpfung geopfert werden. Wolff machte zudem deutlich, 
dass die Redaktionen besser gegen Durchsuchungs- und 
Beschlagnahmebeschlüsse geschützt werden müssten, wenn gegen 
Journalisten wegen des Verdachts einer Teilnahme am Verrat von 
Dienstgeheimnissen ermittelt werde. "In der Politik gibt es eine 
Gleichgültigkeit gegenüber der verfassungsrechtlich garantierten 
Pressefreiheit. Es ist nicht nur peinlich, sondern höchst 
alarmierend, wenn der Gesetzgeber über die Tragweite der 
Pressefreiheit belehrt werden muss - wie zuletzt durch das so 
genannte Cicero-Urteil des Bundesverfassungsgerichts", sagte 
BDZV-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.
Briefmonopol der Post muss zum 1. Januar fallen! / Schluss mit 
Steuerprivileg!
Mit beachtlichem Erfolg hätten sich die Zeitungsverlage 
mittlerweile im Geschäftsfeld "Briefzustellung" etabliert, erklärte 
BDZV-Geschäftsführer Laskowski. Einen weiteren Schub erwarteten die 
privaten Postdienste von der vollständigen Liberalisierung des 
Marktes. Deshalb gehe der BDZV davon aus, dass das Briefmonopol - wie
vereinbart - zum 1. Januar 2008 endgültig aufgehoben werde. Wenn eine
"seltsame Allianz", bestehend aus Teilen der SPD, dem Vorstand der 
Deutschen Post AG und der Gewerkschaft ver.di, verlange, das alte 
Monopol weiter zu verlängern, so sei dies die Aufforderung zum 
Wortbruch. "Wir setzen auf die Verlässlichkeit der Politik", so 
Laskowski. Die privaten Briefdienste hätten viele Millionen Euro 
investiert und warteten jetzt auf die vollständige Liberalisierung 
zum vereinbarten Termin. Dann müsse auch endlich das Steuerprivileg 
wegfallen. Es sei ein verzerrter Wettbewerb, wenn der Monopolist 
Deutsche Post AG mit einem Marktanteil von 90 Prozent keine 
Umsatzsteuer zahlen müsse und alle neuen Marktakteure die üblichen 19
Prozent an den Fiskus abführten.

Pressekontakt:

Hans-Joachim Fuhrmann
Telefon: 030/ 726298-210
E-Mail: fuhrmann@bdzv.de

Anja Pasquay
Telefon: 030/ 726298-214
E-Mail: pasquay@bdzv.de

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