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Vertriebskosten für Arzneimittel Spiel mit falschen Zahlen

Eschborn (ots) "Wenn einzelne Kassenvertreter über die
Gewinnspannen der Apotheken sprechen, muss man fast von vorsätzlicher
Täuschung sprechen." Mit diesen harten Worten kommentierte
Hermann-Stefan Keller, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes,
die aktuelle Diskussion über die Vertriebskosten für Arzneimittel,
die vor allem von den Krankenkassen mit falschen Zahlen geführt wird.
Immer wieder werden Gewinnspannen von 40 bis 50 Prozent genannt.
"Dies alles soll den Eindruck erwecken, als wäre die Apotheke
Kostentreiber Nummer 1 in der GKV", meinte Keller, der heute in
Eschborn noch einmal auf die tatsächlichen Zahlen hinwies. So werde
grundsätzlich verschwiegen, dass die Apotheken den Krankenkassen
einen gesetzlichen Abschlag von fünf Prozent einräumten. Nicht
zuletzt deshalb habe die Apotheke im Umsatz mit den Krankenkassen
eine durchschnittliche Handelsspanne von 20,3 Prozent. "Wenn es um
die Arzneimittelpreise geht, wird durcheinandergeworfen, was
durcheinanderzuwerfen ist - Hauptsache es dient dem Ziel, die
Apotheken als Preistreiber darzustellen." Schlicht falsch ist
beispielsweise die Aussage eines großen deutschen
Nachrichtenmagazins, dass eine Apotheke an einem 1000 DM teuren
Arzneimittel 300 DM verdiene. Abzüglich Kassenabschlag und
Mehrwertsteuer werde vielmehr hier eine Handelsspanne von 168,- DM
erzielt. Dies sei nicht der Gewinn, sondern das Gesamtentgelt für
alle Leistungen der Apotheke von der Logistik bis zur Beratung.
Hiervon werden auch die Serviceleistungen wie Notdienst, Herstellung
von Rezepturarzneimitteln oder die tägliche Qualitätskontrolle
finanziert.
Im Schnitt erzielten die Apotheken bei den Arzneimitteln, die zu
Lasten der gesetzlichen Krankenkassen abgegeben wurden, einen
Rohertrag von 9,03 DM. Im europäischen Vergleich nimmt Deutschland
bei den Arzneimittelpreisen einen Rang im unteren Drittel ein. "Wer
heute den Versandhandel propagiert, muss mit diesem Aufschlag
kalkulieren", meinte Keller. Jede Mark, die der Versandhandel teurer
wäre, hätte unweigerlich eine Mehrbelastung der Kassen zur Folge.
Völlig unberücksichtigt blieben bei der Diskussion schließlich die
Fremd- und Mehrkosten, die den Krankenkassen durch die diversen
Verschiebebahnhöfe in der Sozialversicherung und geänderte
gesetzliche Regelungen entstünden. Allein durch die Erhöhung der
Mehrwertsteuer im Jahre 1998 und durch die Absenkung der Zuzahlung
durch die neue Bundesregierung 1999 müßten 1,8 Milliarden DM mehr
aufgebracht werden. "Wer ständig laut über Einsparungen nachdenkt,
sollte damit beginnen, Mehrbelastungen durch politische Maßnahmen zu
vermeiden."
Keller begrüßte die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Ulla
Schmidt, sich mit allen Beteiligten im Gesundheitswesen an einen
runden Tisch zu setzen. "Wir gehen davon aus, dass auch wir Apotheker
bald daran beteiligt werden", meinte Keller. "Dann wird man über die
richtigen Zahlen zu diskutieren haben."
Rückfragen an Elmar Esser
Tel.: 06196 / 928-182  oder     
Pressestelle@abda.aponet.de

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