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Apotheken tragen keine Schuld an der Finanzmisere der Krankenkassen

Berlin (ots)

Die deutschen Apotheken haben im Jahr 2002
praktisch eine Nullrunde hinnehmen müssen. Sie tragen somit keine
Schuld an der Finanzmisere der Gesetzlichen Krankenversicherung
(GKV). Dies stellte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes
e.V. (DAV), Hermann Stefan Keller, am Donnerstag in Berlin fest. Die
Mehrausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel in Höhe von 1,1 Mrd.
Euro verteilen sich mit 834 Mio. Euro auf die pharmazeutische
Industrie, mit 152 Mio. Euro auf die Mehrwertsteuer sowie mit 95 Mio.
Euro auf den pharmazeutischen  Großhandel. Auf die Apotheken
entfielen dagegen nur 19 Mio. Euro (900 Euro pro Apotheke).
Angesichts der tatsächlichen Zahlen sei es zudem völlig
unverständlich, warum das Bundesministerium für Gesundheit und
Soziale Sicherung  ausgerechnet den Arzneimittelbereich als
Hauptverursacher des Krankenkassendefizites ausmache, obwohl zum
Beispiel der Krankenhaussektor mit rund 1,4 Mrd. deutlich stärker
angestiegen sei als der Arzneimittelbereich. Es sei kaum
nachvollziehbar, dass die Bundesregierung in ihrer Darstellung diese
Zahl nun noch um nicht erreichte Einsparvolumina im
Verordnungsverhalten der Kassenärzte erhöhe.  "Faktum ist, dass die
finanzielle Situation der Apotheken sich auch 2002 weiter zugespitzt
hat", meinte Keller, was man unter anderem daran ablesen könne, dass
die Zahl der Apotheken im vergangenen Jahr bundesweit um rund 100
abgenommen hat, die sich seit mehreren Jahren abzeichnende Tendenz
der Apothekenverminderung also weiter beschleunige.
Der DAV-Vorsitzende erinnerte daran, dass der Pharmabereich
bereits mit dem Arzneimittelausgabenbegrenzungsgesetz zu Einsparungen
in Höhe von rund 1 Mrd. Euro im Jahr 2002 beigetragen hatte. Im
einzelnen nannte er die Erhöhung des Kassenrabatts der Apotheken von
5 auf 6 Prozent, die Aut-idem-Regelung, die Absenkung der
Festbeträge, die Erhöhung der Importquote sowie die Einmalzahlung der
Pharmaindustrie an die Kassen in Höhe von 200 Millionen Euro.
Berücksichtige man, dass insgesamt die Preise der nicht mehr
patentgeschützten Arzneimittel durch die gesetzlichen Maßnahmen auch
2002 weiter gesunken und die Zahl der verordneten Packungen nahezu
gleich geblieben seien, liege die Ursache der Ausgabensteigerungen
auf der Hand. "Die Ärzte haben im Interesse ihrer Patienten vermehrt
innovative Arzneimittel eingesetzt", meinte Keller. Sie konnten damit
das ihnen abverlangte Einsparversprechen nicht einhalten. Angesichts
der permanent wachsenden Zahl älterer und chronisch kranker Menschen
werde sich diese Entwicklung auch zwingend fortsetzen müssen.
Keller führte die Finanzmisere der Gesetzlichen
Krankenversicherung primär nicht auf die Ausgaben, sondern auf die
katastrophale Einnahmenentwicklung zurück. "4,7 Millionen Arbeitslose
zeigen auch in den Sozialsystemen deutliche Wirkung." Sofortige
Abhilfe könne die Bundesregierung aber selbst schaffen. Würde sie die
Mehrwertsteuer auf Arzneimittel auf den in Europa üblichen 
halbierten Satz reduzieren, würde die Kassen auf einen  Schlag um 2
Mrd. Euro entlastet.

Pressekontakt:

ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Jägerstr. 49/50
10117 Berlin
Tel.: 030. 400 04-132, Fax: -133
E-Mail: pressestelle@abda.de

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