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Kölnische Rundschau: Kommentar Kölnische Rundschau zum olympischen Fackellauf

Köln (ots)

Skandal-Spiele
RAIMUND NEUSS zu Olympia
"Athleten sollen nicht den
ken. Sie sollen an den
Spielen teilnehmen." Deutli
cher als der NOK-Generalsekre
tär des Tschad kann man nicht
ausdrücken, wie die olympi
sche Idee verkommen ist. Wäh
rend in Paris Tibet-Aktivisten
den Fackellauf stören, erklärt
der afrikanische Funktionär den
Olympia-Teilnehmern, dass je
des Denken stört.
Dabei war es früher eine gute
Idee, die Spiele von politischen
Äußerungen freizuhalten. Diese
Idee entsprang einem an
spruchsvollen politischen Kon
zept: Pierre de Coubertin,
Schöpfer der Olympischen
Spiele der Neuzeit, wollte Feste
des Friedens und der Humani
tät. Bedingung dafür war der
Verzicht darauf, dort politische
Konflikte auszutragen.
Nur: Diese Vereinbarung setzt
ein Mindestmaß an gemeinsa
men zivilisatorischen Grund
sätzen voraus. Sie kann nicht
funktionieren, wenn die Wahl
des Austragungsortes gegen
die olympische Idee verstößt.
Das war so in Berlin 1936 - die
Stadt war freilich noch zu Zei
ten der Weimarer Demokratie
ausgewählt worden -, das war
so in Moskau 1980, und das ist
so in Peking 2008.
Olympische Spiele werden zum
Skandal, wenn im Gastgeber
land Menschen systematisch
misshandelt werden. Die
Pflicht zur politischen Zurück
haltung verkommt dann zur
brutalen Anweisung, die
Schnauze zu halten. Die Polizei
westlicher Länder wird unfrei
willig zum Büttel des chinesi
schen Regimes, wenn sie den Fackellauf gegen Demonstran
ten sichern muss. Das IOC hat
bis gestern mit klaren Worten
zu Tibet gezögert und sich bis
auf die Knochen blamiert.
Bis auf die Knochen blamiert
ist auch die chinesische
Führung, der mit der Olympia-<>
Vergabe unterm Strich kein Ge
fallen getan wurde: Weil Spiele
der Humanität in einem Un
rechtsstaat am falschen Platz
sind, steht China am Pranger.
Reformwillige Kräfte in Peking
werden so nicht wie erhofft ge
stärkt, sondern geschwächt.
Jetzt erst recht, heißt jetzt die
Devise, wie das skandalöse Ur
teil gegen den Dissidenten Hu
Jia und die Massenfestnahmen
in Tibet zeigen. Hoffentlich ist
dies alles dem IOC eine Lehre.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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