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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu China

Köln (ots)

Peking unter Druck
RAIMUND NEUSSzu China und Tibet
Und sie bewegt sich doch:
Die chinesische Führung
will mit einem Abgesandten
des Dalai Lama sprechen.
Von der Sache her sollte man
das nicht überschätzen. Der
Dalai Lama selbst war gestern
noch nicht über das Angebot
unterrichtet, was tief blicken
lässt: Wer erst die Öffentlich
keit informiert und dann erst
die Eingeladenen, der will nur
einen Propagandaerfolg.
Mit Skepsis blicken viele Be
obachter auf die vergangenen
sechs Gesprächsrunden, die es
seit 2002 mit Vertretern des
Dalai Lama gegeben hat. He
rausgekommen ist dabei
nichts. Während Peking gestern
die neue Einladung veröffent
lichte, dürfte die perverse "Um
erziehungskampagne" in Tibet
weitergegangen sein.
Viel wert ist das Gesprächsan
gebot also nicht. Aber die Tat
sache, dass Peking sich zu ei
ner solchen Reaktion genötigt
sah, widerlegt jene Zeitgenos
sen, die behaupten, Kritik an
China sei nutzlos; sie schade
unseren eigenen Wirtschaftsin
teressen, imponiere aber der
Führung in Peking keineswegs.
China erscheint in dieser Sicht
als eine alle normalen Maßstä
be sprengende Hypermacht,
die sich durch nichts aus der
Ruhe bringen lassen.
<$30> Initial über 2 Zeilen
<$19>G<$0>anz so einfach ist es offen
bar nicht. Peking ist sicht
bar besorgt, nachdem der
olympische Fackellauf zum PR-<>
Desaster geworden ist. Nun
sollten sich westliche Regierun
gen und Medien darum bemü
hen, dass diese Erfahrung nach
den Olympischen Spielen nicht vergessen wird. Am meisten
hilft hier die Mischung aus Ent
spannung und Prinzipienfestig
keit, um die sich die Regierung
Merkel bemüht.
Mit dem gestrigen Gesprächs
angebot sollten wir uns nicht
abspeisen lassen, sondern auf
einen ernsthaften Dialog drin
gen. Vernünftige KP-Funktionä
re sollten zu der Einsicht fähig
sein, welches Glück sie mit
dem Dalai Lama haben. Der
Mann ist 72; nach seinem Tod,
auf den in Peking ja viele spe
kulieren, könnten sich die Tibe
ter radikaleren Vertretern zu
wenden. Dafür gibt es schon
Anzeichen. Wenn der Westen
also auf einen Dialog mit dem
Dalai Lama dringt, handelt er
eigentlich im Interesse Chinas.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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