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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zur Sozialen Marktwirtschaft

Köln (ots)

Unscharf definiert
MARKUS GRABITZ, Berlin,zur Sozialen Marktwirtschaft
Angeblich verlieren die West
deutschen rasant Vertrauen
in die soziale Marktwirtschaft.
Dabei drängt sich die Frage auf:
Ist eine Umfrage in Sachen so
zialer Marktwirtschaft über
haupt das taugliche Instru
ment?
Es gibt nämlich nur wenige Be
griffe, die so unscharf definiert
sind. Fast jede politische Kraft
beruft sich auf sie. Und den
noch leitet jede Partei daraus
andere Überzeugungen ab, was
Eingriffe ins freie Spiel der
Marktkräfte angeht. In weiten
Kreisen der Bevölkerung dürfte
"soziale Marktwirtschaft"
schlicht gleichgesetzt werden
mit unserer Wirtschaftsord
nung. Die Diagnose "Vertrau
ensverlust" rührt vermutlich
eher von den vielen Skandalen,
die auf das Konto einst angese
hener Manager gehen: Spitzel-<>
Telekom, Schmiergeld-Sie
mens, Liechtenstein-Zumwin
kel. Das Ergebnis der Umfrage
könnte also ein Misstrauensvo
tum für selbstherrliche Mana
ger sein. Zu Recht.
Und die soziale Marktwirt
schaft? Nun ja, Ludwig Er
hard, der als Vater derselben
gilt, würde sich wohl ange
sichts mancher heutiger Debat
ten im Grab herumdrehen. Er
vertrat die Überzeugung, je
freier die Wirtschaft ist, desto
sozialer. Damit stünde Erhard
heute allerdings im Ruf, ein eis
kalter Neoliberaler zu sein. Die
meisten Politiker differenzieren
da nicht, sondern machen sich
lieber den Titel eines Erhard-<>
Bestsellers zu eigen: Wohl
stand für alle! Dabei ist Erhards
großes Thema aktueller denn
je: Heute bewegt die Menschen
ganz besonders die Frage, wie
sehr sich der Staat in das Wirt
schaftsleben einmischen soll.
Es geht darum, ob die Politik in
die Lohnfindung eingreifen
darf, wie sie sich beim Mindest
lohn immer wieder anschickt.
Oder die Rentenfrage: Ist es zu
rechtfertigen, wenn Politiker
die Rentenformel aus durch
schaubaren Motiven außer
Kraft setzen? Welche Art sozia
ler Marktwirtschaft wollen wir
eigentlich? Darüber würde eine
Grundsatzdebatte sich lohnen.
Ein Anfang könnte jetzt ge
macht werden: In Berlin wird
anlässlich des 60. Jahrestages
der Währungsreform der An
fänge der sozialen Marktwirt
schaft gedacht.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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