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Kölnische Rundschau: zu China/Uiguren

Köln (ots)

Hausgemacht
RAIMUND NEUSS
Peinlich ungenau und widersprüchlich "informieren"
chinesische Behörden über ihre Ermittlungen nach dem
Attentat auf Polizisten im Nordwesten des Landes. Und
Journalisten, die sich ein eigenes Bild machen wollen, laufen -
wie sich zeigt - Gefahr, zusammengeschlagen zu werden.
Von den mutmaßlichen Mördern von Kasghar kennen wir
nur Alter, Beruf und Nationalität - es soll sich um Uiguren
handeln. Wir wissen nichts über ihre Motive und über
mögliche Verbindungen zu Terrorgruppen. Klar ist allerdings:
Der Konflikt mit der uigurischen Minderheit gefährdet die
Sicherheit der Olympischen Spiele viel stärker als die
Autonomiebestrebungen der Tibeter. Klar ist auch: China
sucht jede Gelegenheit, um sein hartes Vorgehen gegen
uigurische Oppositionelle als Beitrag zum Kampf gegen den
islamistischen Terror darzustellen.
Sind die 80 Uiguren, die nach offiziellen Angaben seit
Jahresanfang festgenommen wurden, wirklich alle verhinderte
Attentäter? Wir wissen es nicht. Sicher sind Uiguren auch
in Taliban-Ausbildungslagern gefunden worden. Ebenso sicher
aber ist der Konflikt um diese Volksgruppe viel älter als der
Terror von El Kaida.
Repression statt Dialog heißt das Rezept der chinesischen
Führung im Umgang mit nationalen Minderheiten. Die
Konflikte sind zum großen Teil nicht importiert, sondern
hausgemacht. Zum Beispiel durch die massive Ansiedlung von
Chinesen in Tibet und dem uigurischen Siedlungsgebiet Ost-
Turkestan, die erst vor knapp 60 Jahren zu China kamen.
Chinas Führung hat jede Chance zum Dialog vertan. So lässt sich keine
Sicherheit herstellen - auch nicht mit einem gewaltigen Machtapparat 
und schon gar nicht mit der Zensur im olympischen
Pressezentrum.
Unglaublich, dass der deutsche Missionschef Michael Vesper diese 
Zensur verteidigt. Nein, Herr Vesper: Spiele des Friedens in einem 
Land anzusetzen, in dem so wenig innerer Friede herrscht, schadet 
allen Beteiligten. Das IOC blamiert sich zur Zeit ebenso gründlich
wie die Gastgeber.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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