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Kölnische Rundschau

Kölnische Rundschau: zur Finanzkrise

Köln (ots)

Hermann Steveker
Es ist ein verzweifelter Kampf
der US-Regierung, endlich
das angedachte Hilfspaket für
die darniederliegende Finanzbranche
des Landes auf den
Weg zu bringen. Man mag die
Sorgen mancher Politiker, die
Finanzminister Henry Paulson
keinen Blankoscheck über 700
Milliarden Dollar ausstellen
wollen, verstehen. Doch unter
dem Strich steht eine Wahrheit:
Dieses Rettungsprogramm
mag ein kolossales Übel sein,
das die US-Wirtschaft auf Jahre
lähmen wird. Im Vergleich zu
allen Alternativen ist es
gleichwohl das geringste Übel.
Die Welt wird nicht mehr so
sein, wie sie vorher war, sagt
Peer Steinbrück. Der Finanzminister
hat recht. Der Glaube,
wonach Regeln und Kontrollen
vor allem Wachstum hemmen,
ist mit dieser Krise endgültig
ein Fall für den Mülleimer der
Geschichte. So wichtig
Finanzinnovationen sein mögen und
so sehr weltweite Kapitalströme
zumindest das Potenzial
haben mögen, auch globalen
Wohlstand zu schaffen, so sehr
hat doch die Theorie, wonach
Freiheit stabilisierend wirkt,
Kratzer bekommen.
Es wäre platt zu behaupten,
dass diese Krise das Resultat
der Erosion von Moral ist. In
der Rückschau muss vielmehr
konstatiert werden, dass sie in
erster Linie auf Naivität sowohl
auf Markt- als auch auf Staatsseite
beruht. Banker konnten in
ihrem Renditestreben nur deshalb
alle Risiken aus den Augen
verlieren, weil die Politik sie
gelassen hat. Spätestens nach
dem Börsencrash des Jahres
2001 wäre der passende Zeitpunkt
gewesen, um klare, global
geltende Regeln zu formulieren.
Viele Staaten Europas -
so auch Deutschland - haben
darauf gedrängt, vor allem die
USA und Großbritannien haben
geblockt. Der Scherbenhaufen
liegt nun vor uns.
Schnelles Handeln der US-Regierung
ist nun auch deshalb unabdingbar,
damit der Flächenbrand hierzulande
vor weiteren Bankhäusern Halt
macht. Erst dann geht es an die
Feinarbeit: Eine weltweite
Kontrollinstanz für die Finanzmärkte
oder neue Vergütungssysteme für Manager,
die nicht einzig auf Rendite angelegt sind -
diese und andere Vorschläge
liegen auf dem Tisch.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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