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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Gaza

Köln (ots)

Statusfragen
SANDRO SCHMIDT zur Offensive in Gaza
Der 20. Januar wird wahr
scheinlich auch für die seit
drei Wochen erbarmungslos
unter dem israelischen Vor
marsch leidenden Menschen
im Gazastreifen zum Schick
salstag. Vieles spricht dafür,
dass Israels Armee bis zur offi
ziellen Amtseinführung des
neuen US-Präsidenten Barack
Obama ihre Ziele erreicht ha
ben will, um nicht dessen Re
gierung gleich mit Vermitt
lungsarbeit im ältesten und
schwierigsten Nahost-Konflikt
zu belasten. Auch deswegen
haben die Bodentruppen ihren
Vormarsch intensiviert.
Zugleich wird bereits hinter ver
schlossenen Türen hart über
die Bedingungen einer Waffen
ruhe verhandelt. Die zentrale
Rolle spielt Ägyptens Präsident
Hosni Mubarak , weil nur er das
Vertrauen beider Konfliktpartei
en besitzt. Im Kern geht es hier
weniger um militärische Fra
gen. Viele der nervenden Katju
scha-Raketen liegen ohnehin
im Boden verborgen und wer
den erst wieder ausgegraben,
wenn die Gefahr ihrer Vernich
tung gebannt ist. Es geht um
den künftigen Status der Ha
mas. Ganz ausschalten wird
man sie mit ihren geschätzten
mehr als 500000 Anhängern
im Gaza-Streifen nicht können.
Zentrales israelisches Ziel ist
also, sie politisch zu schwä
chen. Gehen die Radikalen aus
dem Krieg in den Augen ihrer
Landsleute als Kraft hervor, die
durch ihre Aggression Männer,
Frauen und Kinder ins Elend
stürzte? Oder sehen die Palästi
nenser sie als Partei, die - ähn
lich wie 2006 die Hisbollah im
Libanon - heldenhaft gegen
den stärkeren Feind standhielt
und mit Hilfe des Waffengangs
die lange Blockade des Gaza-<>
Streifens, die schon vor dem
Krieg zur humanitären Kata
strophe führte, aufbricht? Wird
sie international als legitime
Vertretung der Palästinenser
akzeptiert, spielt sie eine Rolle
bei politischen Gesprächen?
Je härter Israel in den nächs
ten Tagen kämpft, je mehr
sich Hamas-Kämpfer und ihre
Führer in den unübersichtli
chen Häuserschluchten von
Gaza-Stadt verkriechen müs
sen, je weniger Bedingungen
sie für eine Waffenruhe stellen
können, desto weniger taugen
sie zum Helden-Epos. Und des
to schwächer wird die politi
sche Rolle der Islamisten sein.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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