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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Papst

Köln (ots)

Systemversagen
RAIMUND NEUSS zur Kritik am Papst
Eine Katastrophe. So hat der
Mainzer Kardinal Karl Leh^
mann die Entwicklungen um
den vom Vatikan teilweise reha
bilitierten Traditionalisten-Bi
schof Williamson genannt.
Recht hat er. Nur fragt man
sich, ob man das in Rom ver
standen hat. Benedikt XVI. hat
Tage gebraucht, um seine Posi
tion gegenüber Holocaust-<>
Leugnern klarzustellen. Ges
tern nannte Kardinal-Staatssek
retär Tarcisio Bertone die Affä
re dann beigelegt. Das hat mit
der Realität nichts zu tun.
Man kann streiten, in welchem
Ton sich eine Bundeskanzlerin
gegenüber dem Papst äußern
sollte - aber ihr beispielloses
Vorgehen zeigt, wie wenig der
Fall politisch abgeschlossen ist.
Geschweige denn theologisch.
Ausgerechnet der Papst, der
sich wie kein anderer katholi
scher Theologe um eine Neu
begründung des Verhältnisses
zum Judentum bemüht hat,
muss erleben, wie dieses Ver
hältnis schweren Schaden
nimmt. Wenn sich zwei vatika
nische Behörden mit dem Fall
befassen und nichts merken,
dann liegt Systemversagen der
Kurie vor.
Seit Jahren sonderte William
son judenfeindliche Äuße
rungen ab, und die ersten Mel
dungen über sein berüchtigtes
Interview waren in der Welt, be
vor das Gnadendekret unter
zeichnet wurde.
Man möge nicht so tun, als sei
en Williamsons Meinungen nur
ein politisches und kein theolo
gisches Problem: Die Piusbru
derschaft - und nicht nur er allein - lehrt eine kollektive
Schuld der Juden am Tod
Christi - entgegen der kirchli
chen Lehre. Die Exkommunika
tion wurde aufgehoben, obwohl
dieser Widerspruch anhält und
obwohl die begnadigten Bi
schöfe nicht daran denken, bis
zu einer endgültigen Aussöh
nung dem Kirchenrecht ent
sprechend auf die Amtsaus
übung zu verzichten.
Das war der zentrale Fehler,
und ihn hat der Papst zu ver
antworten. Nun muss er
klarstellen lassen: Wer wie
Williamson lehrt, kann nicht ka
tholischer Bischof sein; hält er
sich nicht an das Verbot der
Amtsausübung, hat das Konse
quenzen. Solange das nicht
klar wird, ist nichts erledigt.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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