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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zum Papst

Köln (ots)

Verletzt und versöhnlich
RAIMUND NEUSS zum Papstbrief
Ohne Beispiel in der Kirchen
geschichte ist der Brief von
Benedikt XVI. an seine "Mitbrü
der im bischöflichen Dienst":
Wann hat jemals ein Papst Feh
ler so offen eingestanden, so in
tensiv um Verständnis gewor
ben und auch seine eigene Ver
letztheit so deutlich gezeigt?
"Sprungbereiter Feindseligkeit"
fühlt sich der Papst ausgesetzt
und bezieht ein Paulus-Wort
vom "Beißen und Zerreißen"
auf jene, die die Freiheit eines
Christenmenschen angeblich
falsch verstehen. Die emotiona
le Reaktion ist verständlich: Es
gab bösartige Angriffe. Die the
ologische Zuspitzung ist es
nicht ganz: Denn die meisten
Kritiker haben sehr wohl zwi
schen der Sache und der Per
son des Papstes unterschieden.
Sehr fair ist es dagegen, wie
Benedikt XVI. in seinem bewe
genden Brief auch bei Gegnern
"Verletzungen ... über den Au
genblick hinaus" anerkennt. Ein
versöhnlicher Satz, dem hof
fentlich Konsequenzen folgen:
Wenn der Papst davor warnt,
491 Pius-Priester als Vertreter
einer radikalen Randgruppe
auszugrenzen, werden dann
auch andere, "liberale" Rand
gruppen von solchem pastora
len Pragmatismus profitieren?
Sicher richtig sind die Konse
quenzen, die der Papst aus
dem Desaster um Bischof Willi
amson zieht. Der Hauptverant
wortliche, Kardinal Castrillón
Hoyos, ist seine Aufgabe de
facto los. Künftig müssen die
bisher bevorzugt behandelten
Piusbrüder wie jeder andere
Abweichler mit der Glaubens
kongregation sprechen. Das er
laubt eine koordinierte Bearbei
tung und ist die angemessene
Reaktion auf die Frechheit, mit
der sie die Bekehrung der Rest-<>
Kirche angekündigt hatten.
Besser hätte der Papst auch
auf eine andere Frechheit
der Piusbrüder reagiert: Sie be
haupten, ihnen seien Priester
weihen "nie untersagt" worden,
wie "in persönlichen Gesprä
chen in Rom" (mit wem?) be
stätigt worden sei. Die Nuntia
tur in Berlin dementiert das -
der Papst schweigt dazu und zu
den Konsequenzen, die neue
Weihen hätten (also vermut
lich: keine). Das mag wieder
pastoraler Pragmatismus sein,
irritiert aber jene Gläubigen,
die weder zum "rechten" noch
zum "linken" Rand gehören.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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