Kölnische Rundschau: zum Kölner Archiv/neue Fakten
Köln (ots)
Ganz nebenbei kam gestern bei einer der täglichen Pressekonferenzen nach dem Einsturz des Historischen Archivs in Köln und zweier Nachbarhäuser heraus, dass in der Baugrube unterhalb dieser Häuser viel mehr Wasser abgepumpt worden ist, als genehmigt war. Jeder wusste, dass die Wasserhaushaltung in solch einer tiefen Baugrube sicherheitsrelevant ist, aber offenbar nicht die Stadtverwaltung. Denn auch gestern noch betrachtete die zuständige Dezernentin die neuen Fakten im Zusammenhang mit dem U-Bahn-Bau ausschließlich unter Umweltgesichtspunkten. Das ist symptomatisch für den Umgang aller beteiligten Behörden und Firmen mit dieser Großbaustelle. Jeder hat mitgemengt, aber keiner ist's gewesen. Selbst die Bauleitung ist so weit nach unten delegiert worden, dass sich de facto die Akteure selbst beaufsichtigen sollten. Das kann und darf keine gängige Praxis sein. Erst durch hartnäckige Nachfragen von Journalisten sind nun die Wasserprobleme öffentlich geworden. Schon lange vor dem Unglück hätten sie aufgedeckt werden können, wenn es amtliche Kontrollen gegeben hätte. Gut, dass die Brunnenprotokolle jetzt wenigstens umgehend an die Staatsanwaltschaft weitergegeben wurden. Denn nun muss eine schnelle und lückenlose Aufklärung her. Ganz offensichtlich haben die Behörden leichtgläubig verschiedenen Firmen wegen ihres Rufes zu stark vertraut. Dieses Vertrauen ist missbraucht worden und hat zwei Menschen das Leben gekostet. Jetzt ist es an der Zeit, dass die Schuldigen zu ihrer Verantwortung stehen und nicht weiter den Schwarzen Peter von einem zum anderen schieben. Die KVB haben gestern noch per Anwalt klar gestellt, dass sie nur dann eine Schuld treffe, wenn sie etwa Kenntnis von fehlerhaften Arbeiten gehabt hätten. Und das streiten die KVB ab - gleichzeitig aber räumen sie ein, von den zusätzlichen Brunnen und erhöhtem Wasserfluss gewusst zu haben. Vor dem Hintergrund des Todes zweier junger Menschen ein Ränkespiel, das fassungslos macht.
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