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Kölnische Rundschau: Kölnische Rundschau Kommentar zu Mehdorn

Köln (ots)

Gescheitert
RAIMUND NEUSS  zur Zukunft Mehdorns
Hartmut Mehdorn hat nicht
mehr viele Freunde. Von
sich aus will er nicht gehen,
aber kein Politiker wagte es
gestern, offen zu Mehdorn zu
stehen. CDU und CSU, die in
tern an dem einst von Gerhard
Schröder geholten Manager
noch festhalten, spielen auf
Zeit. Sie wollen Mehdorn erst
nach der Wahl ersetzen, weil es
dann mehr Chancen für eine ih
nen genehme Führungskraft im
25. Stock des "Bahntowers"
geben könnte.
Dieses Spiel geht wohl nicht
mehr lange gut. Die Gewerk
schaften lassen Mehdorn fal
len, wobei der äußere Anlass
gar nicht so wichtig ist. Welche
E-Mail-Kontrollen sind in einem
Unternehmen zulässig? Das ist
Stoff für Habilitationsschriften;
wer umgekehrt über dienstli
che Konten Streiks organisiert
oder Interna an die Medien
gibt, handelt in der Regel ille
gal.
Bisher liegen zu wenige De
tails - etwa Betriebsverein
barungen - auf dem Tisch, um
beurteilen zu können, ob das
Vorgehen der Bahn zulässig
war oder nicht. Aber wie immer
diese Prüfung ausgeht, das Er
gebnis wird Mehdorn nichts
mehr helfen. Gegen die eigenen
Mitarbeiter lässt sich kein Un
ternehmen auf Dauer führen,
und deren Vertrauen hat Meh
dorn verspielt. Was ist das für
ein Chef, der sich nach monate
langer Diskussion um die Über
wachung von Bahn-Mitarbeiter
immer noch damit herausre
det, er habe von einzelnen Akti
onen nichts gewusst? Wenn er
es wirklich bis heute nicht ge
schafft hat, Informationen da
rüber zu erhalten, und der Auf
sichtsrat deswegen Sonderer
mittler braucht - dann hat
Mehdorn seinen Job verfehlt.
Fatal für Mehdorn ist überdies
der nahende Wahlkampf.
Mehdorn ist Symbolfigur für
bestimmte Ziele: eine internati
onal wettbewerbsfähige, an der
Börse notierte Bahn. Seine Auf
gabe wäre es gewesen, die Öf
fentlichkeit für diesen Kurs zu
gewinnen. Mehdorn hat das
Gegenteil erreicht und dies so
gründlich, dass Verkehrsminis
ter Tiefensee schon mit einer
populistischen Absage an die
Bahnprivatisierung auf Stim
menfang geht. Der Bahnchef ist
an seinen eigenen Kommunika
tionsdefiziten gescheitert.

Pressekontakt:

Kölnische Rundschau
Jost Springensguth
print@kr-redaktion.de

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